Darlehen der Europäischen Investitionsbank für Energieprojekte seit 2007 stark genutzt,
könnten aber aus Sicht der E-Control noch öfter abgerufen werden
Luxemburg/Wien (eib) - Die Europäische Union hat sich wichtige Etappenziele bis zum Jahr 2020 vorgenommen:
So sollen die Treibhausgasemissionen bis dahin um 20 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 sinken und 20 Prozent
des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Gleichzeitig hat sich die EU vorgenommen, ihren
Energieverbrauch bis 2020 um 20 Prozent zu senken. Um diese Ziele zu verwirklichen, sind hohe Investitionen nötig:
Neue Anlagen etwa für Windkraft, Wasserkraft oder Geothermie sind zu errichten, der Bau neuer leistungsfähiger
Stromnetze zu finanzieren oder thermische Sanierungen von Gebäuden. "Für all diese Projekte besteht
die Möglichkeit, Darlehen von der Europäischen Investitionsbank zu erhalten", sagt Wilhelm Molterer,
Vizepräsident und Mitglied des Direktoriums der Europäischen Investitionsbank (EIB). Voraussetzung ist,
dass die Projekte die EU-Ziele einer nachhaltigen, wettbewerbsfähigen und sicheren Energieversorgung unterstützen.
"Die Bank der EU spielt eine ganz entscheidende Rolle, wenn es darum geht, erneuerbare Energien zu finanzieren
- nicht nur, was die hohen Finanzierungsvolumina angeht, sondern auch mit Blick auf die Qualität unserer Förderung
und den strengen Maßstab, den wir an finanzierungswürdige Projekte anlegen", betont Molterer. Rund
25 Prozent des Finanzierungsvolumens der EIB entfällt auf den Sektor Klimaschutz.
Darlehen von 2,1 Milliarden Euro für österreichische Energieprojekte
In Österreich hat die EIB seit der Liberalisierung des Strommarktes 2001 rund 2,1 Milliarden Euro an Darlehen
für heimische Energieprojekte vergeben, davon ein Großteil für Projekte im Bereich erneuerbare
Energien und Energieeffizienz. "Vor allem in den vergangenen sieben Jahren hat sich die EIB mit ihren Finanzierungen
europaweit immer stärker im Bereich der erneuerbaren Energien engagiert", sagt Molterer. In Österreich
gingen etwa Darlehen an "Imwind" und "Püspök" für den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen
im Burgenland und in Niederösterreich (jeweils 140 Millionen Euro). Die Energie Burgenland AG erhielt 200
Millionen Euro für die Errichtung von drei neuen Windparks. Der Verbund erhielt ein Darlehen in Höhe
von 240 Millionen Euro für den Bau des Pumpspeicherkraftwerks Limberg II in Kaprun (Salzburg) sowie ein 90-Millionen-Euro-Darlehen
für den Bau der 380-kV-Steiermarkleitung.
Initiativen der EIB zur Gestaltung der Energiewende
Die Europäische Investitionsbank spielt eine wesentliche Rolle beim Ausbau von erneuerbaren Energien und der
europäischen Energiewende. In Deutschland nimmt die EIB eine Schlüsselrolle im Ausbau von Offshore-Windparks
ein, viele dieser kostenintensiven Projekte wären ohne die großvolumigen, langfristigen Darlehen der
Europäischen Investitionsbank nicht umsetzbar. Den Ausbau von Übertragungsnetzwerken, ein wesentlicher
Faktor für eine nachhaltige Energiewende, unterstützt die EIB sowohl durch Projektfinanzierungen (z.B.
Greater Gabbard Offshore Wind in Großbritannien) als auch durch Unternehmenskredite, wie etwa an den Übertragungsnetzbetreiber
TenneT (500 Millionen Euro).
