Flammender Appell Kofi Annans für Wahlen
 als Wurzel der Demokratie

 

erstellt am
03. 03. 14
11.30 MEZ

Vortrag des ehemaligen UN-Generalsekretärs im Parlament
Wien (pk) – Freie, faire und integre Wahlen sind eine Voraussetzung der Demokratie, reichen aber alleine noch nicht aus, um demokratische Gesellschaften aufzubauen. Von dieser Überzeugung ging der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan am 28.02. bei einem Vortrag aus, zu dem Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und die Österreichische Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen ins Parlament geladen hatten. Unter den rund 600 Gästen, die sich im Historischen Sitzungssaal einfanden, konnte der Zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus der Politik, allen voran Bundespräsident Heinz Fischer und den Vizepräsidenten des EU-Parlaments Othmar Karas begrüßen. Kofi Annan sei eine Symbolfigur für den unermüdlichen Kampf um Menschenrechte und Frieden, betonte Kopf und meinte, gerade auch die österreichische Geschichte zeige, dass Demokratie nichts Selbstverständliches ist, sondern immer wieder aufs Neue erarbeitet werden müsse.

Wolfgang Schüssel würdigt Annan als "unerschütterlichen Optimisten" im Kampf für Demokratie
Namens der Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen hieß Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel Kofi Annan als einen Freund und Kenner Österreichs willkommen und würdigte die Verdienste des ehemaligen UN-Generalsekretärs für Frieden und Sicherheit, die letztlich durch den Friedensnobelpreis an die UNO im Jahr 2001 gekrönt wurden. Schüssel erinnerte im Einzelnen an das Engagement Annans für eine Konfliktlösung in Bosnien und im Kongo, sprach aber auch den Beitrag zum Kampf gegen HIV an und bezeichnete den ehemaligen UN-Generalsekretär als unerschütterlichen Optimisten im Ringen um Demokratie und Menschenrechte.

Kofi Annan: Wahlen brauchen "rule of law"
Mit eindrucksvollen Worten bekannte sich Kofi Annan in seinem Vortrag zu freien und fairen Wahlen als Wurzel der Demokratie und unterstrich vor allem den Aspekt der Integrität des Wahlprozesses. Der ehemalige UN-Generalsekretär ging dabei von der Überzeugung aus, dass Wahlen nur dann einen Beitrag zur Entwicklung demokratischer Gesellschaften liefern können, wenn sie zuallererst auf rechtsstaatlichen Grundlagen, auf der "rule of law", aufbauen und als Ausdruck eines pluralistischen Systems gleiche Rechte für alle Parteien, KandidatInnen und BürgerInnen sicherstellen. Daher sei es unerlässlich, Schranken, die Menschen vom Wahlrecht ausschließen, abzubauen. Frauen, Junge, aber auch benachteiligte Gruppe wie etwa Behinderte müssen Zugang zum Wahlrecht haben, stand für Kofi Annan fest.

Um die Integrität von Wahlen zu gewährleisten, seien aber auch noch andere Grundsätze und Standards geboten. Kofi Annan forderte in diesem Sinn eine professionelle, unabhängige Abwicklung und Stimmenauszählung, die volle Transparenz über die Finanzierung des Wahlkampfs der einzelnen Parteien und KandidatInnen, aber nicht zuletzt auch Regeln, die die Legitimität des Wahlsiegers ebenso wie den Schutz des Wahlverlierers sicherstellen. Annan setzte sich darüber hinaus aber auch mit dem Umfeld der Wahlen auseinander und sprach in diesem Zusammenhang die Rolle der Medien an. Nur eine unabhängige, freie Berichterstattung sei Voraussetzung für einen fairen Wahlprozess, war er überzeugt.

Keine Demokratie ohne Entwicklung
Wahlen könnten aber immer nur ein Teil des langen demokratischen Prozesses sein und würden für sich alleine genommen nicht ausreichen, friedliche und harmonische Gesellschaften aufzubauen, gab Kofi Annan allerdings zu bedenken. Wirtschaftliche Misere, ungerechte soziale Verhältnisse und eine prekäre Sicherheitslage führten allzu oft zu einer Polarisierung der Gesellschaft und dazu, dass die "Straße" an die Stelle von Wahlen tritt, beklagte er. Ohne entsprechende soziale und wirtschaftliche Entwicklung, ohne rechtsstaatliche Regeln und ohne die Achtung der Menschenrechte könne es keine Demokratie geben. Große Bedeutung maß der ehemalige UN-Generalsekretär schließlich auch dem Zusammenhang zwischen Bildung und Demokratie zu. Junge Menschen müssten Bildung erhalten, um später einmal eine aktive Rolle in ihrer Gesellschaft übernehmen zu können, betonte er, denn "niemand wird als guter Demokrat geboren, dazu braucht es Übung und Training".

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at