Energieverbrauchssteuerung aus dem Handgelenk
Linz (jku) - Die automatische Erkennung und Analyse von menschlichen Verhaltensmustern sind eine entscheidende
Voraussetzung für die Gestaltung „intelligenter“ Systeme. Das Kooperationsprojekt PowerIT zwischen dem Institut
für Pervasive Computing und der EnergieAG Oberösterreich setzt mathematische Methoden der Mustererkennung
auf der Seite des Verbrauches elektrischer Energie im Haushalt oder Büro, und gleichzeitig auf der Seite des
Verhaltens der Benutzer ein, und kombiniert diese Muster zu einer automatischen, optimierten, nachhaltigen - also
„intelligenten“ Energieverbrauchssteuerung.
Neben der Leistungselektronik für die durchflussbasierte Verbrauchsmessung, Gerätesteuerung und –regelung
und einer zentralen Hintergrundintelligenz mit regelbasierter, intelligenter Verbrauchsanpassung, wurde auch ein
hochintegrierter Aktivitäts- und Lokalisierungssensor entwickelt und in Form der PowerIT-SmartWatch implementiert.
Die Uhr wertet Beschleunigungsdaten und Signal-to-Noise Verhältnisse aus, um die Aktivität des Benutzers
und seinen ungefähren Aufenthaltsort zu erkennen und steuert damit via Hintergrundintelligenz alle elektrischen
Geräte automatisch. Sie zeigt darüberhinaus die Leistungsaufnahme jedes einzelnen Gerätes an, und
erlaubt sogar per Touch auf dem Uhrglas Geräte ein- und auszuschalten. Das System wird derzeit erstmals im
Rahmen der Energiesparmesse Wels – diese läuft noch bis 2.3.2014 - der Weltöffentlichkeit präsentiert.
Das Institut für Pervasive Computing der JKU ist Themenfu¨hrer in der internationalen Forschungslandschaft,
wenn es um die „Informatisierung des Alltags“ geht. „Ziel von Pervasive Computing ist es, mit ‚intelligenten’ Computern,
die unmerkbar in die Gegenstände des täglichen Lebens integriert sind, unaufdringlich situationsangepasst
und auf die individuelle Person zugeschnittene Assistenzdienste bereitzustellen, um damit die Lebensqualität
des Einzelnen wie der Gesellschaft zu steigern“, erklärt Prof. Ferscha. Und fügt schmunzelnd hinzu: „Die
genaue Zeit kann die Uhr natürlich auch anzeigen!“
Menschen ‚intelligente‘ Dienste anzubieten, setzt aber eine klare Einschätzung der Situation und des Unterstu¨tzungsbedarfs
voraus. Deshalb beschäftigt sich das Institut mit drahtlosen Sensor-, Kommunikations- und Aktuatorsystemen,
und mathematischen Methoden der Mustererkennung.
Weitere Beispiele aus der jüngeren Forschungsarbeit des Instituts
Situationserkennung (Sensorsysteme In den Projekten PowerSaver und PowerIT (FFG, in Kooperation mit der OÖ
EnergieAG) konnte ein Einsparpotenzial von ca. 17 Prozent des im Haushalt aktivitätssteuerbaren Energieverbrauches
durch die Verwendung von Sensorschuhen oder eines Sensorarmbandes (in einer Studie an oberösterreichischen
Haushalten) nachgewiesen werden.
Im EU Projekt SOCIONICAL wurde ein Sensorgurt (LifeBelt) entwickelt, der Menschen durch vibrotaktile Stimulation
den Weg aus Gefahrensituationen weist. In einer Studie in Kooperation mit der ÖBB wurde eine potenzielle Steigerung
der Evakuierungseffizienz fu¨r den Linzer Bahnhof um ca. 30 Prozent errechnet.
Ebenfalls im Projekt SOCIONICAL wurde ein Autositz mit Drucksensoren und Vibrationselementen entwickelt, der die
Gefahren beim Einordnen in den fließenden Verkehr auf Autobahnen wesentlich reduziert.
Im EU Projekt OPPORTUNITY wurde eine Sensorjacke entwickelt, die die Aktivität des Trägers mit einer
Genauigkeit von bis zu 87 Prozent erkennen kann.
Im EU Projekt SAPERE wurde eine Menschenmassen-Erkennungslösung integriert in eine Smartphone App entwickelt
und von den Sicherheitskräften erfolgreich zur Früherkennung und Prävention von irrationalem Massenverhalten
bei Großveranstaltungen (London Lord Mayor Show, Vienna City Marathon) eingesetzt.
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