Was wir über unser wichtigstes Organ wissen sollten
Innsbruck (i-med) - Das Gehirn ist unsere Schaltzentrale: Ein komplexes Netzwerk von Milliarden Nervenzellen
bildet unser wichtigstes Organ. Neurologische Erkrankungen können daher gravierende Folgen haben. Weltweit
wird im Rahmen der „Woche des Gehirns“ (Brain Awareness Week) auf diese Krankheitsbilder und neue Erkenntnisse
der Forschung aufmerksam gemacht. In Innsbruck finden von Montag bis Freitag jeweils ab 19:00 Uhr kostenlose Vorträge
im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB, Innrain 80-82) statt.
Das Gehirn mit seinen Milliarden von Nervenzellen wiegt nur etwa 1,4 Kilogramm und macht daher gerade einmal durchschnittlich
zwei Prozent unseres Körpergewichts aus. Allerdings verbrauchen die grauen Zellen in unserem Kopf rund 20
Prozent unserer Energie, um die vielfältigen Sinnesreize zu verarbeiten.
Weit verbreitet sind Erkrankungen des Gehirns: In der EU ist rund jeder vierte Mensch von einer neurologischen
Krankheit betroffen. Beispielsweise erleiden rund 20.000 ÖsterreicherInnen jährlich einen Schlaganfall,
in Tirol sind es rund 2.000. Damit ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache in Österreich
und der häufigste Grund für eine schwerwiegende Behinderung. Rund 450 Millionen Menschen weltweit leiden
an psychischen Erkrankungen, allein in Europa sind es etwa 165 Millionen.
Weltweit wird dementsprechend intensiv geforscht, um mehr über die Schaltzentrale des Menschen herauszufinden
und neue, verbesserte Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Mehr als 35.000 wissenschaftliche Publikationen
werden im Bereich der Neurowissenschaften jährlich veröffentlicht. An der Medizinischen Universität
Innsbruck, die Neurowissenschaften sind ein Forschungsschwerpunkt, wird beispielsweise intensiv zu Krankheiten
wie Parkinson oder Schizophrenie geforscht.
Fragen zu Erkrankungen des Gehirns und der Hirnforschung werden beantwortet
Am Montag, den 10. März beginnt die „Woche des Gehirns“ in Innsbruck. Im Fokus der öffentlichen,
allgemeinverständlichen Vorträge stehen Krankheitsbilder wie Essstörungen bei Jugendlichen, Schlaganfälle
und Gedächtnisstörungen. Darüber hinaus wird über die Tumorchirurgie im Kopf und die Unterschiede
im Gehirn bei Männern und Frauen im Rahmen der Vorträge informiert. Die öffentlichen Veranstaltungen
finden von Montag bis Freitag jeweils um 19:00 Uhr im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB), Innrain 80-82,
EG Hörsaal L.EG.200 statt. Der Eintritt ist frei.
Essstörungen: Betroffene werden immer jünger
Die Direktorin der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Univ.-Prof.in Dr.in Kathrin
Sevecke eröffnet die Vortragsreihe zur Aktionswoche in Innsbruck mit dem Thema Essstörungen bei Jugendlichen.
In ihrem Vortrag verdeutlicht die Expertin, dass Essstörungen im klinischen Sinn als Erkrankung zwar nicht
häufiger als früher vorkommen, aber die Betroffenen tendenziell immer jünger werden. „Allerdings
stehen prognostisch die Chancen besonders im Jugendalter gut, die Erkrankung durch spezifische Therapien zu überwinden“,
erklärt Univ.-Prof.in Kathrin Sevecke. Rund ein Viertel der stationären Behandlungen an der Innsbrucker
Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im vergangenen Jahr waren Jugendliche mit Essstörungen.
Tumorchirurgie durch das Schlüsselloch
Ein wesentlicher Teil neurochirurgischer Tätigkeit macht die operative Entfernung von Tumoren am Gehirn aus.
