Ab sofort können Betriebe einreichen
Wien (rk) - Die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien Brigitte Jank, die Wiener Wirtschaftsstadträtin
Vizebürgermeisterin Renate Brauner und AK-Präsident Rudolf Kaske haben am 27.02. im Rahmen eines Pressegesprächs
das Wiener Qualitätssiegel für TOP Lehrbetriebe präsentiert. Einmal im Jahr sollen damit Wiener
Lehrbetriebe, die in der Lehrausbildung vorbildliche Standards setzen, ausgezeichnet werden. Das spezielle Qualitätszertifikat
ist von der Wirtschaftskammer Wien, der Arbeiterkammer Wien, dem Österreichischen Gewerkschaftsbund und der
Industriellenvereinigung Wien ins Leben gerufen worden. Als Bekenntnis zur Bedeutung des Wiener Qualitätssiegels
haben Brauner, Jank und Kaske sowie ÖGB Präsident Erich Foglar und IV-Wien Präsident Wolfgang Hesoun
auch ein entsprechendes Memorandum unterzeichnet. Ab sofort bis Mitte Juni läuft die Antragsfrist für
die Wiener Lehrbetriebe.
Brauner: "Höchste Qualität in der Lehrausbildung sichert jungen WienerInnen gute Berufschancen
und bringt Wirtschaft top Fachkräfte für morgen"
Die Wiener Wirtschaftsstadträtin, Vizebürgermeisterin Renate Brauner begrüßt die Initiative
der Sozialpartner ausdrücklich: "Gute Ausbildungsbetriebe sind das zentrale Erfolgskriterium unseres
dualen Berufsausbildungssystems. Je qualitätvoller und hochwertiger junge Menschen dort ausgebildet werden,
umso besser sind ihre beruflichen Entwicklungschancen und umso bessere Fachkräfte bekommt die Wirtschaft."
Mit dem Qualitätssiegel, wolle man bewusst Betriebe vor den Vorhang holen, die Schrittmacher in der Lehrausbildung
sind, so Brauner. "Es ist eine Anerkennung für deren Engagement zur Sicherstellung einer hochwertigen
Lehrausbildung. Unter den Wiener Lehrbetrieben soll damit auch ein Wettbewerb in Sachen Ausbildungsqualität
angestoßen werden", unterstreicht Brauner.
Jank: Die Wiener Wirtschaft als Garant für die Ausbildung von Fachkräften
Für 15.000 junge Menschen sichert die Wirtschaft eine qualifizierte Ausbildung, die in den Betrieben und
den Berufsschulen erfolgt. "Die betriebliche Lehrausbildung zur stark nachgefragten Fachkraft bietet den jungen
Menschen einen idealen Start in das Berufsleben. Jedoch wird es für viele Unternehmen immer schwieriger ihre
offenen Lehrstellen zu besetzen", sagt Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien. Denn immer
mehr Jugendliche entscheiden sich für eine rein schulische Ausbildung, während gleichzeitig geburtenschwache
Jahrgänge die Zahl der potentiellen Lehranfänger zusätzlich drücken. "Deshalb ist jede
Maßnahme zu begrüßen, die das Image der Lehre verbessert und die Qualität der Lehrausbildung
sichtbar macht. Neben den zahlreichen Beratungen, Unterstützungen, Serviceleistungen und Förderungen,
die die WK Wien für Lehrlinge und Betriebe anbietet, wird das Wiener Qualitätssiegel ebenfalls seinen
Teil dazu beitragen", sagt Jank.
Kaske: "Qualitätssiegel gibt Jugendlichen und Eltern Orientierung"
Das Qualitätssiegel für "TOP Lehrbetriebe" gibt den Jugendlichen und ihren Eltern eine
Orientierung, ob im jeweiligen Betrieb Ausbildung mit Qualität angeboten wird, sagt AK Präsident Rudi
Kaske: "Wir wollen für unsere Jugendlichen gute Ausbildungsplätze. Ziel ist, den Jugendlichen und
den Eltern eine Orientierung zu geben und Ausbildungsqualität besonders zu belohnen." Kaske wünscht
sich, "dass möglichst viele Betriebe teilnehmen. Gemeinsam wollen wir auch, dass mehr Jugendliche die
Lehrausbildung positiv abschließen." Letztlich werde auch Bewusstsein für Ausbildungsqualität
geschaffen.
