Rössler: Nationalpark hat Vorbildwirkung bei Schutz und beim Wissen um die Bestände
Salzburg (lk) - Im Jahr 2013 lag der Nachwuchs bei den Steinadlern mit zwölf Jungvögeln nur geringfügig
unter dem Durchschnitt vergangener Jahre von 14 jungen Steinadlern. Vor allem die niederschlagsreichen und relativ
kalten Frühjahrsmonate könnten die Ursache des unterdurchschnittlichen Bruterfolges sein. Die Hälfte
des Steinadlernachwuchses (sechs Jungvögel) kam im Salzburger Anteil der Hohen Tauern zur Welt, die andere
Hälfte zu gleichen Teilen in Tirol und Kärnten. Der Bruterfolg – das Verhältnis von bestätigten
Jungvögeln zu kontrollierten Elternpaaren – liegt in Salzburg mit fast 0,4 höher als im Hohe Tauern-Schnitt
von 0,3. Er ist aber wesentlich niedriger als bei den Ersterhebungen 2003 (0,54) und 2005 (0,48). Das ist das Ergebnis
des Steinadlermonitorings im Nationalpark Hohe Tauern.
Begonnen hat das Steinadlermonitoring mit der wissenschaftlichen Basiserhebung "Aquilalp" in den Jahren
2003 bis 2005. Damals wurde in sämtlichen ostalpinen Schutzgebieten der Steinadlerbestand erhoben, Horste
kartiert, Lebensräume sowie Lebensbedingungen erforscht und ein Monitoring aufgebaut. Seit 2011 werden jährlich
Horste kontrolliert und die Populationsentwicklung aufgezeichnet.
Obwohl der Steinadler auch außerhalb der Alpen weit verbreitet ist, wird kaum ein anderes Tier so häufig
mit dem alpinen Lebensraum in Verbindung gebracht. Für Nationalparkreferentin Landeshauptmann-Stellvertreterin
Dr. Astrid Rössler ist der Steinadler nicht nur ein Imageträger des Nationalparks, der gerne in Naturfilmen
und im Marketing Verwendung findet. "Der Steinadler ist eine der auch nach der Vogelschutzrichtlinie der EU
streng geschützten Greifvogelarten der alpinen Region. Als größtes NATURA 2000 Schutzgebiet der
Alpen müssen wir hier vorbildlich sein, was den Schutz und die Erhaltung, aber auch was das Wissen um die
Bestände betrifft", so Rössler. Auch viele Entscheidungen in Bewilligungsverfahren – etwa bei Hubschrauberflügen
– stützen sich auf Daten aus dem Steinadler-Monitoring.
Ranger werden für Steinadlermonitoring eingeschult
Auf diesem Gebiet sieht Nationalparkdirektor Dipl.-Ing. Wolfgang Urban Verbesserungsbedarf. Wie aussagekräftig
Statistiken sind, ist immer auch von der Erhebungsgenauigkeit abhängig. Personaleinsparungen bei den Berufsjägern
im Jahr 2013 hätten bereits Lücken hinterlassen. Weil heute weder mit mehr Geld noch mit mehr Personal
zu rechnen ist, müssen kreative Lösungen gefunden werden. "Wir werden nun Ranger für das Steinadlermonitoring
einschulen und dann Beobachtungsdaten auch parallel zu Gebietsaufsichtstätigkeiten, aber auch zu Besucherprogrammen
sammeln. Das könnte auch für die Gäste uninteressant sein", sieht Urban die Sache positiv.
Ganz neu ist die Kombination von Besucher/innenprogrammen und Naturschutzarbeit nicht. Im Krumltal in Rauris können
schon seit einigen Jahren im Sommer Besucher/innen am Bartgeiermonitoring mitarbeiten. "Einmal pro Woche kann
eine entsprechende Führung gebucht werden, aber auch die während des ganzen Sommers im Krumltal stationierten
Volontäre richten ihre Beobachtungsplätze so ein, dass sie interessierten Wanderern für Auskünfte
zur Verfügung stehen und selbstverständlich auch einen Blick durch das Spektiv gewähren. Das gibt
dem Nationalpark Authentizität und kommt bei den Besucherinnen und Besuchern sehr gut an", sind Rössler
und Urban überzeugt.
Bartgeier brüten wieder
Übrigens ist seit Kurzem gewiss, dass im Krumltal wieder ein Bartgeierpaar brütet. Erst ein einziges
Mal seit Beginn der Wiedereinbürgerung von Bartgeiern im Jahr 1986, nämlich im Jahr 2010, ist hier ein
Bartgeier-Junges in freier Wildbahn geschlüpft.
|