Wie NeurochirurgInnen Operationen mittels modernster computerunterstützter Neuronavigationssysteme am Gehirn
durchführen, erklärt Univ.-Prof. Dr. Claudius Thomé, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für
Neurochirurgie. Auf Grund der Feinheit und Verletzlichkeit der Strukturen werden diese Operationen mit Hilfe von
speziellen Mikroskopen und Mikroinstrumenten durchgeführt. „Mit dieser auch Schlüssellochtechnik genannten
Methode, können wir über kleine Zugänge auch große Tumore abtragen“, sagt Univ.-Prof. Dr.
Claudius Thomé.
Typisch Frau, typisch Mann: Der kleine Unterschied im Gehirn
Der so genannte „kleine Unterschied“ zwischen Frauen und Männern ist auch im Gehirn sichtbar: Zu diesem Ergebnis
kommen die Direktorin der Univ.-Klinik für Neuroradiologie, Univ.-Prof.in Dr.in Elke Gizewski und die Direktorin
der Sektion für Neurobiochemie, Univ.-Prof.in Dr.in Christine Bandtlow, im Rahmen ihres Vortrages. Eine Möglichkeit
solche Verschiedenheiten sichtbar zu machen, bietet die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT). „Wir können
dadurch dem Gehirn quasi beim Denken zuschauen“, erklärt Univ.-Prof.in Gizewski. Es gibt Ergebnisse die zeigen,
dass die Faserbahnverbindungen im Gehirn bei Männern und bei Frauen verschieden sind. Zudem zeigen sich bei
bestimmten Aufgabenstellungen andere „Aktivierungsmuster“ und das auch dann, wenn die Aufgabelösung insgesamt
bei beiden Geschlechtern vergleichbar war, so die Neuroradiologin.
Schlaganfall: 60.000 Betroffene in Österreich leiden an den Folgen
Ein Schlaganfall tritt plötzlich im Gehirn auf. Auf Grund der Alterspyramide steigt die Zahl der Betroffenen.
Dementsprechend sind auch immer mehr, vor allem ältere Menschen, aufgrund eines Schlaganfalles pflegebedürftig:
Österreichweit leiden rund 60.000 Menschen derzeit an den Auswirkungen. „Eine medizinische Behandlung sollte
innerhalb der ersten drei bis vier Stunden erfolgen, um mögliche Folgenschäden zu verhindern“, sagt ao.Univ.-Prof.
Dr. Johann Willeit, leitender Oberarzt der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie. In Tirol wurde daher der
„Tiroler Schlaganfallpfad“ ins Leben gerufen. Eine optimierte Versorgungskette sowie eine gleichzeitige Aufklärung
der Bevölkerung hat die Qualität der Schlaganfallversorgung spürbar verbessert. (http:www.schlaganfall-tirol.info)
Dementsprechend ist es heutzutage möglich, dass rund die Hälfte aller SchlaganfallpatientInnen nach der
Rehabilitation ihr Leben ohne Beeinträchtigung weiterführen können. Durchschnittlich sind 15 von
100 Schlaganfall-PatientInnen, so beeinträchtigt, dass sie dauerhaft pflegebedürftig sind.
Denken, lernen, vergessen – Was passiert im Gehirn?
Unser Gehirn nimmt ununterbrochen neue Informationen auf, diese werden im Gedächtnis konsolidiert und können
später wieder abgerufen werden. In Österreich sind rund 100.000 PatientInnen von einer dementiellen Erkrankung
betroffen. „Das Leitsymptom sind dabei Gedächtnisstörungen. Zum Abschluss der Woche des Gehirns in Innsbruck
gibt ao.Univ.-Prof.in Dr.in Margarete Delazer von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie Einblicke in
die bewussten und unbewussten Lernprozesse im Gehirn.
Programm Woche des Gehirns in Innsbruck:
Beginn jeweils 19:00 Uhr, Eintritt frei
Ort: Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB), Innrain 80-82
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