Europa wird innovativer, doch die ausgeprägten
 regionalen Unterschiede bleiben

 

erstellt am
05. 03. 14
11.30 MEZ

Leistungsanzeiger der Innovationsunion 2014: Österreich ist ein Innovationsfolger
Brüssel (ec) - Europa verringert den Innovationsrückstand gegenüber den Vereinigten Staaten und Japan, aber die Unterschiede bei der Innovationsleistung der einzelnen EU-Mitgliedstaaten sind nach wie vor sehr groß und nehmen nur langsam ab. Auf regionaler Ebene wird die Innovationslücke größer, denn die Innovationsleistung ist in fast einem Fünftel der EU-Regionen schlechter geworden. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des Leistungsanzeigers der Innovationsunion 2014 der Europäischen Kommission und des Regionalen Innovationsanzeigers 2014. Insgesamt hat sich das Ranking innerhalb der EU relativ wenig verändert: Schweden hält die Spitzenposition, gefolgt von Dänemark, Deutschland und Finnland – diese vier Länder investieren am meisten in Forschung und Innovation. Portugal, Estland und Lettland haben ihre Leistung am stärksten verbessert. Dabei wurden die größten Fortschritte aufgrund der Öffnung und Attraktivität des EU-Forschungssystems sowie der kooperativen Innovation der Unternehmen und der an Lizenz- und Patenteinkünften aus dem Ausland gemessenen Vermarktung von Wissen erzielt. Dem Wachstum der öffentlichen FuE-Ausgaben stand jedoch ein Rückgang von Risikokapitalinvestitionen und Nicht-FuE-Innovationsaufwendungen in Unternehmen gegenüber.

Antonio Tajani, Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar für Industrie und Unternehmertum, erklärte dazu: „Innovationen in ganz Europa herbeizuführen, bleibt eine Priorität, wenn wir unser industriepolitisches Ziel erreichen wollen: Bis 2020 sollen mindestens 20 % des BIP der EU vom verarbeitenden Gewerbe erwirtschaftet werden. Mehr Unternehmensinvestitionen, eine stärkere Nachfrage nach europäischen innovativen Lösungen und weniger Hindernisse für die Markteinführung von Innovationen sind Schlüsselelemente des Wachstums. Damit wir Innovationen erfolgreich auf den Markt bringen können, brauchen wir mehr innovative Unternehmen und wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen.“

Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, sagte dazu: „Wieder einmal bestätigt der Leistungsanzeiger, dass sich Investitionen in Forschung und Innovation bei der Wirtschaftsleistung auszahlen. Mit einem Budget von fast 80 Mrd. EUR für die nächsten sieben Jahre wird unser neues Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 dazu beitragen, dass wir diese Dynamik aufrechthalten können. Wir müssen nun EU-weit mehr in Innovationen investieren, damit wir unser Ziel erreichen, bis 2020 entsprechende Investitionen in Höhe von 3 % des BIP vorzunehmen.“

Johannes Hahn, Kommissar für Regionalpolitik und Stadtentwicklung, sagte: „Wir müssen die in Europa vorhandenen großartigen Ideen in profitable Unternehmungen umsetzen, die Wachstum und nachhaltige Beschäftigung schaffen. Der neue EU-Haushalt und die reformierte Regionalpolitik bieten eine einmalige Gelegenheit zur Innovationsförderung. Über 100 Mrd. EUR aus den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF) werden in Forschung und Innovation sowie digitales Wachstum, kleine und mittlere Unternehmen und die Entwicklung von grünen und effizienten Energien investiert. Aus dem heute veröffentlichten Leistungsanzeiger geht hervor, dass einige Regionen zwar eindeutige Fortschritte machen, aber noch immer Unterschiede bestehen. Mit der neuen Regionalpolitik wird gegen diese Problematik direkt vorgegangen: Jede der 274 Regionen Europas wird eine Strategie für intelligente Spezialisierung entwickeln müssen, zu der auch die Innovation gehört. Die Regionen werden auf ihren wirtschaftlichen Stärken aufbauen und innovative Wege gehen müssen, damit sie am globalen Wettbewerb teilnehmen können.“

Vier verschiedene Leistungsgruppen für die Mitgliedstaaten
Im Leistungsanzeiger der Innovationsunion 2014 werden die Mitgliedstaaten in vier Leistungsgruppen eingeteilt:

