Eine Katastrophe und ihre Folgen

 

erstellt am
05. 02. 14
11.30 MEZ

2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Zahlreiche Ausstellungen in Wien beschäftigen sich im Gedenkjahr mit diesem Thema.
Wien (rk) - Die Wienbibliothek im Rathaus zeigt in der Ausstellung Wohin der Krieg führt. Wien im Ersten Weltkrieg die komplette Verwandlung, die die Stadt in viereinhalb Kriegsjahren erlebte. Wien, zur Hauptstadt eines kleinen Restes eines mächtigen Imperiums degradiert, wurde in Europa zum Synonym für einen umfassenden urbanen Niedergang. Zu sehen sind historische Dokumente aus der sogenannten „Kriegssammlung“, die auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters Richard Weiskirchner angelegt wurde. Begleitend zur Schau ist im Wiener Metroverlag ein umfangreiches Werk zu dem Thema erschienen. Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg (herausgegeben von Alfred Pfoser und Andreas Weigl) enthält reiches Illustrationsmaterial und versammelt Beiträge von über 50 Autoren, die die verheerenden Erfahrungen und die großen Transformationen dieser Zeit dokumentieren. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv beschäftigt sich in der Ausstellung Mangel – Hunger - Tod. Die Wiener Bevölkerung und die Folgen des Ersten Weltkrieges ebenfalls mit den dramatischen Veränderungen, die dieser erste „totale Krieg“ für die Stadt und ihre BewohnerInnen mit sich brachte. Die sich während des Krieges verschärfende Versorgungskrise schwebte wie ein Damoklesschwert über der Zwei-Millionen-Metropole. Sie sorgte bei einer mehrheitlich ohnehin unterernährten Bevölkerung für Hunger, Apathie und Tod.

Das Gemälde Totentanz von Anno Neun (1908) des österreichischen Malers Albin Egger-Lienz (1868-1926) wurde 1914 als mahnende Vorahnung des Ersten Weltkriegs interpretiert. Ausgehend von diesem Gemälde veranschaulicht eine Ausstellung in der Orangerie des Belvedere die Entwicklung des Künstlers und beleuchtet unterschiedliche Interpretationen seines Werks. Die Ausstellung An meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914-1918 der Österreichischen Nationalbibliothek veranschaulicht das historische Spannungsfeld zwischen Euphorie und Ernüchterung, Heldentum und Trauer, Propaganda und Elend, Soldatenleben und Kriegsalltag von Frauen und Kindern. Viele Objekte aus der „Kriegssammlung“ der ehemaligen Hofbibliothek werden dabei erstmals im Prunksaal am Josefsplatz zu sehen sein.

Der 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges und der 100. Todestag der ersten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner bilden den Anlass für ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der Stadt Wien mit Brno und Sarajevo. Die Schau Die Würde des Menschen findet im MUSA statt, das die Kunstsammlung der Stadt Wien beherbergt. In Sarajevo soll die Ausstellung in der Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina am 28.6.2014 eröffnen, in Brno im Haus der Kunst im Herbst 2014. Die Schau Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg des Jüdischen Museums Wien widmet sich den gravierenden Folgen, die der Erste Weltkrieg und der Untergang der alten Ordnung für die Juden Österreich-Ungarns hatte. In der Monarchie galten sie als die loyalsten Untertanen Kaiser Franz Josephs I., der ihnen Rechtssicherheit garantierte und den Antisemitismus verabscheute. An die 350.000 jüdische Soldaten dienten im Ersten Weltkrieg, die Frontlinien überrollten und verwüsteten das größte jüdische Siedlungsgebiet in Galizien. Die Ausstellung widmet sich zahlreichen Biographien von Soldaten, Politikern, Rabbinern, Künstlern oder Revolutionären und Pazifisten – darunter auch etliche Frauen.

Während bei der Mehrzahl der Wiener Ausstellungen zum Gedenkjahr 2014 das Attentat in Sarajevo und seine fatalen Konsequenzen im Mittelpunkt stehen, verlagert das Weltmuseum Wien den Fokus auf die Weltreise 1892/93 des österreichischen Thronfolgers. Die Schau Franz is here! Franz Ferdinands Reise um die Erde eröffnet neue Einblicke in die Welt eines facettenreichen und polarisierenden Menschen. Franz Ferdinand von Österreich-Este kehrte mit einer beeindruckend großen Jagdbeute und über 14.000 Objekten von seiner zehnmonatigen Weltreise zurück, von denen noch immer beinahe 10.000 im Weltmuseum Wien verwahrt werden. Das Technische Museum Wien setzt sich ab 8.5.2014 mit der Schau Krieg und Technik mit den Auswirkungen des Krieges und den Themen Front, Kriegsalltag und Propaganda auseinader. Kurz vor der geplanten Eröffnung des Technischen Museums brach der 1. Weltkrieg aus, der Blick auf die Geschichte wird so auch zum Blick auf die Museumsgeschichte.

Das Leopold Museum stellt in der Ausstellung Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918 die Schicksale österreichischer Künstler dieser Zeit in den Mittelpunkt und zeigt Meisterwerke, Fotos, Autographen und Dokumente zum Thema. Den Ausgangspunkt bilden die Kriegserfahrungen von Egon Schiele, Albin Egger-Lienz und Anton Kolig. Bezüge zum Heute bilden ausgewählte Positionen zeitgenössischer Künstler aus jenen Ländern, die im Ersten Weltkrieg Gegner Österreich-Ungarns waren. Am 28. Juli 1914 wurde nach der Kriegserklärung an Serbien das Kriegspressequartier in Wien errichtet. Durch die Einbindung der Kriegsberichterstattung in militärische Strukturen und eine kontinuierliche Versorgung der Presse mit Meldungen zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung wurde ein direkt bedienbares Kontrollinstrument für die Politik geschaffen. Das Bundeskanzleramt zeigt aus Anlass der hundertsten Wiederkehr dieser historischen Ereignisse gemeinsam mit dem Österreichischen Staatsarchiv im Palais Porcia die Ausstellung Extraausgabee! Die Medien und der Krieg 1914-1918.

Das Heeresgeschichtliche Museum eröffnet am 28.6.2014 neugestaltete Ausstellungsräume zum Ersten Weltkrieg. Neben einer chronologischen Gliederung werden auch geografische und vor allem thematische Schwerpunkte dieses Zeitabschnitts veranschaulicht. Aufgrund der gerade für 1914 bis 1918 sehr reichhaltigen Sammlungen können besondere Unikate gezeigt werden, etwa zum Attentat von Sarajevo das Automobil und die Uniform des Thronfolgers Franz Ferdinand. Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, in dem die Zivilbevölkerung massiv eingebunden war. Die Stadt wurde zur „Heimatfront“ und die Bevölkerung damit zu Beteiligten in einem Krieg, der zwar weit entfernt vom Stadtgebiet geführt wurde, aber unmittelbare Auswirkungen auf das Leben jedes einzelnen Bewohners hatte. Die Ausstellung Wien im Ersten Weltkrieg - Stadtalltag in Fotografie und Grafik im Wien Museum Karlsplatz beleuchtet den Schauplatz „Heimatfront“ aus unterschiedlichen Perspektiven.

 

 

 

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