für internationale Studie zu Innovation im sozialen Wohnbau
Linz (jku) - Gemeinschaftliche Wohnbaumodelle rücken wieder stärker in den Fokus des geförderten
städtischen Wohnbaus. Im Rahmen einer internationalen Vergleichsstudie untersucht Dr. Richard Lang vom IFI
Institut für Innovationsmanagement der JKU das zivilgesellschaftliche Potential im Community-Wohnbau. Diese
Arbeit findet auch enorme Anerkennung: Dem mehrjährigen Forschungsprojekt wurden nun gleich zwei renommierte
Förderungen zuerkannt.
Für die herausragende Qualität der ambitionierten Studie spricht, dass Dr. Lang kürzlich gleich
zwei hoch selektive Fellowships zuerkannt wurden. Einerseits das APART-Stipendium der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften. Zusätzlich wird die internationale Studie auch durch ein Marie Curie Fellowship der Europäischen
Union gefördert, welches Dr. Lang einen Forschungsaufenthalt an der angesehenen Universität Birmingham
ermöglicht. "Das ist ein toller Erfolg für Richard Lang und die JKU", freut sich Prof. Matthias
Fink, Leiter des IFI Instituts für Innovationsmanagement für seinen Habilitanden und sieht die Fellowships
"als einen wesentlichen Baustein für eine erfolgreiche internationale Karriere in der universitären
Forschung".
Historisches Vorbild Österreich
In der aktuellen Diskussion um die "Smart City" dominieren meist die technologischen Innovationen,
welche das Wohnen in der Stadt der Zukunft attraktiver machen sollen. Unberücksichtigt bleiben dabei jene
Innovationspotentiale, die in der sozialen Dimension des Wohnbaus liegen. Dies betrifft vor allem neue Wohnbaumodelle
mit Fokus auf Gemeinschaft und Mitbestimmung der Bewohner, wie die sogenannten "Baugruppen". Solchen
Modellen werden derzeit sogar eigene Baufelder gewidmet, wie beispielsweise in der Seestadt Aspern in Wien - einem
der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas.
Die historischen Wurzeln der "Baugruppen" und ähnlicher gemeinschaftlicher Wohnbaumodelle in
Österreich sind in der genossenschaftlichen Siedlerbewegung der Zwischenkriegszeit zu finden. Auf den Prinzipien
der Selbsthilfe- und Selbstverwaltung basierend, brachten die Siedlergenossenschaften bedeutende soziale Innovationen
hervor. Während sich die Wohnbaugenossenschaften in Österreich inzwischen von Selbsthilfeorganisationen
zu großen professionellen sozialen Wohnbauträgern entwickelt haben, sind "housing co-operatives"
in England, trotz ihrer langen Tradition, bis heute ein kleiner Sektor geblieben, der kaum öffentlich subventioniert
wird. Damit blieb dort der ausgeprägte Communitycharakter erhalten. "Eine durchschnittliche Wohnbaugenossenschaft
in England hat nur ungefähr 50 Mitglieder", verdeutlicht Dr. Lang den Unterschied zu Österreich.
"Hinzu kommt, dass gerade in den letzten Jahren die Vielfalt an innovativen gemeinschaftlichen Organisationsmodellen
in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Modellen wie Co-housing, Community Land Trusts oder Self-help housing
ist gemeinsam, dass sich Bürgerinnen und Bürger selbst organisieren. So wird nicht nur leistbarer Wohnraum
geschaffen, sondern die BewohnerInnen können auch in einem auf ihre Bedürfnisse angepasstem Umfeld wohnen."
Wenn für einen Großteil der Bevölkerung individuelles Wohnungseigentum fast unerschwinglich wird,
erhalten Community-Modell-BewohnerInnen ihr Recht auf Selbstbestimmung im unmittelbaren Wohnumfeld.
Potenzialanalyse
Genau hier setzt das Forschungsprojekt von Dr. Lang an und untersucht das Potenzial verschiedener Organisationsformen
des gemeinschaftlichen Bauens zur Ermächtigung der BewohnerInnen. "Gemeinschaftsorientierte Wohnbauinitiativen
können von großer gesellschaftspolitischer Relevanz sein, weil sie BewohnerInnen mit sozialem Unternehmertum
und demokratischen Praktiken vertraut machen", so Lang. "Das tatsächliche zivilgesellschaftliche
Potenzial hängt aber immer auch davon ab, inwieweit die institutionellen Entscheidungsträger einer Region
solche Wohnbaumodelle als ein Instrument der Bürgerbeteiligung aktiv aufnehmen." Daher bezieht die vergleichende
Studie zwischen Österreich und England auch die Analyse von Kooperationsmodellen zwischen kleinen und großen
Wohnbauakteuren sowie den Kontext der Stadtentwicklung und Wohnbaupolitik in die Analyse mit ein. Angesichts der
hohen Erwartungen an gemeinschaftliche Wohnbaumodelle ist es ein erklärtes Ziel der Studie, ein realistisches
Bild der Potenziale dieses Wohnbausektors zu vermitteln sowie gleichzeitig den Know-how-Transfer zu sozialen Innovationen
im Wohnbau innerhalb Europas voranzutreiben.
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