Wien (vetuni) - Anhand eines einfachen Lerntests untersuchten Verhaltensbiologinnen vom Messerli Forschungsinstitut
der Vetmeduni Vienna, wie gut Wölfe und Hunde voneinander lernen. Ihre Studie belegt, dass Wölfe deutlich
erfolgreicher Artgenossen imitieren als Hunde. Wölfe scheinen sich untereinander genauer zu beobachten als
Hunde. Wahrscheinlich liegt sogar der Ursprung der guten Hund-Mensch-Beziehung in dieser Fähigkeit der Wölfe
untereinander zu kooperieren. Die Arbeit wurde soeben im Journal PLOS ONE veröffentlicht.
Wölfe wurden vor mehr als 15.000 Jahren domestiziert. Die Fähigkeit der Hunde, mit dem Menschen eine
soziale Beziehung einzugehen, führen Experten auf diesen Veränderungsprozess vom Wild- zum Haustier zurück.
Wie hat sich die Domestikation aber auf die Interaktion der Tiere untereinander ausgewirkt. Um diese Frage zu klären,
untersuchten die Verhaltensforscherinnen Friederike Range und Zsófia Virányi insgesamt etwa 30 Wölfe
und Hunde am Wolf Science Center (WSC) in Ernstbrunn, Niederösterreich.
Wölfe imitieren Artgenossen und lösen so Probleme
Die Forscherinnen zeigten anhand eines sozialen Lernversuchs, dass Wölfe wesentlich besser als Hunde abschneiden,
wenn sie Artgenossen beim Öffnen eines Behälters beobachten, um dann selbst dieses Behältnis zu
öffnen. An der Studie nahmen 14 Wölfe und 15 Mischlingshunde teil. Wölfe wie Hunde waren etwa sechs
Monate alt, wurden mit der Hand aufgezogen und in Rudeln gehalten. Alle Tiere beobachteten eine von zwei Situationen,
in der ein trainierter Hund eine Holzbox entweder mit der Schnauze oder der Pfote öffnete. In jeder Box befand
sich eine Futterbelohnung. Alle Wölfe öffneten erfolgreich die Box, nachdem sie den Artgenossen zuvor
bei dieser Tätigkeit beobachtet hatten. Im Gegensatz dazu schafften dies lediglich vier von 15 Hunden. Friederike
Range interpretiert: „Die Wölfe haben sehr genau beobachtet, was ihnen vorgemacht wurde und konnten dieses
Wissen zum Lösen des Problems anwenden. Dies kommt wahrscheinlich daher, dass Wölfe sehr viel stärker
auf die Koordination mit Artgenossen angewiesen sind als Hunde und daher auch aufmerksamer auf die Aktionen ihrer
Partner achten“
Auffällig war, dass Wölfe häufiger jene Methode zum Öffnen der Box verwendeten, die sie zuvor
beobachtet hatten. Die Hunde hingegen wählten, wenn es denn klappte, eher zufällig zwischen den beiden
Methoden „Schnauze“ oder „Pfote“.
Wölfe beobachten ihre Artgenossen genauer als Hunde es tun
Um auszuschließen, dass lediglich die Entwicklung der Hunde langsamer als die der Wölfe ist und so die
Hunde noch zu jung für diese kognitive Leistung waren, wiederholten die Forscherinnen den Test noch einmal
nach rund neun Monaten. Die älteren Hunde zeigten aber auch zu diesem späteren Zeitpunkt keine Verbesserung
ihrer Fähigkeiten.
Eine Erklärung für die Überlegenheit der Wölfe ist, dass Wölfe möglicherweise besser
Problemstellungen lösen, als Hunde. Im Fall der vorliegenden Studie testeten die Forscherinnen deshalb abermals
die Fähigkeit der Wölfe, eine Box zu öffnen, jedoch ohne Demonstration durch einen Artgenossen.
In diesen Fällen waren die Wölfe eher selten erfolgreich. Das Gelingen beruht also tatsächlich auf
der Beobachtung der Artgenossen. Range: „Wir gehen davon aus, dass die Beziehung zwischen Mensch und Hund ursprünglich
aus der Kooperation zwischen den Wölfen untereinander resultiert. Hunde haben diese angeborene sozialen Fähigkeit
zur Kooperation auf den Menschen ausgeweitet und akzeptieren ihn als Sozialpartner.“
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist die einzige veterinärmedizinische,
akademische Bildungs- und Forschungsstätte Österreichs und zugleich die älteste im deutschsprachigen
Raum (gegründet 1765). Die Vetmeduni Vienna forscht an Themen, die für die Gesellschaft bedeutend sind.
Ihr Augenmerk gilt der Tiergesundheit ebenso wie der präventiven Veterinärmedizin, dem öffentlichen
Gesundheitswesen genauso wie der Lebensmittelsicherheit. Im Forschungsinteresse stehen die Schaffung wissenschaftlicher
Grundlagen für das Wohlbefinden von Tieren, Themen der Tierhaltung, des Tierschutzes und der Tierethik.
Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bildet zurzeit 2300 Studierende
aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und modernste Forschungsinfrastruktur.
Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich
gehören ebenfalls dazu.
Der Artikel „Wolves are better imitators of conspecifics than dogs“ von Friederike
Range und Zsófia Virányi wurde am 29.1.2014 im Journal PLOS ONE publiziert. http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0086559
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