Aus den Rückständen der Olivenölproduktion sollen in Zukunft wertvolle Substanzen
und umweltfreundliche Energie gewonnen werden. Die TU Wien forscht als Teil eines großen EU-Netzwerks.
Wien (tu) - Alles was verwertet werden kann, soll verwertet werden. Das große EU-Projekt "Phenolive"
soll dafür sorgen, dass die Rückstände aus der Olivenöl-Pressung nicht mehr länger bloß
im Müll landen. Aus den Reststoffen lassen sich wertvolle Chemikalien erzeugen, auch Energie kann man aus
ihnen gewinnen. Vergasungstechnologie der TU Wien macht es möglich, aus Olivenöl-Pressrückständen
Strom und Wärme herzustellen. Im EU-Projekt "Phenolive" arbeiten akademische Forschung und Industrieunternehmen
zusammen, um die europäische Olivenölproduktion wettbewerbsfähiger, effizienter und umweltfreundlicher
zu machen.
Kosmetik und Energie aus Olivenrückständen
Acht Millionen Tonnen Trester bleibt in Europa jedes Jahr bei der Olivenölpressung übrig. Von der Verwertung
dieser Masse könnte die europäische Wirtschaft stark profitieren. Die Pressrückstände sind
nämlich eigentlich viel zu wertvoll für die Mülltonne. Sie enthalten etwa Polyphenole - aromatische
Verbindungen, die man für die Kosmetikproduktion oder auch die Nahrungsmittelindustrie weiterverwenden kann.
Mit gepulsten elektromagnetischen Feldern soll die Extraktion der Polyphenole aus dem Oliventrester deutlich gesteigert
werden. Der Markt für Polyphenole in der EU hatte 2011 ein Volumen von 120 Million Euro.
Was nach der Olivenölpressung und der Polyphenol-Gewinnung immer noch übrig bleibt, kann dann zur Energiegewinnung
genutzt werden - und in diesem Teil des Projektes spielt die TU Wien die entscheidende Rolle. Mit der energetischen
Verwertung von Biomasse hat man am Institut für Verfahrenstechnik langjährige Erfahrung. Das Team rund
um Prof. Hermann Hofbauer hat ein Vergasungsverfahren entwickelt, das an Versuchsanlagen der TU Wien aber auch
in den Großanlagen in Oberwart und Güssing mit großem Erfolg erprobt und weiterverbessert wurde.
Im Lauf der Jahre konnte das Team der TU Wien einige wichtige Patente anmelden. "Die nächste Generation
der Dual-Fluid-Vergasung ermöglicht die Nutzung alternativer Festbrennstoffe. Dazu gehören unter anderem
biogene Reststoffe aus der Olivenölindustrie. Mit der neuen Generation der Vergasungstechnologie erwarten
wir einerseits eine verbesserte Prozesseffizienz und andererseits auch eine bessere Gasqualität", erklären
Johannes Schmid und Stefan Müller, Mitarbeiter des Forschungsbereichs von Prof. Hofbauer. Durch eine bessere
Gasqualität werden auch weiterführende Synthesen möglich, etwa die Produktion von Treibstoffen.
Wissenschaft und Wirtschaft forschen gemeinsam
Das Projekt "Phenolive" läuft noch bis 2016. Beteiligt sind neben der TU Wien die Firmen Laboratoire
Phenobio, Repotec, Hakki Usta, Effitech und Mora Industrial. Dazu kommt noch der Technologie-Consulter Ateknea
Solutions und der Technologietransferberater Amarante Process. Die EU fördert Phenolive im Rahmen des Förderprogramms
FP7.
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