Ein Theatermonolog über den abwesenden Prinzen Eugen von Erwin
Riess mit Johanna Orsini-Rosenberg im Winterpalais des Belvedere
Wien (belvedere) - Das neu renovierte Winterpalais, Barockjuwel im Herzen Wiens, bildet die einzigartige
Kulisse für einen besonderen Theaterabend. Der Autor Erwin Riess hat mit Der Zorn der Eleonore Batthyány
eine Begegnung des Prinzen Eugen mit seiner heimlichen Geliebten für die Bühne zum Leben erweckt. In
einem beeindruckenden Monolog gewährt Johanna Orsini-Rosenberg in der Rolle der Eleonore Batthyány
Einblick in die politisch motivierten Intrigenspiele am Wiener Hof, die sich gegen den hochdekorierten Savoyer
richten. Regisseur Karl Baratta setzt das packende Psychogramm einer starken Frau in der männerdominierten
Barockgesellschaft meisterhaft in Szene.
Am Mittwoch, dem 2. April 2014, um 19 Uhr entführt Johanna Orsini-Rosenberg als charismatische „Lori“ erstmals
an den originalen Schauplatz ihrer Zusammenkünfte mit dem Prinzen, ins Eugen’sche Winterpalais. Dort zieht
sie Bilanz über ihre Beziehung zu einem der erstaunlichsten Menschen jener Zeit.
Erwin Riess, der schon mehrfach österreichische Mythen erforschte, hat mit diesem Monolog ein Denkmal für
Eleonore Battyány, die heimliche Geliebte, Seelenverwandte und Gefährtin des Prinzen Eugen gesetzt.
„Was immer geschieht: Heute noch werden Sie die Größe haben, mir Rede und Antwort zu stehen! Über
jene Frage, die seit Jahren in mir wohnt und doch nur als ein Blick, ein Hauch, ein Seufzen auf sich aufmerksam
machte.“ Diese leidenschaftlichen Worte richtet Eleonore Gräfin Batthyány an Prinz Eugen von Savoyen,
während dieser bei Kaiser Karl VI. eine Intrige der spanisch-katholischen Partei aufdeckt, die ihn zu vernichten
droht. Die schöne Gräfin hat für ihn spioniert und ihm das Material geliefert, die Anschuldigungen
der Intriganten zurückzuweisen. Sie führt einen einflussreichen Salon, ist Anziehungspunkt der Wiener
Gesellschaft und Prinz Eugens engste Vertraute und heimliche Geliebte, die ihm in allen Lebenslagen beisteht. Eleonore
ist zu diesem Zeitpunkt schon viele Jahre verwitwet und gilt als emanzipierte und kultivierte Frau auf der Höhe
ihrer Zeit. Ihr halbes Leben widmet sie der Nähe zu Eugen, zittert und triumphiert mit ihm in zahlreichen
Gefahrensituationen seiner Laufbahn. Sie blickt hinter die brillant komponierte Fassade der historischen Persönlichkeit
auf die Verletzlichkeit des Prinzen. Vor dem Hintergrund der politischen Krise verlangt sie von ihm eine private
Entscheidung.
Handlung
Eleonore Batthyány, Lebensgefährtin des Prinzen Eugen, ist für mehr als zwei Jahrzehnte die
heimliche Herrscherin des Reiches. Im Jahre 1719 kommt es zu jener berühmten Affäre, die beinahe mit
der Vernichtung des Prinzen Eugen endet. Kaiser Karl VI. lässt Eugen und Eleonore bespitzeln. Ziel ist es,
Eugen zu unterstellen, er sei Eleonore Batthyány hörig, und ihn dadurch als Politiker und Präsident
der Geheimen Konferenz unmöglich zu machen. Die Entscheidung über die vorbehaltlose Rehabilitierung des
Prinzen oder seine Vertreibung aus Österreich und den Verlust seines gesamten Vermögens drängt.
