Bugnyar: Alle im Hl. Land vertretenen Kirchen und christlichen Gemeinschaften wollen an dem
geplanten gemeinsamen Ökumenischen Gebet teilnehmen
Jerusalem/Wien (kap) - Der bevorstehende Papstbesuch in Jordanien, Israel und Palästina stärkt
Selbstvertrauen und Identität der Christen im Heiligen Land, die mehr als 50 unterschiedlichen Kirchen angehören.
Davon ist der Rektor des österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, mit Blick auf die verstärkte
Auswanderung von Christen aus der Region überzeugt.
"Die hier lebenden Christen fühlen sich durch den Papst persönlich besucht", so die Einschätzung
Bugnyars. Der Eisenstädter Diözesanpriester sprach vor rund 200 steirischen Heilig-Land-Pilgern am Mittwochabend
in Bethlehem.
Franziskus reist vom 24. bis 26. Mai in den Nahen Osten. Stationen der Reise sind Amman, Jerusalem und Bethlehem.
Im Zentrum der Visite würden nicht politische, sondern ökumenische Aspekte stehen, sagte Hospiz-Rektor
Bugnyar.
Er verwies auf das geplante Zusammentreffen von Papst Franziskus mit Patriarch Bartholomaios I., dem Ehrenoberhaupt
der Weltorthodoxie. Der bevorstehenden "Gipfel" von West- und Ostkirche am 25. Mai 2014 finde 50 Jahre
nach der historischen Umarmung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras am 5. Jänner 1964 auf dem Ölberg
in Jerusalem statt. Alle 52 im Heiligen Land vertretenen Kirchen und christlichen Gemeinschaften hätten positiv
auch die Ankündigung des Papstbesuches reagiert und wollten an dem geplanten gemeinsamen Ökumenischen
Gebet in der Grabeskirche teilnehmen, berichtete Bugnyar. Das an der Via Dolorosa in der Jerusalemer Altstadt gelegene
Österreichische Hospiz verzeichne bereits zahlreiche Reservierungen und Anfragen für die Zeit des Papstbesuches.
"Keine vorschnellen Urteile"
Im Zentrum des Vortrags standen Lage und Zukunftsperspektiven der laut Schätzungen rund 150.000 bis 190.000
Christen in Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten. Bugnayr, seit 10 Jahre Rektor im Hospiz, warnte
vor vorschnellen Urteilen über die Gründe für die verstärkte Auswanderung von Christen aus
dem Heiligen Land.
Seriösen Befragungen zufolge würden über 80 Prozent aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat
verlassen. Lediglich 8 Prozent geben an, dass religiös motivierte Gewalt der Anlass für die Auswanderung
sei, hier vor allem im Bereich der Westbank.
Verstärkt werde die Auswanderung durch die vergleichsweise gute Ausbildung von Christen, die einen Neuanfang
anderswo erleichtere. Zudem gebe es eine immer größere "Sogwirkung", weil jetzt schon die
Mehrheit der palästinensischen Christen im Ausland leben.
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