Kooperative Forschung unter einem D-A-CH
Innsbruck (i-med) - Im Februar fiel der Startschuss für ein neues trinationales Forschungsprojekt mit
starker Beteiligung der Medizinischen Universität Innsbruck. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft,
dem österreichischen Wissenschaftsfonds und dem Schweizerischen Nationalfonds geförderte Forschungsvorhaben
legt den Fokus auf eine Gruppe von Zelltod auslösenden Signalmolekülen. Ein besseres Verständnis
ihrer Interaktionen kann zur Entwicklung innovativer Therapien bei Krebs und Autoimmunerkrankungen beitragen.
Das Gleichgewicht zwischen Zelltod und Zellwachstum ist entscheidend für sehr viele Prozesse in unserem Organismus.
Fehler in der Zelltodkontrolle können zur Entstehung von Tumoren und Autoimmunerkrankungen beitragen. Das
gezielte Zell-Sterben – die Apoptose – kann aber auch der Entstehung von Tumoren vorbeugen, weshalb die Auslösung
dieses „Selbstmordprogramms“ Teil der Strategie von Krebstherapien ist. Auch für das Immunsystem ist die Apoptose
wichtig, damit sich Zellen, die sich gegen den eigenen Körper richten, selbst aus dem Verkehr ziehen. Verschiedene,
miteinander interagierende Signalmoleküle sind verantwortlich für die Regulation dieses Programms, das
jeder Zelle innewohnt.
Neue Einblicke in ein komplexes Netzwerk von Signalen
Das besondere Interesse der ForscherInnen gilt den Mitgliedern der Bcl-2-Familie (B-cell lymphoma 2), von denen
man bereits seit den 1970er Jahren weiß, dass sie den apoptotischen Zelltod regulieren. „Es handelt sich
dabei um eine Gruppe von Signalmolekülen mit gegensätzlichen Eigenschaften: Je nachdem, welche Familienmitglieder
dominieren, wird der gezielte Zelltod, die Apoptose, ausgelöst oder verhindert“, erklärt Univ.-Prof.
Dr. Andreas Villunger, der am Innsbrucker Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck die Sektion für
Entwicklungsimmunologie leitet. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung und zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge
zur Apoptose ist er nun mit seiner Arbeitsgruppe an dem von der Universität Konstanz aus koordinierten D-A-CH-Projekt
"Neue Einblicke in die Bcl-2 Familieninteraktionen: von der Biophysik zur Funktion" beteiligt. Der Forschungsansatz
ist umfassend und integrativ angelegt: Es kommen biophysikalische, zell- und molekularbiologische, biochemische,
proteinchemische, mausgenetische als auch humanpathologische Ansätze zum Einsatz. „Um Strukturen und Interaktionen
bis ins Detail erfassen zu können, wird der Bogen von biophysikalischen Eigenschaften bis hin zu Krankheitsmodellen
gespannt, weshalb auch klinische Partner mit im Boot sind“, erklärt Prof. Villunger, der eines der zehn Teilprojekte
leitet und stellvertretender Sprecher des Konsortiums ist. Die neuen Erkenntnisse sollen schließlich zur
Entwicklung von neuen oder zur Verbesserung bereits bestehender Behandlungsstrategien – wie sie in klinischen Studien
derzeit erprobt werden – münden.
Förderung von internationalen Forschungskooperationen
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und dem
Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zunächst für drei Jahre mit rund drei Millionen Euro geförderte
Forschungsprojekt basiert auf einem Abkommen (DACH Lead Agency-Verfahren), das der FWF mit einer Reihe von internationalen
Forschungsförderungsorganisationen abgeschlossen hat, um die Förderung internationaler Forschungskooperationen
zu ermöglichen.
Neben dem Forschungsaspekt und der geografischen Nähe der Kooperationspartner punktet das D-A-CH-Projekt insbesondere
auch mit der intensiven Einbindung des wissenschaftlichen Nachwuchses. So wird auch Prof. Villunger von drei PhD-Studierenden
unterstützt. Neben den regelmäßigen Treffen des Wissenschaftskonsortiums wurden zudem auch Gastaufenthalte
in den Laboren der Kooperationspartner vereinbart.
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