Expertendiskussion von Academia Superior und Industriellenvereinigung OÖ über Energie-
und Rohstoffeffizienz
Linz (academia superior) - Die österreichische Wirtschaft ist seit dem Jahr 1960 um 300 Prozent gewachsen
– der Rohstoffverbrauch ist i diesem Zeitraum lediglich um 200 Prozent angestiegen. Da Oberösterreich einen
hohen Energieverbrauch hat und viele energieintensive Industriezweige beheimatet, ist die Thematik des effizienten
Umgangs mit unseren Energie- und Rohstoffressourcen von hoher Bedeutung für das Land.
Derzeit haben viele Industriebetriebe in Oberösterreich eine Vorreiterrolle in Sachen Energieeffizienz. Diese
gilt es aber weiter auszubauen. Die Frage, wie dies gelingen kann, ohne die Wettbewerbsfähigkeit heimischer
Betriebe zu schwächen, beschäftigte die Teilnehmer des zweiten Kamingespräches in der Reihe Energiepolitische
Perspektiven für Oberösterreich, das gestern Abend im Haus der Industrie der IV OÖ stattfand.
Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl, Obmann der Academia Superior, betonte eingangs, dass „Oberösterreich,
pro Kopf gerechnet, das energieintensivste Bundesland ist“. Deshalb haben die Industriellenvereinigung OÖ
und Academia Superior in einem Zeithorizont bis zum Jahr 2050 vorausgedacht und Wege aufgezeigt, wie das Land in
Sachen Energiesparen innovativer werden kann. Denn „bei den Zielen sind wir uns ja meistens einig, aber es gibt
beträchtliche Auffassungsunterschiede, wie man dorthin kommt“, so Strugl.
Mag. Erich Frommwald, Vorstandsmitglied der Industriellenvereinigung OÖ, verwies darauf, dass „unserer Industrie
bereits auf einem, im Vergleich zu anderen Weltregionen, sehr umweltfreundlichen Niveau arbeitet“. Es bestünde
die Gefahr, dass die heimischen Betriebe, bei zu hohen Einsparungsvorgaben durch die Europäische Union nicht
mehr am Weltmarkt konkurrieren könnten, da Unternehmen in anderen Regionen keine derartigen Auflagen haben.
„Wenn unsere umweltfreundlichere Industrie nach China abwandert, wo kein so hohes Umweltbewusstsein herrscht, dann
macht man dem Umweltschutz auch keinen Dienst“, fuhr Frommwald fort.
Diese Befürchtungen teilte DI Dr. Helmut Kaufmann, CTO der AMAG Austria Metall AG. Er brachte mit seinem Unternehmen
ein Beispiel für ein oberösterreichisches Unternehmen, das international führend ist im Bereich
Rohstoffrecycling. Die AMAG recycelt am Standort in Ranshofen jährlich 260.000 Tonnen Schrott und stellt über
75 Prozent ihrer Produkte aus recyceltem Aluminium her. Damit ist sie ein weltweiter Spitzenreiter und einer der
letzten Aluminiumproduzenten in Europa. Kaufmann bemerkte, dass „Schrott gespeicherte Energie ist“ und, dass man
dem derzeitigen Trend des Schrottexports aus der EU entgegenwirken muss. „Jährlich werden aus der EU 700.000
Tonnen Schrott exportiert. Das ist verlorene Energie“, so Kaufmann.
DI Ines Leobner vom Institut für Energietechnik und Thermodynamik der TU Wien, klärte danach über
den aktuellen Stand der Forschung zur Thematik auf und erläuterte, welche Vorteile Unternehmen daraus ziehen
können, wenn sie Planungstools für mehr Energieeffizienz einsetzen. „Bereits für 50 Prozent der
Konsumenten ist ein niedriger Stromverbrauch ein wichtiges Kriterium beim Kauf von Geräten“, erläuterte
LEOBNER die Ergebnisse einer Studie und betonte, dass auch „beim Produktionsprozess, durch relativ einfache Methoden,
erhebliche Energie- und damit Kostenersparnisse möglich sind“.
Anschließend an die Expertenstatements folgte eine lebhafte Diskussion, moderiert von DI Dr. Horst Steinmüller
(Energieinstitut an der JKU), in der vor allem über die Vorgaben der EU in Sachen Energieeffizienz debattiert
wurde. Denn im Jahr 2015 soll in Paris ein neues Weltklimaabkommen beschlossen werden und die Frage, welchen Standpunkt
die EU einnehmen soll, beschäftigt derzeit die Politik. Unter den Mitdiskutierenden waren zahlreiche namhafte
Persönlichkeiten der Energiewirtschaft anwesend, unter anderem auch Herr DI Günter Liebel Sektionsleiter
im BMLFUW der sich engagiert in die Diskussion einbrachte.
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