4.000 Betriebe bilden aktuell rund 15.000 Lehrlinge aus
Derzeit werden in Wien rund 15.000 Lehrlinge, 6.000 Mädchen und 9.000 Burschen, in 3.960 Betrieben ausgebildet.
5.200 Lehrlinge werden in der Sparte Gewerbe und Handwerk ausgebildet, gefolgt von den Sparten Handel (2.700 Lehrlinge)
sowie Tourismus- und Freizeitwirtschaft (1.600 Lehrlinge).
Die beliebtesten Lehrberufe bei den Mädchen sind Einzelhandelskauffrau, gefolgt von Bürokauffrau sowie
Friseurin und Perückenmacherin (Stylistin). Bei den männlichen Lehrlingen stehen die Berufe des Elektrotechnikers,
des Einzelhandelskaufmanns sowie des Kraftfahrzeugtechnikers an der Spitze der Beliebtheitsskala. 2013 gab es 10.724
Prüfungsantritte bei Lehrabschlussprüfungen, 8.731 Prüfungen wurden bestanden, rund 15 Prozent mit
ausgezeichnetem Erfolg. Nichtbestanden bzw. wiederholt wurden 2.005 Prüfungen.
Bewertungskriterien reichen von besonderen Ausbildungsinitiativen bis hin zur Erfolgsquote bei der Lehrabschlussprüfung
Wesentliche Bewertungskriterien für das Wiener Qualitätssiegel sind
- Ausbildungsplanung und -dokumentation lt. Berufsbild
- Vorbereitung auf den Berufsschulbesuch und regelmäßige Abstimmung
mit der Berufsschule
- Besondere Ausbildungsinitiativen wie Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung,
Auslandspraktika, Frauen in nichttraditionellen Berufen
- Weiterbildung von AusbilderInnen
- Besonderes soziales Engagement, z.B. durch die Unterstützung benachteiligter
Jugendlicher
- Erfolgsquote von Lehrlingen bei der Lehrabschlussprüfung
So werden die TOP Lehrbetriebe ermittelt
Betriebe, die das Qualitätssiegel erwerben wollen, können ab sofort die Bewerbungsunterlagen bei der
Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Wien anfordern. Die Einreichfrist endet Mitte Juni. Die Vergabe des Qualitätssiegels
erfolgt dann in einem zweistufigen Verfahren. Zunächst werden von einer Jury die Zulassungsvoraussetzungen
überprüft. Daran anschließend folgt das eigentliche Bewertungsverfahren nach einem Punktesystem.
Die Jury besteht aus je einer/einem VertreterIn von AK Wien, ÖGB, Industriellenvereinigung Wien und Wirtschaftskammer
Wien. Die Lehrlingsstelle der WK Wien und die Stadt Wien haben beratende Stimme. Die Beschlussfassung muss einstimmig
erfolgen. Die Mitglieder der Jury haben auch die Möglichkeit, sich durch Betriebsbesuche vor Ort von der Qualität
der Lehrausbildung zu überzeugen.
Die "Qualitätssiegel" werden erstmals im Herbst 2014 im Rahmen einer Festveranstaltung überreicht.
Das Zertifikat ist bis Ende 2018 gütig und kann verlängert werden.
"Die betriebliche Lehrausbildung in einem Wiener Unternehmen bietet eine hervorragende Basis für eine
Karriere mit Lehre. Dafür gilt es allen Betrieben Danke zu sagen. Mit dem Qualitätssiegel können
sich die Betriebe dieses Dankeschön nun auch schriftlich abholen", sagt Jank.
