Ostermayer zu Thomas Bernhards 25. Todestag

 

erstellt am
12. 02. 14
11.30 MEZ

Wien (bpd) - Thomas Bernhard stößt 25 Jahre nach seinem Tod, wie einst zu seinen Lebzeiten, zum Teil auf Ablehnung, aber immer häufiger auf Verehrung. Im kollektiven Gedächtnis bleibt neben vielen großen Werken vor allem auch sein als literarisches Vermächtnis geltendes Drama "Heldenplatz", das von manchen als nationale Beleidigung, von vielen als wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Zeit in Österreich verstanden wird. "Literatur, Kunst und Kultur sollen zum Nachdenken anregen und Menschen berühren. Jedes Werk, das uns dazu bringt, ist bedeutend. 'Heldenplatz' ist zweifelsohne so ein großes literarisches Kunstwerk und ein Beitrag zur Selbstreflektion", so Bundesminister Josef Ostermayer. "Es wäre spannend zu wissen, mit welchen Augen Bernhard seine Heimat und die Entwicklung der Europäischen Union heute sehen würde und wie er dies literarisch verarbeiten würde."

Bundesminister Ostermayer verwies auf Marcel Reich-Ranicki, der Bernhard einen Erzähler nennt, den sein Thema gefunden hat. Seine Geschichten sind Krankengeschichten, seine Protagonisten Verbrecher, Wahnsinnige, Selbstmörder, Sterbende. Hinter vordergründigem Lebensekel steht Lebensneugierde, die in jedem Stück zu spüren ist. "Wer sich auf Thomas Bernhards Werke einlässt, findet hinter jedem Thema noch viel mehr", so Ostermayer. "Lebensweisheiten, nüchterne Betrachtungen, sensible Beobachtungen und immer wieder an Absurdität grenzende komische Szenen, geschrieben in einer Sprache, die für viele wie Musik ist."

"Schriftsteller sind Übertreibungsspezialisten", sagte Thomas Bernhard einst. "Manche Konflikte, die Bernhard mit Österreich und auch Österreich mit Bernhard hatte, stellen sich aus heutiger Sicht als derart bewusste Übertreibungen in die eine wie in die andere Richtung dar und lassen sich im Falle Bernhards jedenfalls auch als künstlerisch notwendige Akte begreifen", sagte Ostermayer.

Trotz oder vielleicht sogar wegen seiner intensiven Auseinandersetzung mit Österreich und der spezifisch österreichischen Mentalität ist Bernhards Kunst universal. Seine Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt. "Thomas Bernhard ist einer der wichtigsten Schriftsteller im deutschsprachigen Raum, dem niemand ernsthaft an Kunst Interessierter den Respekt wird versagen können", so Minister Ostermayer abschließend.

 

 

 

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