Firmeninsolvenzen sinken auf den tiefsten Wert seit 10 Jahren, aber "Jahr der VIPs - Very
Important Pleiten"
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das
Gesamtjahr 2013 zeigen folgende positive Entwicklungen. Die Unternehmensinsolvenzen sind um 8,3% auf 5.747 Verfahren
zurückgegangen. Weniger Insolvenzen gab es zuletzt im Jahr 2003. Die Anzahl an eröffneten Verfahren ist
dabei um 4% auf 3.350 Unternehmen gesunken. In 2.397 Fällen (-13,6%) wurden die Insolvenzanträge mangels
kostendeckenden Vermögens abgewiesen. Jedes 6. Verfahren wurde als Sanierungsverfahren eröffnet. Trotz
dieser erfreulichen Zahlen ist das vergangene Jahr aber ein Jahr der "VIP - Very Important Pleiten" gewesen.
Durch das massive Auftreten von Großinsolvenzen wie ALPINE, Dayli und Niedermeyer sind die Insolvenzverbindlichkeiten
auf einen neuen Rekord von rund 6 Mrd. Euro gestiegen. Dazu kam, dass über 30.000 Arbeitsplätze von einer
Insolvenz betroffen waren.
Dazu Rainer Kubicki, Geschäftsführer von Creditreform: "Österreichs Unternehmen haben sich
in den vielfältigen Krisen der Vergangenheit als sehr robust und lernfähig erwiesen. Viele haben Maßnahmen
im professionellen Risikomanagement, im Eigenkapitalaufbau und im Export gesetzt. Für jene, die die Zeichen
der Zeit nicht erkannt haben, könnte es nun eng werden."
Bundesländervergleich
Der Blick auf die Bundesländer zeigt, dass nur in Kärnten (+3,7%) die Insolvenzen gestiegen sind.
Die stärksten Rückgänge verzeichnen die Bundesländer Burgenland (-24,6%), Vorarlberg (-23,2%)
und Wien (-11,4%). Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit 21 Insolvenzen pro 1.000
Unternehmen. Österreichweit wurden im Durchschnitt rund 16 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
Branchenvergleich
Die am stärksten betroffenen Branchen sind die Branche "Verkehr- und Nachrichtenübermittlung"
(Transportwesen) und das "Bauwesen" mit 35 bzw. 31 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Am stärksten
sind die Insolvenzen im Kredit- und Versicherungswesen (-30,9%) und im Handel (-14,3%) gesunken. Für den Industriestandort
Österreich sollte der Zuwachs an Insolvenzen in der Branche "Sachgütererzeugung" um 2,0% eine
Warnung sein.
Conclusio
Trotz schwieriger Geschäftslage, sinkenden Umsätzen und Aufträgen im vergangenen Jahr zeigen
sich die österreichischen Unternehmen weniger insolvenzgefährdet. Seit der Lehman-Brothers-Insolvenz
haben viele Unternehmen in ihr (Kredit-)Risikomanagement investiert bzw. sind im Geschäftsverkehr vorsichtiger
geworden. Die heimischen Unternehmen haben sich auch mit der angespannten Kreditsituation abgefunden und schauen
sich verstärkt nach alternativen Finanzierungsinstrumenten (Leasing, Factoring, Crowd-funding) um. Gleichzeitig
wurde seit 2008 mehr Augenmerk auf die Eigenkapitalausstattung gelegt. Laut Creditreform-Umfrage unter 7.000 Betrieben
gelten 41% der Unternehmen mittlerweile als gut kapitalisiert, das sind um 10 Prozentpunkte mehr als noch vor 10
Jahren. Diese beiden Faktoren zusammen mit einer besseren Konjunkturaussicht lassen somit auch eine positive Prognose
für die Insolvenzentwicklung 2014 zu. Creditreform rechnet daher mit einem weiteren Rückgang an eröffneten
Firmeninsolvenzverfahren auf rund 3.100 Insolvenzen.
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