Graf: EIB-Darlehen vor allem für Netzbetreiber interessant
Dass bereits für zahlreiche österreichische Energieprojekte Darlehen der EIB genutzt wurden, sieht Martin
Graf, Vorstand der Strom- und Gasregulierungsbehörde, positiv. Er hofft aber auf weitere Nachahmer. "Einige
Unternehmen haben dieses Instrument schon stark genutzt. Es könnten aber noch weit mehr diese Möglichkeit
in Anspruch nehmen", meint Graf. Denn von günstigeren Finanzierungen profitiert im Idealfall letztlich
der Energiekunde. Graf appelliert vor allem an die österreichischen Netzbetreiber, "die Möglichkeiten
der EIB für einen günstigen Netzausbau verstärkt zu nutzen."
Hoher Investitionsbedarf in österreichische Energieinfrastruktur
In Österreich besteht ein hoher Investitionsbedarf im Energiebereich, vor allem im Bereich Netzinfrastruktur,
wie E-Control-Vorstand Martin Graf betont. "Allein für den Ausbau der österreichischen Stromnetze
sind bis 2020 Investitionen von rund 8,7 Milliarden Euro geplant. All diese Investitionen sind notwendig, um die
Energiewende zu schaffen", sagt Martin Graf. Die E-Control rechnet mit Investitionen von vier Milliarden Euro
für Verteilnetze, eine weitere Milliarde für die Anbindung neuer Ökostromkraftwerke, eine Milliarde
für den Ausbau digitaler Stromzähler und rund 2,7 Milliarden für die Übertragungsnetze.
Graf: Bei Infrastrukturfinanzierung in Alternativen denken
Bisher erfolgte die Finanzierung dieser nötigen Investitionen in die Energieinfrastruktur in Österreich
überwiegend mittels klassischer Bankkredite über die Unternehmensfinanzierung. Grundsätzlich können
Netzbetreiber wie alle privaten Unternehmen ihre Finanzierungsinstrumente frei wählen, allerdings sind sie
abhängig von regulatorischen Vorgaben. Graf geht davon aus, dass Netzbetreiber alternativen Finanzierungen
mittlerweile offener gegenüber stehen. "Bis vor einigen Jahren war die Finanzierung für die Netzbetreiber
kein großes Thema. Das hat sich nun geändert", sagt Vorstand Graf. "Durch den gestiegenen
Investitionsbedarf in die Netze sind nun auch Finanzierungen abseits klassischer Finanzierungsmöglichkeiten
eine erwägenswerte Option."
Geringerer Finanzierungsaufwand für Netzausbau spart Konsumenten Geld
Als Regulierungsbehörde geht es der E-Control bei der Finanzierung von Energieinfrastruktur vorrangig
um zwei Dinge, stellt Martin Graf klar. "Erstens ist es uns wichtig, dass der Netzausbau tatsächlich
geschieht und zweitens, dass die Kosten für diesen Ausbau möglichst gering sind." Denn je niedriger
die Kosten und der Finanzierungsaufwand für den Netzausbau, desto geringer die Netztarife, die von den Konsumenten
bezahlt werden müssen. "Ein günstigerer Netzausbau schont die Geldbörsen der Energiekonsumenten",
betont Graf.
Über die Europäische Investitionsbank
Die EIB ist die Bank der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind
die Mitgliedstaaten der EU. Sie vergibt langfristige Finanzierungen für solide Investitionsvorhaben, die Wachstum,
Beschäftigung, regionale Konvergenz und den Klimaschutz innerhalb und außerhalb Europas fördern.
Über E-Control: Wettbewerb stärken, Spielregeln festlegen
Die Energie-Control Austria ist die unabhängige Regulierungsbehörde für den österreichischen
Strom- und Gasmarkt. Sie wurde mit der Liberalisierung des Strommarktes 2001 und des Gasmarktes 2002 geschaffen.
Hauptaufgabe der E-Control ist es, den Wettbewerb zu stärken, Spielregeln für den Markt festzulegen und
deren Einhaltung zu überwachen.
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