Vom Wasserturm in Favoriten bis zur Übergangskammer Mauer
Wien (rk) - Der mächtige Schlüssel aus Gusseisen täuscht. Aufgesperrt wird der Wasserturm
bei der Triester Straße am Wienerberg heute mit Hilfe modernster Technik. Im Inneren des Turms befinden sich
die zwei Wasserleitungen, die Technik. Außen zieht die faszinierende Industriearchitektur mit feinsten Ornamenten
und Rohziegeln die Blicke auf sich.
"Das Unbekannte am Favoritner Turm ist", sagt Walter Kling von Wiener Wasser (MA 31), "dass er nur
sehr kurz in Betrieb war". Denn mit der im Jahr 1910 in Betrieb gegangenen zweiten Hochquellenleitung war
die Wasserverteilung mittels Wasserturm nicht mehr notwendig. 1956 wurde er endgültig außer Betrieb
genommen. Gebaut wurde der Turm 1898/99, um den notwendigen Wasserdruck am Wienerberg zu gewährleisten. Mit
Dampfpumpen wurde das Wasser hinauf gepumpt, um Teile von Favoriten und Meidling versorgen zu können.
Jahrhundertealte Technik noch einsatzfähig
Der Turm umfasst einen 1.000 Kubikmeter Trinkwasserbehälter, das entspricht etwa 7.000 vollen Badewannen,
und einen Ringbehälter von 200 Kubikmetern, der als Feuerlöschreserve diente. Auch diese wäre heute
nicht notwendig, da die Wasserreserven für Löscharbeiten elektronisch gesteuert werden. Dennoch wären
die stählernen Behälter aus dem 19. Jahrhundert - genietet, nicht geschweißt - heute noch einsatzfähig.
Unter das Kegeldach des Turms führt eine 13 Meter hohe Wendeltreppe. Dann geht es über eine weitere Treppe
zum Rundgang unter der Fahnenstange. Sie ist einen Meter höher als der Adler des Stephansdoms. Die Belohnung:
Ein herrlicher, fast einmaliger Blick über Wien von Süden aus. Heute steht der Turm unter Denkmalschutz,
ist vom Rohrnetz getrennt und bietet Raum für Kultur-Veranstaltungen wie Ausstellungen oder Vernissagen.
Quellwasser aus dem Stollen wird Trinkwasser
Ortswechsel nach Hietzing. Es plätschert und rauscht in der Übergangskammer Mauer beim Lainzer Tiergarten.
Dort kommt die zweite Hochquellenleitung an. Das Quellwasser vom Hochschwab in der Steiermark wird zum Trinkwasser.
Ungefähr 200.000 Kubikmeter Wasser werden in zwei Behältern in 24 Stunden durchgeleitet, inklusive Desinfizierung.
Bereits am Hochschwab wird die erste Probe genommen.
Die Architektur der Übergangskammer ist unscheinbar, minimalistisch. Die Schieber stammen aus dem Jahre 1909.
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Die wien.at-Serie stadtUNbekannt zeigt versteckte Örtlichkeiten in Wien und ermöglicht einen Blick
hinter die Kulissen der Stadt. Alle bisherigen Geschichten online: http://www.wien.gv.at/kultur/chronik/stadtunbekannt.html.
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