Tag der Seelischen Gesundheit" am 25. März im Wiener Rathaus informiert über
Sucht- und Drogenproblematik
Wien (rk) - "Sucht ist eine Krankheit - und keine Willensschwäche", betonte Gesundheits-
und Sozialstadträtin Sonja Wehsely bei einer Pressekonferenz am 17.03. Gemeinsam mit dem ärztlichen Leiter
der Psychosozialen Dienste Chefarzt Georg Psota, dem Koordinator für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien
Michael Dressel und dem stellvertretenden Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes Udo Janßen
informierte die Stadträtin über die Sucht- und Drogenpolitik der Stadt Wien und die umfassenden Angebote
für Menschen mit Abhängigkeits- und anderen psychiatrischen Erkrankungen. Anlass ist der "Tag der
Seelischen Gesundheit" am 25.03. im Wiener Rathaus, der sich diesmal dem Schwerpunktthema Sucht widmet.
Sucht- und Drogenpolitik arbeitet gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung
Obwohl es seit Jahren wissenschaftlich belegt ist, dass Sucht eine chronische, rezidivierende Erkrankung ist,
werden Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen immer noch von Teilen der Gesellschaft missachtet und ausgegrenzt.
"Wien hat sich schon in den 90er Jahren für den Grundsatz der Integrierten Sucht- und Drogenpolitik entschieden",
sagt die Gesundheits- und Sozialstadträtin, "das heißt, wir versuchen durch eine Zusammenarbeit
der verschiedenen Stellen suchtkranke Menschen in das breite soziale und medizinische Netz der Stadt zu integrieren."
Die das Drogenkonzept von 1999 ergänzende und im Herbst 2013 präsentierte Wiener Sucht- und Drogenstrategie
bildet die strategische Leitlinie der Stadt Wien: "Die Suchtforschung hat sich in den letzten Jahren zunehmend
etabliert, der Suchtbegriff hat sich gewandelt. Neu ist, dass sich ExpertInnen heute auch intensiv mit nicht substanzgebundenen
Suchtformen und neuen psychoaktiven Substanzen auseinandersetzen", so Dressel. Die Behandlung von Suchtkranken
sei nicht mehr nur in den Spezialeinrichtungen der Suchthilfe, sondern in vielen Bereichen des Gesundheits- und
Sozialsystems ein Teil des Leistungsangebotes. "Daher sind die Zusammenarbeit, der Austausch und die Vernetzung
der Bereiche zum Wohle der SuchtpatientInnen wesentlich", fasst Dressel zusammen.
Gesundheitsreform: Projekt "Alkohol 2020" für Beratung, Behandlung und Betreuung
Ein großes Ziel der Gesundheitsreform ist das Aufbrechen alter Strukturen: "Alle im Gesundheitssystem
verantwortlichen Player sollen in Zukunft an einem Tisch sitzen, um das Beste für die PatientInnen zu leisten",
so Gesundheitsstadträtin Wehsely. "Mit dem Projekt Alkohol 2020 wird für Wien ein integriertes Modell
der Beratung, Behandlung und Betreuung für Alkoholgefährdete und -abhängige entwickelt und stufenweise
bis zum Jahr 2020 umgesetzt." In ganz Österreich gelten fünf Prozent der Bevölkerung ab dem
16. Lebensjahr als alkoholabhängig, weitere zwölf Prozent als gefährdet. Rund 2500 Frauen und 7500
Männer erkranken pro Jahr an Alkoholismus. "Wir haben die Chance, gemeinsam ein neues System aufbauen
zu können", ergänzt der Koordinator für Sucht- und Drogenfragen. "Beispielsweise durch
eine bessere Vernetzung der stationären und ambulanten Angebote, des Bereichs der niedergelassenen ÄrztInnen
und TherapeutInnen und mit allen weiteren LeistungserbringerInnen. Es soll gewährleistet werden, dass die
PatientInnen oder KlientInnen genau jene Behandlung bekommen, die sie benötigen." Das Ziel sei, in den
nächsten Jahren rund 15 bis 20 Prozent der Gefährdeten und Abhängigen zu erreichen und zu behandeln.
Die Stadt Wien mit ihrer neuen Sucht- und Drogenstrategie ist bereits mit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK)
und der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) dabei, Konzepte zu entwickeln. Mitte 2014 werden erste Ergebnisse vorliegen.