  • Dänemark (DK), Finnland (FI), Deutschland (DE) und Schweden (SE) sind „Innovationsführer“ mit einer weit über dem EU-Durchschnitt liegenden Innovationsleistung;
  • Österreich *) (AT), Belgien (BE), Zypern (CY), Estland (EE), Frankreich (FR), Irland (IE), Luxemburg (LU), die Niederlande (NL), Slowenien (SI) und das Vereinigte Königreich (UK) sind „Innovationsfolger“ mit einer Innovationsleistung, die über dem oder in der Nähe des EU-Durchschnitt(s) liegt;
  • die Leistung Kroatiens (HR), der Tschechischen Republik (CZ), Griechenlands (EL), Ungarns (HU), Italiens (IT), Litauens (LT), Maltas (MT), Polens (PL), Portugals (PT), der Slowakei (SK) und Spaniens (ES) liegt unter dem EU-Durchschnitt. Diese Länder sind „Mäßige Innovatoren“;
  • Bulgarien (BG), Lettland (LV) und Rumänien (RO) sind „Bescheidene Innovatoren“ mit einer Innovationsleistung weit unter dem EU-Durchschnitt.


Was macht die Innovationsführer so erfolgreich?
Die Leistungen der innovativsten Länder liegen in allen Bereichen deutlich über dem EU-Durchschnitt: vom Forschungs- und Hochschulsektor über die Innovationstätigkeit der Unternehmen und das intellektuelle Kapital bis hin zur Innovation in KMU und den wirtschaftlichen Auswirkungen, die ausgewogene nationale Forschungs- und Innovationssysteme widerspiegeln.

Die EU im internationalen Vergleich
Betrachtet man Europa insgesamt, so bestätigt die Schweiz ihre Spitzenposition als stärkster Innovationsführer, der alle EU-Mitgliedstaaten regelmäßig übertrifft. Auf globaler Ebene haben Südkorea, die USA und Japan einen Innovationsvorsprung vor der EU. Während der Abstand zu den USA und Japan in den letzten Jahren um die Hälfte zurückgegangen ist, ist er gegenüber Südkorea größer geworden.

Die EU behauptet nach wie vor ihren Leistungsvorsprung gegenüber Australien, Kanada und allen BRICS-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). Dieser Vorsprung ist stabil oder nimmt sogar zu, mit Ausnahme von China, das derzeit schnell aufholt.

Regionaler Innovationsanzeiger 2014
In diesem Jahr erscheint neben dem Leistungsanzeiger der Innovationsunion auch der Regionale Innovationsanzeiger 2014, der eine vergleichende Bewertung der Innovationsleistung aller 190 Regionen der Europäischen Union, Norwegens und der Schweiz anhand einer Reihe von Forschungs- und Innovationsindikatoren enthält.

Hintergrund des Innovationsanzeigers
Die Basis des Leistungsanzeigers der Innovationsunion 2014 bilden gegenwärtig 25 Indikatoren, die in drei große Bereiche unterteilt sind:

Grundlagen: grundlegende Bausteine zur Förderung von Innovation (Humanressourcen, offene, hervorragende und attraktive Forschungssysteme sowie Finanzierung und Förderung);

Unternehmenstätigkeiten: Erfassung der Innovationsbemühungen in den europäischen Unternehmen (Unternehmensinvestitionen, Vernetzung und unternehmerische Initiative sowie intellektuelles Kapital);

Outputs: Vorteile für die Wirtschaft als Ganzes (Innovatoren und wirtschaftliche Auswirkungen).

 

 

 

*) Österreich ist ein Innovationsfolger. Die Innovationsleistung stieg bis 2009 und sank 2010 aufgrund eines niedrigeren Anteils an Produkt- oder Prozessinnovatoren, Marketing- oder organisatorischen Innovatoren, KMU mit innerbetrieblicher Innovation und KMU, die mit anderen kooperieren. Seitdem hat sich die Innovationsleistung Österreichs vollständig erholt. Die Entwicklung im EU-Vergleich erreichte in den Jahren 2008 und 2009 mit 116 % ihren Höchststand, fiel im Jahr 2013 auf 108 % zurück. Relativ stark ist Österreich bei internationalen wissenschaftlichen Kopublikationen, Gemeinschaftsgeschmacksmustern und innovativen KMU, die mit anderen kooperieren. Relative Schwachpunkte sind bei Doktoranden aus Nicht-EU-Ländern und Risikokapitalfonds festzustellen.

 

 

 

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