Erste Benchmarking-Studie von PwC Österreich zusammen mit WU Wien: 68 % der ATX-Unternehmen
erfüllen teilweise die Anforderungen integrierter Berichterstattung
Wien (pwc) - Nach Jahren getrennter Berichterstattung und Transparenz von finanziellen und nicht-finanziellen
Informationen schlägt die Idee einer integrierten Berichterstattung nun eine Brücke, um eine bessere
und verständlichere Darstellung der Geschäftsmodelle sowie der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen
zu erreichen. Der International Integrated Reporting Council (IIRC) hat dazu Ende 2013 ein weltweit gültiges
Rahmenkonzept veröffentlicht. Zusammen mit der Wirtschaftsuniversität Wien hat PwC Österreich dazu
die erste Standortbestimmung in Form einer Benchmarking-Studie in Österreich durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen: Die ersten Schritte sind getan, der Weg hin zu vollständig integrierten Unternehmensberichten
ist aber noch lang. 68 % der ATX-Unternehmen erfüllen bereits teilweise die Anforderungen – obwohl die nicht-finanzielle
Berichterstattung, die über die Angaben im Lagebericht hinausgeht, in Österreich nicht gesetzlich verpflichtend
ist. Während 32 % der untersuchten Unternehmen die Kriterien eines integrierten Berichts gar nicht oder kaum
erfüllen, gibt es kein ATX-Unternehmen, das die Anforderungen vollständig erfüllt. Auch Deutschland
hat die Richtung hin zu einer integrierten Berichterstattung eingeschlagen – und ist Österreich ein kleines
Stück voraus: 17 % der DAX 30-Betriebe erfüllen die Anforderungen komplett. 63 % der untersuchten deutschen
Unternehmen erfüllen das IIRC-Rahmenkonzept für eine integrierte Berichterstattung teilweise und 20 %
gar nicht. Somit zeigt sich, dass im DAX 30 mehr Unternehmen die integrierte Berichterstattung im Zuge des IIRC
anwenden als im ATX Prime. Das ist teilweise auch auf die untereinander wenig vernetzten bestehenden gesetzlichen
Vorgaben für die Unternehmensberichterstattung in Österreich zurückzuführen.
Dr. Aslan Milla, Senior Partner bei PwC Österreich und Initiator der Studie: „Die Ergebnisse zeigen, dass
das Thema der integrierten Berichterstattung angekommen, aber noch nicht zu Ende gedacht ist. Das Rahmenkonzept
war der erste Schritt, nun sind die Unternehmen am Zug. Sie stehen vor der Herausforderung, zwischen all den Zahlen,
Daten und Fakten in ihren Berichten eine Verbindung herzustellen und damit Fragen nach Leistungs- und Zukunftsfähigkeit,
nach ihrem Geschäftsmodell sowie einer verantwortungsvollen Unternehmensführung zu beantworten.“
Aufholbedarf: Nicht-finanzielle Informationen müssen besser dargestellt werden
ATX-Unternehmen berichten größtenteils ausführlich über das externe Umfeld, in dem sie
sich bewegen. Jedoch nur 37 % der untersuchten Unternehmen gehen dabei auf strategische Entscheidungen ein, die
in Verbindung mit Entwicklungen ihres externen Umfelds stehen.
Wesentliche Herausforderung ist auch die Verknüpfung der Darstellung des Geschäftsmodells mit dem verpflichtenden
Corporate Governance-Bericht. Dessen Integration in andere Inhalte der Berichterstattung (bei 24 % teilweise erfüllt)
wird ebenso empfohlen wie eine bessere Darstellung der Art und Effektivität der Unternehmensführung (bei
29 % teilweise erfüllt). Auch beschreiben die meisten Unternehmen ausführlich die wesentlichen Elemente
und Input-Faktoren ihres Geschäftsmodells. Verbesserungspotenzial besteht hier aber in der klaren Beschreibung
des Wertschöpfungsprozesses.
Die Entwicklung der finanziellen Messgrößen ist aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen gut dargestellt.
Nachholbedarf besteht im Vergleich dazu aber bei den bislang weniger gut aufbereiteten nicht–finanziellen Informationen.
Und: Entwicklungspotenzial gibt es auch in den Bereichen über die zukünftigen Erwartungen des Marktwachstums
und die zukünftige Verfügbarkeit von wesentlichen nicht-finanziellen Input-Faktoren. Am Ende sollte der
Zusammenhang der Management-Vergütung mit nicht-finanziellen Kennzahlen transparent gemacht werden.
Zu wenig strategische Verknüpfung in den Unternehmensberichten
Defizite herrschen noch bei der Verknüpfung von Pflichtelementen mit den übrigen Berichtinhalten. So
verbinden nur 16 % der Unternehmen die Informationen ihres Risiko- und Chancenberichts mit der restlichen Berichterstattung.
Ebenso stellen nur 34 % die Verbindung der strategischen Ziele mit den übrigen Berichtsinhalten dar. Ebenfalls
Verbesserungsbedarf herrscht bei der Verknüpfung der Key Performance Indicators mit den strategischen Zielen
sowie der Bemessung der Managementvergütung.
„Die Studie bestätigt meinen Eindruck: Durch die vielen regulatorischen Berichtvorgaben geht der Blick auf
das strategische Ganze für den Leser verloren. Die Ergebnisse zeigen ein klares Verbesserungspotenzial in
diesem Bereich auf“, so Milla.
Zur Studie
Mit der durch PwC Österreich und der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführten Untersuchung wird
erstmalig der Entwicklungsstand im Integrated Reporting anhand einer Vergleichsstudie analysiert. Die Studie beinhaltet
die externe Berichterstattung der ATX Prime-Unternehmen zu den gelisteten Stichtagen im Zeitraum von 30.9.2012
bis 30.4.2013. Darüber hinaus wurde ein Vergleich der Berichterstattung im selben Zeitraum von DAX 30-Unternehmen
durchgeführt.
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