Landwirtschaft muss wettbewerbsfähig, flächendeckend und
bäuerlich bleiben
Wien (lkö) - "Drei wesentliche Schwerpunkte werden die Arbeit der bäuerlichen Interessenvertretung
in den nächsten Jahren bestimmen: Zum Ersten gilt es, die bäuerlichen Betriebe wettbewerbsfähig
zu halten. Wir müssen täglich unsere Kunden gewinnen, die Abnehmer aus der Verarbeitungswirtschaft ebenso
wie jeden einzelnen Konsumenten. Zweitens muss unsere Land- und Forstwirtschaft auch in Zukunft flächendeckend
funktionieren. Nur so bleiben die ländlichen Regionen vital, nur so können die Lebensräume und somit
die Grundlagen für den Tourismus gesichert werden. Daher sind natürliche Nachteile auszugleichen. Das
lässt sich nur - und das ist der dritte Schwerpunkt - mit einer bäuerlichen Landwirtschaft bewältigen,
die in Eigenverantwortung und mit hoher Selbstorganisation in Verbänden wie auch Genossenschaften arbeitet
und wirtschaftet." Das stellte Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich,
am 06.03. vor Journalisten fest.
Wettbewerbsfähigkeit erhöhen
"Die Wettbewerbsfähigkeit ist die Basis erfolgreichen Wirtschaftens. In vielen Fällen, das zeigen
die heimischen Exporterfolge, wird dieser Weg schon beschritten. Doch macht die internationale Konkurrenz auch
vor unseren Grenzen nicht halt, und so müssen wir täglich um unsere Kunden kämpfen, denn das Schnitzel
muss immer aus Österreich stammen. Wir sind diejenigen, die den Tisch decken, und das wollen wir auch in Zukunft
tun. Wir sind diejenigen, die zu einer größeren Unabhängigkeit Österreichs von Energieimporten
beitragen können. Daher drängen wir auch auf einen raschen Beschluss des Programms Ländliche Entwicklung
und somit der Investitionsförderung. In Wirklichkeit zählt jetzt jeder Tag, den unsere Bauern schon zu
investieren bereit wären, so sie grünes Licht erhalten", unterstrich Schultes.
Flächendeckende Land- und Forstwirtschaft
"Nur eine flächendeckende Land- und Forstwirtschaft kann Ressourcen und Lebensräume gleichzeitig
sichern. Damit jedoch die bäuerlichen Betriebe auch in Gebieten mit natürlichen Nachteilen weiterhin
erfolgreich arbeiten können, sind diese Bewirtschaftungserschwernisse auch in Zukunft auszugleichen. Damit
sichert man lebendige ländliche Räume und gleichzeitig Wirtschaft und Arbeitsplätze in Regionen
weit abseits der Marktzentren. Darüber hinaus wird damit auf die kostengünstigste Weise die Basis für
den Tourismus gelegt, der in der Volkswirtschaft eine wesentliche Rolle spielt. Ohne funktionierende Land- und
Forstwirtschaft - auch in entlegenen ländlichen Räumen - wären ein erfolgreicher Tourismus und eine
weltweit konkurrenzfähige holzverarbeitende Industrie undenkbar", gab Schultes zu bedenken.
Bäuerlichkeit als Programm
"All diese Herausforderungen bewältigen am besten und effektivsten bäuerliche Familienunternehmen.
Ihre Basis sind Eigentum, Eigenverantwortung, Fleiß und eine gut entwickelte Selbstorganisation in Genossenschaften
und Verbänden. Unabdingbar dazu gehört ein hoher Grad an Aus- und Weiterbildung. Das betrifft sowohl
die schulische Ausbildung als auch jene der Beratung, aber auch Lehrgänge in Landwirtschaftskammern und LFI.
Um wissenschaftlichen Anspruch mit Praxisnähe noch enger zu verbinden, regen wir die Einrichtung von Fachhochschulen
an. Darüber hinaus müssen Forschung und Entwicklung verstärkt werden, um die künftigen Anforderungen
an die Betriebe besser meistern zu können", informierte Schultes.
Größte Herausforderungen
"Zu den größten Herausforderungen der nächsten Zeit zählen - nicht nur für die Landwirtschaft
- die negativen Folgen des immer stärker spürbar werdenden Klimawandels. Hier ist unser Ziel eindeutig:
Wir müssen weg von den fossilen und hin zu den erneuerbaren Energieträgern und Rohstoffen. Genauso gefordert
sind die Bäuerinnen und Bauern in der Antwort auf die sich immer rascher ändernden Kundenansprüche.
Diese müssen wir rechtzeitig erkennen und richtig darauf reagieren. Gleichzeitig müssen wir im Dialog
mit den Konsumenten klar machen, dass wir diejenigen sind, die das Leben pflegen, schützen und bewahren. Dazu
gilt es, das Wissen über die Landwirtschaft besser zu kommunizieren - von der Schulbank bis in das alltägliche
Leben hinein. Schließlich ist es auch notwendig, unseren bäuerlichen Unternehmern aktiv dabei zu helfen,
besser mit den Volatilitäten des offenen Weltmarkts und der Wetterkapriolen umzugehen. Weiterentwickelte Risiko-Absicherungssysteme
schützen dabei nicht nur die Bauern, sondern damit auch unser aller Lebensgrundlagen. Darüber hinaus
sind sie ein starkes Motiv für junge Menschen, den Beruf des Landwirts zu ergreifen", erklärte Schultes.
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