Wissenschafter der Uni Graz entwickelt Methode zur Gütertrennung
Graz (universität) - Wer bekommt die Postkartensammlung, wer den Goldhamster? Im Falle einer Scheidung
oder Erbschaft kommt es regelmäßig zu Streitigkeiten bei der Zuordnung der Habseligkeiten. Ao.Univ.-Prof.
Dr. Christian Klamler vom Institut für Finanzwissenschaft und Öffentliche Wirtschaft der Uni Graz hat
mit den amerikanischen Koautoren Steven Brams und Marc Kilgour einen Algorithmus entwickelt, wie Güter mit
ideellem Wert fair und neidfrei aufgeteilt werden können.
Der wissenschaftliche Artikel dazu erscheint in der Feber-Ausgabe des Fachmagazins „Notices of the American Mathematical
Society“.
Das Grundprinzip ist einfach: Zunächst reihen die beiden involvierten Personen die zur Verfügung stehenden
Objekte nach ihrer persönlichen Priorität. Dann nennen sie abwechselnd die Dinge auf dieser Liste. „Wollen
sie verschiedene Gegenstände, erhalten sie die jeweils. Hätten sie gerne dasselbe Stück, sucht eine
Formel nach der fairsten Lösung“, erklärt Klamler. Gerechtigkeit ist dann garantiert, wenn niemand die
Objekte des anderen den eigenen vorzieht. „Der Vorteil unseres Algorithmus liegt darin, dass die maximal mögliche
Anzahl an Gegenständen verteilt wird, ohne jemanden zu benachteiligen“, schildert der Wissenschafter.
Reiht Person A ihre Wünsche 1, 2, 3, 4 und Person B 2, 3, 4, 1, würden in einem ersten Schritt die Objekte
1 und 2 sehr einfach zugeteilt werden. Ab Nummer 3 käme es zum Konflikt. Der neue Lösungsweg schafft
es, in diesem Beispiel alle Dinge zuzuordnen, ohne eineN PartnerIn schlechter zu stellen: Person A bekommt 1 und
3, Person B 2 und 4. „Die Liste der Gegenstände ist natürlich beliebig erweiterbar, und zumindest eine
Lösung mit maximaler Zuteilung lässt sich immer finden“, betont Klamler.
Ähnliche Algorithmen entwickelt der Wirtschaftswissenschafter gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Dr. Andreas
Darmann auch im Rahmen des vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts „Fairness und
Auswahl in der Diskreten Optimierung“. Dabei geht es unter anderem darum, Kosten für Netzwerkstrukturen wie
Straßen oder Kanäle fair und effizient aufzuteilen. „Wir definieren zuerst sinnvolle Kriterien für
den Aufteilungsmechanismus, bestimmen dadurch den geeigneten Algorithmus und untersuchen gleichzeitig, ob sie diese
Vorgangsweise auch praktikabel sind“, präzisiert der Experte. Mit der Größe des Problems steigt
nämlich auch der Berechnungsaufwand, sodass selbst leistungsstarke Computer die Ergebnisse nicht mehr in vernünftiger
Zeit liefern können.
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