Regierung legt Förderberichte 2011 und 2012 vor
Wien (pk) - Die österreichischen Volksgruppen wurden im Jahr 2012 mit insgesamt 3,79 Mio. € gefördert.
Jeweils rund 30 % der Fördersumme erhielten die slowenische und die kroatische Volksgruppe, der Rest teilt
sich auf die Volksgruppen der Roma, der Slowaken, der Tschechen und der Ungarn auf. Das geht aus dem Bericht über
die Volksgruppenförderung 2012 hervor, den das Bundeskanzleramt vor kurzem gemeinsam mit dem Bericht 2011
dem Parlament vorgelegt hat. Die Förderungen waren damit zuletzt leicht rückläufig. 2011 flossen
im Rahmen der Volksgruppenförderung noch 3,90 Mio. € an die sechs anerkannten österreichischen Minderheiten,
2010 waren es 3,93 Mio. € gewesen.
Ziel der Volksgruppenförderung ist es, den Erhalt von Sprache und Kultur der Volksgruppen zu sichern. Zu diesem
Zweck werden unter anderem periodische Medien, Bildungs- und Kulturprojekte sowie Sportvereine gefördert.
Außerdem stellt das Bundeskanzleramt unter dem Titel Strukturförderung Mittel zur Erhaltung der Infrastruktur
von Volksgruppenorganisationen bereit. Vergeben werden die Förderungen auf Basis von Anträgen, wobei
die Empfehlungen der jeweiligen Volksgruppenbeiräte eine gewichtige Rolle spielen.
Die Regierung war in der vergangenen Legislaturperiode bestrebt, die Volksgruppenförderung auf neue Beine
zu stellen, letztendlich blieb es aber bei einem Ministerialentwurf.
Hoher Stellenwert von Bildungs- und Betreuungsangeboten
Die im Jahr 2012 ausgeschütteten Förderungen teilen sich wie folgt auf die einzelnen Volksgruppen auf:
Kroaten 1,12 Mio. € (29,58 %), Roma 433.800 € (11,46 %), Slowaken 104.700 € (2,77 %), Slowenen 1,24 Mio. € (32,81
%), Tschechen 411.430 € (10,87 %) sowie Ungarn 471.210 € (12,44 %). Dazu kommen 3.000 € für ein Volksgruppen
übergreifendes Projekt (0,08 %). Rund 58 % der Mittel flossen in die Strukturförderung, 42 % gingen in
Projekte.
Die Schwerpunkte, die die einzelnen Volksgruppen setzen, sind unterschiedlich. Während etwa bei der slowenischen
Volksgruppe Zentralorganisationen und Vereine eine wesentliche Rolle spielen, nimmt innerhalb der kroatischen Volksgruppe
die Fördersparte Medien einen zentralen Platz ein. Unter anderem wurden 2012 zwei Wochenzeitungen und zwei
Vereinszeitschriften in burgenlandkroatischer Sprache herausgegeben.
In allen Volksgruppen einen besonderen Stellenwert haben Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche.
So wurden unter anderem Förderungen für zweisprachige Kleinkindergruppen und Kindergärten, die volksgruppensprachliche
Nachmittagsbetreuung von Schulkindern, für außerschulische Lernhilfe sowie für Sprachlager und
Feriensprachkurse gewährt. Innerhalb der tschechischen Volksgruppe floss ein Großteil der Förderungen
in den Schulverein Komensky, der eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht betreibt und einen durchgängigen
Bildungszug vom Kindergarten bis zur Matura anbietet.
Im Kulturbereich wurden unter anderem Folkloreaktivitäten, Singwettbewerbe, Theaterprojekte und Ausstellungen
finanziell unterstützt. In der tschechischen Volksgruppe spielen zudem seit jeher Sportvereine eine wesentliche
Rolle, wobei im Bericht ausdrücklich betont wird, dass durch die Förderung von Sportvereinen aus Mitteln
der Volksgruppenförderung nicht der Sport als solcher gefördert wird, sondern der Volksgruppenspracherwerb
von Kinder und Jugendlichen im Rahmen einer als attraktiv empfundenen Freizeitgestaltung.
2012 wurden 168 Vereine und Organisationen finanziell unterstützt
Zu den größten Fördernehmern 2012 gehörten neben dem Schulverein Komensky (337.440 €), der
Verein ROMA (157.600 €), der Kroatische Kulturverein im Burgenland, der Kroatische Presseverein, das Kroatische
Kultur- und Dokumentationszentrum im Burgenland (je 143.200 €), der Burgenländisch-Ungarische Kulturverein
(120.000 €), der Verein Roma-Service (112.000 €), das Kroatische Zentrum für Kultur, Bildung und Politik (102.200
€), die Kärntner Musikschule (100.000 €), der Slowenische Kulturverband (99.300 €) sowie die Kroatische Sektion
im Pastoralamt der Diözese Eisenstadt (99.200 €). Insgesamt wurden 168 Einrichtungen und Vereine finanziell
unterstützt.
Unter den geförderten Einzelprojekten finden sich u.a. auch ein zweisprachiger Weblog zu Roma-Themen, die
Erweiterung der slowenischsprachigen Online-Lernplattform "mala.sova.at", das Kärntner Projekt "Patenschaft
für Mehrsprachigkeit" sowie die Dokumentation und Archivierung der in Österreich vorrangig gesprochenen
Romanes-Varianten.
Das Bundeskanzleramt ist im Übrigen nicht das einzige Ministerium, das die österreichischen Volksgruppen
finanziell unterstützt. Wie der Bericht festhält, nahmen im Berichtszeitraum auch das Unterrichtsministerium,
das Sozialministerium und in einigen Fällen auch das Außenministerium finanzielle Mittel zur Hand, die
Volksgruppenorganisationen zugute kamen.
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