Fastentuch – ein Kunstwerk, das überdauert

 

erstellt am
21. 02. 14
11.30 MEZ

Klosterneuburg (stift) - Ein neu gestaltetes Fastentuch für den barocken Hochaltar der Stiftskirche soll auch künftige Generationen an das Jubiläumsjahr 2014 erinnern. Aus einem Wettbewerb für den Entwurf des Fastentuchs ging der Entwurf des in Klosterneuburg lebenden Künstlers Ernst Ferdinand Wondrusch als Sieger hervor.

Vor dreihundert Jahren, 1714, wurde das sechshundertjährige Jubiläum der Grundsteinlegung des Stiftes mit barockem Pomp gefeiert. Mehrere Triumphpforten wurden errichtet und in einer mit großformatigen Stichen ausgestatteten Festschrift der Nachwelt überliefert. Zudem entstand die Schleiermonstranz, ein Meisterwerk barocker Goldschmiedekunst. In diese Tradition wollte sich das Stift auch heuer einreihen und Kunstwerke in Auftrag geben, die auch nachfolgenden Generationen ein Zeugnis von den Jubiläumsfeiern 2014 geben sollen. Nicht der Reichtum an Material sollte im Mittelpunkt stehen, sondern der geistige Gehalt. Gefragt waren Kunstwerke, die der Gestaltung des Gottesdienstes dienen und die deutlich die künstlerische Sprache ihrer Entstehungszeit sprechen. Diese Idee stand am Anfang eines künstlerischen Wettbewerbs für die Gestaltung eines Fastentuchs für den Hochaltar der Stiftskirche.

Aus einem Wettbewerb für den Entwurf des Fastentuchs ging der Entwurf des in Klosterneuburg lebende Künstlers Ernst Ferdinand Wondrusch als Sieger hervor. Die abstrakte Gestaltung bezieht das Kreuzsymbol mit ein und enthält auch Elemente, die die Dreifaltigkeit symbolisieren. Da die Atelierräumlichkeiten des Künstlers für das geforderte Format (8,50 x 4,20 m) zu klein waren, entstand das Werk in dreimonatiger Arbeit auf einem der Gänge des Stiftes in altmeisterlicher Lasurtechnik mit Acrylfarben auf Leinwand.

Fastentücher – Geschichte und Bedeutung
Seit über tausend Jahren ist es Tradition, die Kreuze und Altäre in der Fastenzeit zu verhüllen. Der Versuch, den Hintergrund dieses Brauches zu erhellen, ist ein vierfacher:

  1. Der Gekreuzigte war auf den Kreuzesdarstellungen der Romanik nicht der leidende, geschundene Christus, sondern der Triumphierende, über den Tod Siegende. Da in der Fastenzeit die Passion, das Leiden Jesu im Vordergrund stehen sollte, hat man diese Darstellungen mit Tüchern verhüllt.
  2. Büßer wurden in der alten Kirche von der Feier der Eucharistie für eine gewisse Zeit ausgeschlossen. In der Fastenzeit, die ja auch österliche Bußzeit genannt wird, stellen sich alle Christen vor Gott als Büßer hin. Der verdeckte Altar ahmt dabei den Ausschluss von der Eucharistie nach.
  3. Die synoptischen Evangelien berichten, dass der Vorhang im Tempel im Augenblick des Todes Jesu entzwei riss (Mt 27,51; Mk 15,38; Lk 23,45). Das vor dem Altar hängende Tuch symbolisiert den Vorhang im Jerusalemer Tempel. Es wurde am Mittwoch in der Karwoche, am Karfreitag oder vor der Ostervigil abgenommen, um die Befreiung aus Sünde und Tod durch den Kreuzestod Jesu anzudeuten.
  4. Fasten heißt nicht nur Enthaltung von Speise und Trank. Die Verhüllung der prächtigen Altäre bringt auch das Auge zum Fasten.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.stift-klosterneuburg.at

 

 

 

 

 

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