Landwirtschaft und Umwelt: Die Vorhaben
 der EU für 2014

 

erstellt am
07. 02. 14
11.30 MEZ

Andrä Rupprechter legt Bericht über Jahresvorschau vor
Wien (pk) - Das umfangreiche Programm der Europäischen Union unter griechischem Vorsitz in den Bereichen Landwirtschaft und Umwelt ist Gegenstand eines Berichtes des Landwirtschaftsministeriums, der dem Parlament nun vorliegt. Für Österreich von besonderer Bedeutung sind dabei vor allem die Themen Milchwirtschaft, Direktverkauf, Saatgut und "Green Economy", aber auch das Verhältnis der EU zur Gentechnik.

Auslaufen der Milchquoten: Österreich für "sanfte Landung"
Das Auslaufen der Milchquoten mit Ende März 2015 stellt die europäische Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Aus österreichischer Sicht ist es wichtig, dass eine "sanfte Landung" bis zu diesem Zeitpunkt in allen Mitgliedstaaten gewährleistet wird. Der Bericht plädiert dabei für ein rasch und wirksam eingreifendes Sicherheitsnetz der EU, meint aber auch, der Fokus sollte zudem auf proaktive Maßnahmen gelegt werden, um eine Krise erst gar nicht aufkommen zu lassen. Besonderen Handlungsbedarf ortet Österreich in diesem Zusammenhang bei den Bergbauern, deren kostenintensive Milchproduktion durch den Quotenauslauf am meisten betroffen ist.

EU erwägt Kennzeichnungsregelung für lokale Landwirtschaft
Unter griechischem Vorsitz sollen auch die Arbeiten an einer Kennzeichnungsregelung für die lokale Landwirtschaft und den Direktverkauf fortgesetzt werden. Dieser Bereich ist für Österreich insofern von eminenter Bedeutung, zumal rund ein Drittel der heimischen landwirtschaftlichen Betriebe lokale Direktvermarktung betreiben. Der Union liegt bereits ein Bericht aus dem Dezember 2013 vor, in dem die Frage behandelt wird, ob eine entsprechende Kennzeichnungsregelung eingeführt werden soll, um die Erzeuger bei der lokalen Vermarktung ihrer Produkte zu unterstützen. Analysiert werden dabei nun vor allem die sozioökonomischen und ökologischen Auswirkungen der lokalen Landwirtschaft und des Direktverkaufs.

Pflanzengesundheit: Österreichische Bedenken gegen zunehmende Harmonisierung
Auf dem Radar der Europäischen Union bleibt auch das Thema EU-Lebensmittelsicherheitsregime. Österreich wertet eine Reihe von Artikeln in den bisher von der EU präsentierten Vorschlägen als problematisch. Auch gehen, wie der Bericht zu bedenken gibt, die Ermächtigungen an die Kommission in Form von delegierten Rechtsakten zu weit, da vielfach die inhaltliche und finanzielle Tragweite insbesondere bei der Festlegung von Zuständigkeiten und Aufgaben nicht abschätzbar ist. Vorbehalte meldet Österreich überdies gegen einen EU-Vorschlag über amtliche Kontrollen an, dessen Anwendungsbereich aus Sicht des Ministeriums durch die Einbeziehung von gentechnisch veränderten Organismen zu weit gefasst ist.

Im Hinblick auf Pflanzenschutzmittel und deren Ausbringungsgeräte möchte Österreich die geltenden Regelungen weiterentwickeln und lehnt daher die Einbeziehung dieses Bereichs in die Kontrollverordnung ab. Bei der Pflanzengesundheit beurteilt der Bericht die zunehmende Harmonisierung kritisch, zumal es bisher im Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten lag, über Bekämpfungsmaßnahmen bei einzelnen Schädlingen zu entscheiden. Kritisch bewertet Österreich auch die Ausdehnung des Anwendungsbereichs der Verordnung zur Pflanzengesundheit auf Hobbygärtner und Privatpersonen. Dies könnte zu einer Erweiterung der Kontrollerfordernisse auf den nichtkommerziellen Handel und auf genetisches Ressourcenmaterial führen, warnt der Bericht.

Was die geplante Verordnung für pflanzliches Vermehrungsgut betrifft, spricht sich Österreich weiterhin vehement gegen die neuen Registrierungserfordernisse, neu hinzukommende Vorschriften für den Export in Drittstaaten und die Kennzeichnungs- und Aufzeichnungspflichten für private, nicht professionell tätige Personen aus und erteilt zusätzlichem Aufwand für Betriebe und Behörden eine klare Absage.

EU will Europäisches Semester ökologisieren
Die Umweltpolitik der Europäischen Union steht unter der Initiative "Ökologisierung des Europäischen Semesters" und will sicherstellen, dass die zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise gesetzten Maßnahmen so ausgestaltet werden, dass sie gleichzeitig auch zu den ökologischen Zielen der Union beitragen. Dieser Ansatz wird von Österreich ausdrücklich unterstützt, wobei es der Bericht als wesentlich erachtet, dass der Wachstumspfad der EU ausgewogen ist und sämtliche Dimensionen des Wachstums – so auch nachhaltiges, intelligentes, integratives Wachstum – anspricht. Das rein quantitative Wachstum sollte dabei von einem neuen Ansatz abgelöst werden, der die Qualität des Wachstums betont und die "Nebenwirkungen" des bisherigen Modells nicht außer Acht lässt, heißt es dazu im Bericht. In Summe strebt Österreich damit den Übergang zu einer "Green Economy" und zu Ressourceneffizienz an.

GVO: Österreich für innerstaatliche Entscheidungsmöglichkeit
Aktuell bleibt auch der Vorschlag für eine Verordnung zur Änderung der Richtlinie betreffend die den Mitgliedstaaten eingeräumte Möglichkeit, den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen auf ihrem Hoheitsgebiet zu beschränken oder zu untersagen. Konkret geht dieser Vorschlag auf eine entsprechende österreichisch-niederländische Initiative zurück, die ebenfalls wie ein dänischer Kompromissvorschlag von den großen EU-Mitgliedstaaten blockiert wurde. Trotz intensiver Bemühungen Österreichs und anderer Staaten konnte bisher noch keine Haltungsänderung im Rat erreicht werden. Österreich wird sich, wie der Bericht ankündigt, aber weiterhin für eine Annahme des Vorschlags einsetzen.

 

 

 

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