Eugen wird vorgelassen, Eleonore jedoch in ein Kabinett verwiesen. Die Stunde des Wartens gerät ihr zu einer
schonungslosen und leidenschaftlichen Abrechnung mit dem Prinzen und dem Kaiser.
Johanna Orsini-Rosenberg
Schauspieldiplom am Mozarteum Salzburg. Theaterengagements u. a. am Burgtheater Wien, am Deutschen Theater
Göttingen, am Volkstheater Wien, am Schauspielhaus Graz und am Stadttheater Klagenfurt. Als Filmschauspielerin
ausgezeichnet mit dem Diagonale Schauspielpreis 2013 für ihre Hauptrolle in Soldate Jeannette. Neben zahlreichen
Eigenproduktionen seit dessen Gründung 1998 Leiterin des Sommertheaters in Damtschach/Kärnten.
Karl Baratta
Dramaturg und Regisseur am Schauspiel Bonn, am Schauspiel Frankfurt, am Theater Basel, am Schauspielhaus Zürich,
an der Volksbühne Berlin, am Theater Bregenz, am Volkstheater Wien. Dramaturgien bei Peter Eschberg, Jürgen
Gosch, Dimiter Gotscheff, Hans Hollmann, Elias Perrig, Christoph Schlingensief, Anselm Weber. Inszenierungen von
Uraufführungen, u.a. von Ilse Aichingers Zu keiner Stunde, Wolfgang Bauers Insalata mista, Thomas Bernhards
In der Höhe und Verstörung, Franzobels Die Anstalt, Gert Jonkes Das System von Wien. Kurator bei den
Wiener Festwochen für die Ausstellung Unruhe der Form.
Erwin Riess
Geboren 1957 in Wien. Nach dem Studium der Politik- und Theaterwissenschaft an der Universität Wien, wechselnde
Tätigkeiten, u.a. als Verlagslektor. Seit 1983 Rollstuhlfahrer, setzt sich Erwin Riess seit vielen Jahren
aktiv für die Anliegen behinderter Menschen ein. Von 1984 bis 1994 war er wissenschaftlicher Referent für
behindertengerechtes Bauen in der Wohnbauforschung des Wirtschaftsministeriums. Seit 1994 ist Erwin Riess als freier
Schriftsteller tätig. Er verfasste zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher und Prosa,
u.a. Zur Lage der behinderten Menschen in Österreich (1999), Habsburgs Rache (1993), Herr Grillparzer fasst
sich ein Herz und fährt mit einem Donaudampfer ans Schwarze Meer (2000), Krupp oder Das ewige Leben (2002),
Der Zorn der Eleonore Batthyány (2003), Der Don Giovanni-Komplex (2006). In der Reihe der „Groll-Krimis“
sind u. a. Giordanos Auftrag (1999), Der letzte Wunsch des Don Pasquale (2006), Herr Groll und der rote Strom (2010)
und Herr Groll im Schatten der Karawanken (2012) erschienen. Für seine Arbeit erhielt Erwin Riess 2002 den
Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur.
Das Winterpalais: Ort der internationalen Begegnung
Einst für den Prinzen Eugen von Savoyen als kostbar ausgestattetes Wohn- und Repräsentationspalais
im Stadtzentrum errichtet, später von Maria Theresia erworben, bald für die Hofkammer und ab 1848 als
Finanzministerium genutzt, ist das Barockjuwel im Herzen der Stadt nach seiner umfassenden Renovierung wieder ein
Ort für Kunst und Kultur. Seit der Wiedereröffnung im Oktober 2013 sind die bedeutendsten Säle des
Paradeappartements als Ausstellungsfläche für künstlerische Begegnungen zwischen barocker Ausstattung,
den Sammlungen des Belvedere und zeitgenössischer Kunst erstmals in ihrer Geschichte auch der Öffentlichkeit
zugänglich.
Regie: Karl Baratta
Kostüm: Clarisse Praun-Maylunas
Premiere: 2. April 2014, 19 Uhr
Weitere Termine: 4., 9., 11., 23., 25., 28. und 30. April, 14. und 16. Mai, jeweils 19 Uhr
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