Meisten PatientInnen gehen freiwillig in ein Spital
In Wien werden jährlich rund 13.000 Menschen stationär in psychiatrischen Abteilungen betreut. Zu
den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen, die zu Spitalsaufenthalten führen können, zählen
Depressionen, Schizophrenien, Suchtkrankheiten und psychische Störungen im Alter (Verwirrtheit, Demenz). Alle
diese Erkrankungen sind gut behandelbar, jene PatientInnen, die eine stationäre Behandlung erhalten, wünschen
diese überwiegend von sich aus. Im Wiener Krankenanstaltenverbund gibt es sowohl im Zentrum für Suchtkranke
im Otto-Wagner-Spital als auch im Therapiezentrum Ybbs die Möglichkeit einer Akutbehandlung. Die weitere -
mittel- und langfristige - Behandlung erfolgt über Einrichtungen des Sucht- und Drogenhilfenetzwerks wie beispielsweise
das Anton-Proksch-Institut. Zudem gibt es an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
im AKH Wien eine Drogenambulanz beziehungsweise eine Forensische Drogenambulanz. Auch für drogenabhängige
schwangere Frauen gibt es eine Spezialambulanz: Ein erfahrenes Team bestehend aus ÄrztInnen, PsychologInnen,
SozialarbeiterInnen, Pflegepersonal und einer Apothekerin betreut Frauen in der Schwangerschaft und danach in enger
Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Gynäkologie und Kinderheilkunde. "Bei einem stationären
Aufenthalt versuchen wir Patientinnen und Patienten dabei zu begleiten, im geschützten Rahmen eines Spitals
in eine stabile Phase zu finden, um nach der Entlassung aus dem Spital den begonnenen Weg im Rahmen der ambulanten
Behandlung fortsetzen zu können", erläutert Udo Janßen, Generaldirektor-Stellvertreter des
Wiener Krankenanstaltenverbunds.
Psychosoziale Dienste erweitern ihr Leistungsangebot in der Stadt
Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen und komplexem psychiatrischen Behandlungsbedarf steht bei den Psychosozialen
Diensten (PSD) ein spezialisiertes Angebot zur Diagnose und Behandlung zur Verfügung. In insgesamt acht Sozialpsychiatrischen
Ambulatorien können Erwachsene wohnortnah medizinisch behandelt werden. Bei psychiatrischen Krisen steht außerdem
während der Nacht sowie an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr ein sozialpsychiatrischer Notdienst
zur Verfügung. "In den vergangenen Jahren konnte der PSD die Infrastruktur seiner Einrichtungen entscheidend
verbessern", freut sich Chefarzt Georg Psota. "In den über ganz Wien verteilten Sozialpsychiatrischen
Ambulatorien, die nun auch über ein therapeutisches Tageszentrum verfügen, arbeitet ein multiprofessionelles
Team bestehend aus FachärztInnen für Psychiatrie, klinischen PsychologInnen, Krankenpflegepersonal, Sozialarbeitern
sowie anderen therapeutischen Berufsgruppen." Das in einigen Wochen neu eröffnete Ambulatorium für
Kinder- und Jugendpsychiatrie des PSD ist mit dem früheren Ambulatorium kaum zu vergleichen: Sie ist um Vieles
größer, heller und entspricht mit der angeschlossenen Tagesklinik und der Heilstättenschule einem
international vorbildhaften Kinder- und Jugendpsychiatrischen Zentrum.
"Tag der Seelischen Gesundheit" im Wiener Rathaus
Nach internationalen Untersuchungen leidet etwa ein Drittel der Bevölkerung pro Jahr an einer psychischen
Erkrankung. Großteils sind dies leichtere und oft auch vorübergehende psychische Beeinträchtigungen,
daneben können auch schwere und längerdauernde psychische Erkrankungen auftreten. In jedem Fall ist eine
frühe, rechtzeitige Diagnose und entsprechende Behandlung wichtig. Daher informiert die Stadt Wien beim heurigen
"Tag der Seelischen Gesundheit" in umfassender Weise über präventive und therapeutische Möglichkeiten
sowie Behandlungsformen im Bereich der Suchterkrankungen.
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