2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Zahlreiche Ausstellungen
in Wien beschäftigen sich im Gedenkjahr mit diesem Thema.
Wien (rk) - Die Wienbibliothek im Rathaus zeigt in der Ausstellung Wohin der Krieg führt. Wien im Ersten
Weltkrieg die komplette Verwandlung, die die Stadt in viereinhalb Kriegsjahren erlebte. Wien, zur Hauptstadt eines
kleinen Restes eines mächtigen Imperiums degradiert, wurde in Europa zum Synonym für einen umfassenden
urbanen Niedergang. Zu sehen sind historische Dokumente aus der sogenannten „Kriegssammlung“, die auf Betreiben
des damaligen Bürgermeisters Richard Weiskirchner angelegt wurde. Begleitend zur Schau ist im Wiener Metroverlag
ein umfangreiches Werk zu dem Thema erschienen. Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg (herausgegeben
von Alfred Pfoser und Andreas Weigl) enthält reiches Illustrationsmaterial und versammelt Beiträge von
über 50 Autoren, die die verheerenden Erfahrungen und die großen Transformationen dieser Zeit dokumentieren.
Das Wiener Stadt- und Landesarchiv beschäftigt sich in der Ausstellung Mangel – Hunger - Tod. Die Wiener Bevölkerung
und die Folgen des Ersten Weltkrieges ebenfalls mit den dramatischen Veränderungen, die dieser erste „totale
Krieg“ für die Stadt und ihre BewohnerInnen mit sich brachte. Die sich während des Krieges verschärfende
Versorgungskrise schwebte wie ein Damoklesschwert über der Zwei-Millionen-Metropole. Sie sorgte bei einer
mehrheitlich ohnehin unterernährten Bevölkerung für Hunger, Apathie und Tod.
Das Gemälde Totentanz von Anno Neun (1908) des österreichischen Malers Albin Egger-Lienz (1868-1926)
wurde 1914 als mahnende Vorahnung des Ersten Weltkriegs interpretiert. Ausgehend von diesem Gemälde veranschaulicht
eine Ausstellung in der Orangerie des Belvedere die Entwicklung des Künstlers und beleuchtet unterschiedliche
Interpretationen seines Werks. Die Ausstellung An meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914-1918 der Österreichischen
Nationalbibliothek veranschaulicht das historische Spannungsfeld zwischen Euphorie und Ernüchterung, Heldentum
und Trauer, Propaganda und Elend, Soldatenleben und Kriegsalltag von Frauen und Kindern. Viele Objekte aus der
„Kriegssammlung“ der ehemaligen Hofbibliothek werden dabei erstmals im Prunksaal am Josefsplatz zu sehen sein.
Der 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges und der 100. Todestag der ersten Friedensnobelpreisträgerin
Bertha von Suttner bilden den Anlass für ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der Stadt Wien mit Brno und Sarajevo.
Die Schau Die Würde des Menschen findet im MUSA statt, das die Kunstsammlung der Stadt Wien beherbergt. In
Sarajevo soll die Ausstellung in der Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina am 28.6.2014 eröffnen, in Brno im
Haus der Kunst im Herbst 2014. Die Schau Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg des
Jüdischen Museums Wien widmet sich den gravierenden Folgen, die der Erste Weltkrieg und der Untergang der
alten Ordnung für die Juden Österreich-Ungarns hatte. In der Monarchie galten sie als die loyalsten Untertanen
Kaiser Franz Josephs I., der ihnen Rechtssicherheit garantierte und den Antisemitismus verabscheute. An die 350.000
jüdische Soldaten dienten im Ersten Weltkrieg, die Frontlinien überrollten und verwüsteten das größte
jüdische Siedlungsgebiet in Galizien. Die Ausstellung widmet sich zahlreichen Biographien von Soldaten, Politikern,
Rabbinern, Künstlern oder Revolutionären und Pazifisten – darunter auch etliche Frauen.
Während bei der Mehrzahl der Wiener Ausstellungen zum Gedenkjahr 2014 das Attentat in Sarajevo und seine fatalen
Konsequenzen im Mittelpunkt stehen, verlagert das Weltmuseum Wien den Fokus auf die Weltreise 1892/93 des österreichischen
Thronfolgers. Die Schau Franz is here! Franz Ferdinands Reise um die Erde eröffnet neue Einblicke in die Welt
eines facettenreichen und polarisierenden Menschen. Franz Ferdinand von Österreich-Este kehrte mit einer beeindruckend
großen Jagdbeute und über 14.000 Objekten von seiner zehnmonatigen Weltreise zurück, von denen
noch immer beinahe 10.000 im Weltmuseum Wien verwahrt werden. Das Technische Museum Wien setzt sich ab 8.5.2014
mit der Schau Krieg und Technik mit den Auswirkungen des Krieges und den Themen Front, Kriegsalltag und Propaganda
auseinader. Kurz vor der geplanten Eröffnung des Technischen Museums brach der 1. Weltkrieg aus, der Blick
auf die Geschichte wird so auch zum Blick auf die Museumsgeschichte.
Das Leopold Museum stellt in der Ausstellung Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918 die Schicksale österreichischer
Künstler dieser Zeit in den Mittelpunkt und zeigt Meisterwerke, Fotos, Autographen und Dokumente zum Thema.
Den Ausgangspunkt bilden die Kriegserfahrungen von Egon Schiele, Albin Egger-Lienz und Anton Kolig. Bezüge
zum Heute bilden ausgewählte Positionen zeitgenössischer Künstler aus jenen Ländern, die im
Ersten Weltkrieg Gegner Österreich-Ungarns waren. Am 28. Juli 1914 wurde nach der Kriegserklärung an
Serbien das Kriegspressequartier in Wien errichtet. Durch die Einbindung der Kriegsberichterstattung in militärische
Strukturen und eine kontinuierliche Versorgung der Presse mit Meldungen zur Beeinflussung der öffentlichen
Meinung wurde ein direkt bedienbares Kontrollinstrument für die Politik geschaffen. Das Bundeskanzleramt zeigt
aus Anlass der hundertsten Wiederkehr dieser historischen Ereignisse gemeinsam mit dem Österreichischen Staatsarchiv
im Palais Porcia die Ausstellung Extraausgabee! Die Medien und der Krieg 1914-1918.
Das Heeresgeschichtliche Museum eröffnet am 28.6.2014 neugestaltete Ausstellungsräume zum Ersten Weltkrieg.
Neben einer chronologischen Gliederung werden auch geografische und vor allem thematische Schwerpunkte dieses Zeitabschnitts
veranschaulicht. Aufgrund der gerade für 1914 bis 1918 sehr reichhaltigen Sammlungen können besondere
Unikate gezeigt werden, etwa zum Attentat von Sarajevo das Automobil und die Uniform des Thronfolgers Franz Ferdinand.
Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, in dem die Zivilbevölkerung massiv eingebunden war. Die Stadt wurde
zur „Heimatfront“ und die Bevölkerung damit zu Beteiligten in einem Krieg, der zwar weit entfernt vom Stadtgebiet
geführt wurde, aber unmittelbare Auswirkungen auf das Leben jedes einzelnen Bewohners hatte. Die Ausstellung
Wien im Ersten Weltkrieg - Stadtalltag in Fotografie und Grafik im Wien Museum Karlsplatz beleuchtet den Schauplatz
„Heimatfront“ aus unterschiedlichen Perspektiven.
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