Eine Gegenüberstellung Aktionismus der Wiener Szene (1952-2014) damals und heute – von
3. Februar - 12. März 2014 in der VIERTELNEUN Gallery
Wien (viertelneun) - Der Wiener Aktionismus der 1960er Jahre hat die Stadt Wien und nachfolgende Künstlergenerationen
nachhaltig geprägt. Dabei wirkt nicht nur die Skandal-Tradition, der Bruch mit der Bigotterie seit der Kaiserzeit
am Fin de Siecle, lange in der Kunst nach: in exzessiven Körperaktionen und der expressiven Malerei der 1960er
sowie heutiger performativen Ausdrucksformen und dem Interesse an geschlechtlicher Ambiguität.
Setzt man an den zeitgenössischen Positionen an und blickt zurück auf die vorhergehenden Generationen,
so kristallisieren sich durchaus neue Erkenntnisse zur Heterogenität der jeweiligen Szenen und das Schaffen
einzelner Künstler heraus. Auch die Relevanz früherer „Outsider“ auf die heutige Kunstproduktion wird
erkennbar. Sichtbar wird dabei die Verbundenheit aktueller Kunst zur „Tradition“ aber auch die visionäre
Kraft, die der damaligen Avant-Garde inhärent ist.
Die Ausstellung ist nicht allein als Suche historischer Referenzialität zu verstehen, sondern als eine Art
Perspektivenerweiterung auf das damalige Geschehen im Kontext heutiger Produktion, die vieles in neuem Licht erscheinen
lässt.
Gezeigt werden Werke der Performance- und Konzeptkunst, der Malerei sowie Skulpturen und Objekte aus privaten Sammlungen
sowie junge Kunst, welche teilweise sogar eigens zur Ausstellung entstand. Die Neue Wilde Malerei von Hubert Schmalix
und späte figurative Arbeiten von Otto Mühl werden den sexuell aufgeladen Konturmalereien von Marianne
Vlaschitz gegenüber gestellt. Tendenzen des Art Brut und die Relevanz von Outsider-Artists, an Hand der Arbeiten
Padhi Friebergers zu sehen, werden in Bezug auf das künstlerische Schaffen Martin Grandits ersichtlich. Die
körperliche Erforschung und die bewusstseinserweiternde Wirkung des Exzesses werden durch Werke von Günter
Brus und Alex Ruthner aufgegriffen. Arbeiten des bekanntesten Rebellen gegen die Konvention, Franz West, sind
ebenso vertreten wie die geheimnisvollen und mystischen Positionen Hermann Nitschs.
Rückblickend erscheint der Wiener Aktionismus als ein stark männerdominierter Kreis, mit Ausnahme der
großartigen Performance- und Aktionskünstlerin Valie Export. In der Nachkommenschaft zeigt sich interessanterweise,
dass die Wirkung dieser Avant-Garde Einfluss auf das Schaffen aktueller Künstlerinnen hat und starke weibliche
wie männliche Positionen aus dem Nährboden Wiens heraus wachsen.
Schnittpunkte sind bei den performativen Arbeiten von Marianne Vlaschits sowie den persiflierenden und rohen Aquarellen
von Judith Rohrmoser zu sehen. Die Performances von Jakob Lena Knebl gehen in der Auseinandersetzung mit dem Körper
in eine entscheidende neue Richtung. Sie thematisiert die Transsexualität.
Werke von Pirmin Blum, Günter Brus, Padhi Frieberger, Adolf Frohner, Martin Grandits, Jakob Lena Knebl,
Michail Michailov, Mario Neugebauer, Hermann Nitsch, Otto Muehl, Arnulf Rainer, Judith Rohrmoser, Alex Ruthner,
Hubert Schmalix, Marianne Vlaschits, Franz West, Erwin Wurm, Wolfgang Zeindl
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