Engagement von MigrantInnen in Entwicklungszusammenarbeit stärken
Wien (rk) - MigrantInnen sind in den professionellen Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeit und bei
der Durchführung von offiziellen und staatlich geförderten Entwicklungsprojekten in Österreich unterrepräsentiert.
Vor diesem Hintergrund eröffnete die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger am 11.02. eine
Podiumsdiskussion zum Engagement von MigrantInnen in der Entwicklungszusammenarbeit im Wiener Rathaus. ExpertInnen
aus dem In- und Ausland diskutierten dabei über kommunale und nationale Handlungsmöglichkeiten für
Migration und Entwicklung. "Das Engagement von Migrantinnen und Migranten in allen gesellschaftlichen Bereichen
muss anerkannt werden. Das gilt auch für die Entwicklungszusammenarbeit. Dass sich Menschen für die positive
soziale Entwicklung in ihren Herkunftsländern, oder deren ihrer Eltern, engagieren ist nicht selbstverständlich.
Wir brauchen Menschen, die Brücken bauen und Solidarität leben", betont Frauenberger in ihrer Eröffnung
Best-Practice-Projekte in der Schweiz und Bologna
Grundlage für die Diskussion boten erfolgreiche Beispiele für die Mobilisierung von Diaspora-Engagement
in der Schweiz und der Stadt Bologna. Die Gesamtinvestitionen der schweizerischen Direktion für Entwicklung
und Zusammenarbeit (DEZA) im Bereich Migration und Entwicklung belaufen sich auf umgerechnet 54,8 Mio Euro. "Das
Globalprogramm Migration und Entwicklung setzt sich in Herkunfts-, Transit- und Aufnahmeländern für die
Schaffung von Rahmenbedingungen ein, welche dem Diaspora-Engagement förderlich sind, und erarbeitet mit ausgewählten
Diaspora-Organisationen innovative Projekte", erklärte Martina Schlapbach von der DEZA.
Lucia Fresa von der Stadt Bologna berichtete von ihren Erfahrungen aus der Kommunalpolitik: "Die Einbindung
von Migrantinnen und Migranten und ihren Communities und Organisationen als Akteure und nicht als Objekte ist für
den nachhaltigen Erfolg von kommunalen Initiativen von entscheidender Bedeutung". Diesen Gedanken nahm auch
Alexis Nshimyimana Neuberg von der Afrika Vernetzungsplattform in Österreich (AVP) auf: "In Österreich
leben mehr als 45.000 Menschen afrikanischer Abstammung. Deren fachliches und regionales Know How sowie Engagement
soll als Ressource genutzt werden, um Projekte bzw. Unternehmen sowohl in Afrika als auch in Österreich zu
entwickeln und umzusetzen".
Bedingungen in Entwicklungszusammenarbeit schaffen
"Das gemeinsame Potential der in Österreich lebenden Migrantinnen und Migranten und der entwicklungspolitischen
NGOs sollte mehr als bisher dazu genutzt werden, die Wirksamkeit von Entwicklungsprojekten zu erhöhen. Um
dieses wichtige Ziel zu erreichen, benötigt es allerdings auch die notwendige finanzielle Grundausstattung",
bestätigte auch Annelies Vilim von der Arbeitsgemeinschaft Globale Verantwortung für Entwicklung und
Humanitäre Hilfe.
Helmuth Hartmeyer von der Austrian Development Agency sprach sich für mehr Engagement von MigrantInnen in
der EZA aus: "Für ein nachhaltiges Diaspora Engagement in der Entwicklungspolitik braucht es offene Diskussionen,
was wir jeweils unter Entwicklung verstehen und welche Interessen die Mehrheitsgesellschaft und die Diaspora verbinden".
Abschließend wies Michael Fanizadeh, Projektleiter von CoMiDe (VIDC) auf die Notwendigkeit von Förderstrukturen
hin: "Es fehlt an geeigneten Förderstrukturen und Weiterbildungsmaßnahmen, außerdem behindern
rechtliche Barrieren das Engagement von migrantischen Gruppen in der EZA. In diesem Sinne fordern wir die Anerkennung
von Diaspora-Organisationen als wichtige Akteure und eigene Förderstrukturen für diese in der EZA".
Das Projekt CoMiDe
Das Projekt CoMiDe wurde im April 2011 gestartet und ist ein dreijähriges Projekt, welches von der Europäischen
Kommission und der OEZA gefördert wird. Im Rahmen dieses Projektes steht die Frage der Herstellung einer kohärenten
Migrations- und Entwicklungspolitik auf staatlicher und europäischer Ebene im Vordergrund. Des Weiteren sollen
Kooperationen zwischen entwicklungspolitischen NGOs und migrantischen Organisationen und Communities in Italien,
Slowenien, Slowakei und Österreich initiiert werden.
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