Bozen (lpa) - Am 05.02. wäre Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago hundert Jahre alt geworden. Dieser "Lichtgestalt
eines ganzen Landes" (O-Ton Landeshauptmann Arno Kompatscher) hat man auf dem nach Magnago benannten Platz
in Bozen gedacht: mit Vertretern aus allen Landesteilen und den Nachbarländern, aber auch mit politischen
Weggefährten Magnagos.
Mit einem landesüblichen Empfang und dem Abschreiten der Ehrenformation durch die beiden Landeshauptleute
Arno Kompatscher und Ugo Rossi wurde die Gedenkfeier zwischen Landtag und Palais Widmann in Bozen eröffnet,
bevor Silvius Magnago posthum selbst auf den Platz geholt wurde - per O-Ton aus dem Baumgartner-Archiv, in dem
der Alt-Landeshauptmann sich mit dem Erreichten zufrieden zeigte, sich aber auch die Frage stellte, ob ein anderer
an seiner Stelle vielleicht mehr erreicht hätte.
Eine Frage, die Landeshauptmann Arno Kompatscher verneinte. Er verglich den Paketvater mit einem Licht, das in
Südtirol die Hoffnung genährt habe, und strich den Weg der Gewaltlosigkeit hervor, den Magnago stets
verteidigt habe: "Er bleibt auf diesem Weg, weil er ihn - wohl auch wegen seiner schrecklichen Erfahrungen
im Krieg - für den einzig gangbaren hält, obwohl es ein Weg der Kompromisse ist, die manchmal weh tun
und sehr viel schwerer zu vermitteln sind als Justamentstandpunkte und Maximalforderungen", so der Landeshauptmann.
Silvius Magnago sei eine historische Figur, so Kompatscher, der ergänzte: "Historisch, wohlgemerkt, nicht
verstaubt, denn wer sich heute mit dem Leben und Wirken Magnagos befasst, kann daraus bleibende Lehren ziehen:
die Lehre etwa, dass sich Beharrlichkeit und Zähigkeit lohnt, dass der einfache Weg nicht immer auch der richtige
ist, dass man im Leben auch Kompromisse eingehen muss und vor allem, dass sich auf Gewalt keine Gesellschaft bauen
lässt", so der Landeshauptmann.
Landtagspräsident Thomas Widmann erinnerte daran, dass Magnago das Grundgerüst der Autonomie geschaffen
habe, "an dem wir heute Tag für Tag weiterbauen". Schon bei der Großkundgebung 1957 auf Schloss
Sigmundskron habe der Alt-Landeshauptmann deutlich gemacht, "dass die Zukunft Südtirols, die ihm vorschwebt,
nicht geträumt, sondern gestaltet werden muss, indem man das Machbare, das Umsetzbare, das Erreichbare vor
Augen hat", so Widmann. Sein Fazit lautete: "Wenn dieses Land, wenn Südtirol heute Sehnsuchtsland
so vieler Menschen ist, dann hat das - überspitzt gesagt - mit zwei Protagonisten zu tun: mit Gott und Silvius
Magnago", so der Landtagspräsident. Während Gott für die unvergleichliche Landschaft gesorgt
habe, habe Magnago die Grundlagen dafür geschaffen, "dass sich die Menschen in diesem Paradies nicht
wie die Wölfe an die Gurgel gehen, sondern wie die biblischen Schafe friedlich nebeneinander grasen, und zwar
auf saftigen Wiesen".
Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder erinnerte an das Erbe seines Vorgängers, ein Erbe, von dem alle drei Sprachgruppen
gleichermaßen zehren könnten, und zwar noch: "Das Erbe Magnagos ist eines, das keine Zeiten kennt",
so Durnwalder, der daran erinnerte, dass Magnago Südtirol in einer schwierigen Zeit an die Hand genommen habe:
"Mit Jammern, das wusste Silvius Magnago, lassen sich keine Probleme lösen, dafür muss man schon
selber anpacken." Magnago sei ein Hoffnungsträger für alle Schwachen, für alle Minderheiten
und - betonte der Alt-Landeshauptmann - "heute noch gleich aktuell wie vor hundert Jahren".
Das Überwinden alter Grenzen stellte dagegen Giancarlo Bolognini, langjähriger Bürgermeister von
Bozen und Landesrat im letzten Kabinett Magnago, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Mit Leidenschaft
und Verantwortung habe sich Silvius Magnago - aber mit ihm auch Menschen wie Joseph Gargitter oder Alcide Berloffa
- für den schwierigen und unpopulären Weg Richtung Autonomie entschieden. "Damit hat man eine neue
Gesellschaft geschaffen, neue Beziehungen in Südtirol, aber auch auf Staatsebene möglich gemacht, immer
den europäischen Horizont vor Augen", so Bolognini.
Von Magnago als "einer Politikerpersönlichkeit europäischer Statur" sprach schließlich
Hugo Valentin, der als ladinischer Vertreter dem letzten Regierungsteam Magnagos angehört hatte. Magnago sei
vom Volk geliebt und von seinen Gegnern gefürchtet worden, Politik, so Valentin, sei für ihn immer die
Kunst des Machbaren gewesen.
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