"Qualität in der Ausbildung ist ein wichtiges Anliegen und muss in den Lehrbetrieben entsprechend gelebt
werden", sagt Kaske. "Dazu gehört nicht nur eine Ausbildung, die sich an den Berufsbildinhalten
orientiert, geplant und dokumentiert ist, sondern auch Motivation und Feedback an die Lehrlinge. Wir wollen, dass
die Lehrbetriebe sich ihrer Verantwortung für eine gute Ausbildung bewusst sind und dass sich möglichst
viele Betriebe bewerben und sich der Herausforderung stellen."
Brauner abschließend: "Mit dem Qualifikationsplan Wien 2020 haben wir uns gemeinsam das Ziel gesteckt,
noch mehr Jugendliche zu einem über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss zu bringen. Um das zu erreichen,
gilt es neben einem ganzen Bündel an Maßnahmen auch gemeinsam sicherzustellen, dass die Lehre generell
an Attraktivität gewinnt. Das 'Wiener Qualitätssiegel TOP Lehrbetrieb' ist ein wichtiger Beitrag dazu."
Der Weg zum Wiener Qualitätssiegel für TOP Lehrbetriebe
- Einreichfrist für bewerbende Unternehmen: ab sofort bis Mitte Juni
- Bewerbungsunterlagen: Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Wien, Telefon: 51450
DW 2414, http://wko.at/wien/top-lehrbetrieb
Überprüfung der Zulassungsvoraussetzung: MUSS-Kriterien sind
- Mindestens ein Lehrling in Ausbildung zum Zeitpunkt der Antragstellung.
- Mindestens zwei Lehrlinge haben die Lehrabschlussprüfung positiv absolviert.
- Nicht bestandene Lehrabschlussprüfungen oder vorzeitige Lösungen von
Lehrverträgen stellen Ausnahmen dar und sind zu begründen.
- Eine schriftliche Ausbildungsplanung, umfassend das gesamte Berufsbild, liegt
vor.
- Die einschlägigen gesetzlichen und kollektivvertraglichen Bestimmungen werden
eingehalten.
- Keine laufenden Verfahren vor dem Arbeits- und Sozialgericht oder Behörden.
Entscheidende Bewertungskriterien
- Ausbildungsplan- bzw. dokumentation für das jeweilige Berufsbild.
- Regelmäßige Abstimmung des Ausbildungsstandes mit der Berufsschule,
gezielte Vorbereitung auf den Berufsschulbesuch.
- Regelmäßiger Kontakt zu den Erziehungsberechtigten.
- Regelmäßige Feedbackgespräche mit den Lehrlingen.
- Besondere Ausbildungsinitiativen (z.B. fachliche Weiterbildung, Persönlichkeitsbildung,
Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung, Auslandspraktika, Zusatzunterricht, Frauen in nichttraditionellen
Berufen, Lehre mit Matura, etc.)
- Speziell motivierende Maßnahmen für Lehrlinge zur Honorierung hervorragender
Leistungen im Betrieb oder in der Berufsschule.
- Weiterbildung von AusbilderInnen und Fachkräften, die Lehrlinge unterweisen;
besonderes soziales (z.B. Unterstützung leistungsschwacher oder benachteiligter Jugendlicher etc.) oder regionales
Engagement in der Ausbildung.
- Mitwirken des Lehrbetriebs am dualen System (Freistellen von PrüferInnen,
Teilnahme an Berufsinfoveranstaltungen etc. ). Antrittsquote zur Lehrabschlussprüfung.
- Erfolge von Lehrlingen bei nationalen oder internationalen Berufswettbewerben.
- Erfolgsquote von Lehrlingen bei der Lehrabschlussprüfung.
Den Bewertungskriterien wird eine gewisse Anzahl von Punkten zugeordnet. Zur Verleihung der Auszeichnung sind in
Summe mindestens 12 Punkte (von max. 23) erforderlich.
- Entscheidung der Jury: Sommer 2014
- Verleihung der Qualitätssiegel Top Lehrbetrieb: Spätherbst 2014
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