Konjunkturerholung 2014 beginnt verhalten mit ersten Wachstumsimpulsen von der Stahlindustrie,
dem Maschinenbau und der Fahrzeugindustrie
Wien (bank austria) - Nach einem schwierigen Jahr 2013 sind Anzeichen der Erholung in vielen, wenn auch
nicht allen Branchen der österreichischen Wirtschaft erkennbar. „Zu Jahresbeginn 2014 zeigen sich deutlich
positive Signale bei der Stahl- und Fahrzeugindustrie, im Maschinenbau aber auch der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie,
dem Fremdenverkehr und der IT-Branche, während die Situation in der Bauwirtschaft und der Telekombranche angespannt
bleibt. Stabilisiert hat sich der Handel“, fasst Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria den Ausblick
für Österreichs Branchen zusammen.
Leichter Aufschwung der Industrie
Österreichs Industrie verbuchte 2013 nur ein schwaches Produktionsplus von 0,6 Prozent und stagnierende Umsätze.
Zudem war die Stimmung der Unternehmen Anfang 2014 in Summe zwar positiv aber noch wenig überzeugend. Der
Aufschwung der Industriekonjunktur beginnt verhalten und bekommt derzeit auch wenig Unterstützung von anderen
Sektoren, wie eine aktuelle Analyse der Bank Austria zeigt. Dennoch wird die Industrie im laufenden Jahr die Wachstumsschwäche
der letzten zwei Jahre überwinden und ein Produktionsplus von zumindest 4 Prozent verbuchen. Die verfügbaren
Indikatoren, aktuelle Unternehmensbefragungen, wie der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria oder die Beschäftigungsentwicklung
weisen in diese Richtung.
In der Industrie kommen stärkere Impulse bereits von der Stahlindustrie, dem Maschinenbau und der Fahrzeugindustrie
– drei Industrieschwergewichte, die 28 Prozent zur Sektorwertschöpfung beitragen. Die Stahlindustrie beendete
2013 zwar mit einem, im langfristigen Vergleich unterdurchschnittlichen Produktionsplus von 1,3 Prozent. Allerdings
verbesserte sich die Stahlkonjunktur im Lauf des Vorjahres und wächst seit September wieder, angetrieben vor
allem von der Nachfrage von Europas Fahrzeugindustrie, die ihr Produktionstempo seit Herbst erhöht. Günter
Wolf, Bank Austria Ökonom erwartet, dass „die heimische Stahlindustrie 2014 auf jeden Fall ihr schwaches Vorjahresergebnis
überbieten kann, spätestens wenn die Stahlnachfrage parallel zur Investitionsgüterkonjunktur in
Europa auf breiter Front an Schwung gewinnt, wie sie Unternehmensbefragungen seit Monaten ankündigen“. Auch
in Österreich wächst seit Herbst der Konjunkturoptimismus der Vorprodukt- und Investitionsgüterhersteller.
Was fehlt, ist die stärkere Nachfrage von Seiten der Bauwirtschaft.
Heimische Maschinenbauer erhöhten 2013 Beschäftigung um mehr als 3 Prozent
Österreichs Maschinenbauer litten 2013 erheblich unter der Investitionsschwäche in den wichtigsten
Absatzmärkten, die Produktionsleistung ist um 0,9 Prozent gesunken. Das Minus drehte aber wie in der Stahlindustrie
schon im vierten Quartal wieder ins Plus. Vor dem Hintergrund des wachsenden Konjunkturoptimismus der Investitionsgüterhersteller
Anfang 2014 kann in den nächsten Monaten mit weiteren Zuwächsen der Maschinenbauproduktion gerechnet
werden, die sich, sobald die internationale Investitionsgüternachfrage an Breite gewinnt, verstärken
werden. Darüber hinaus haben die Maschinenbauer ihre Beschäftigung auch 2013 erhöht. Dazu Wolf:
„Dass die heimischen Maschinenbauer ihre Beschäftigungskapazitäten 2013 um mehr als 3 Prozent aufstockten,
ist nicht nur im Vergleich zur stagnierenden Beschäftigungszahl im Industriedurchschnitt ein bemerkenswertes
Ergebnis, sondern unterstreicht auch den anhaltenden Optimismus und die ausgeprägte Konkurrenzfähigkeit
der Branche“.
Ebenso bestätigte die heimische Fahrzeugindustrie mit dem Jahresergebnis 2013 ihre Konkurrenzfähigkeit
und ihre Ausnahmestellung im Industrievergleich. In Summe sind die Produktion um 5,7 Prozent und der Branchenumsatz
um fast 8 Prozent gestiegen. Der Erfolgskurs der Branche, der maßgeblich auf dem engen Verbund mit den erfolgreichen
deutschen Premiumherstellern beruht, wird sich voraussichtlich 2014 fortsetzen. Die Auftragslage hat im zweiten
Halbjahr 2013 kaum an Dynamik eingebüßt und der Auftragspolster der Fahrzeugindustrie war Ende 2013
wieder ähnlich gefüllt wie vor der Krise.
Eine weitere zentrale Industriebranche, die Nahrungsmittel- und Getränkeerzeugung, beendete 2013 mit einer
knapp 2 Prozent höheren Produktionsleistung und damit besser als erwartet. Im laufenden Jahr sollte das Branchenwachstum
noch leicht zulegen: Einerseits unterstreicht das Beschäftigungsplus von durchschnittlich 1 Prozent vom Vorjahr
die positiven Konjunktursignale. Andererseits beurteilten die Unternehmen zu Jahresbeginn 2014 ihre Auftragslage,
vor allem die Exportaufträge, deutlich günstiger als in den Vormonaten und zeigten wachsenden Optimismus
hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in einem halben Jahr. Im Industrievergleich wird die Nahrungsmittelerzeugung
im Zuge des Aufschwungs 2014 wieder in den Hintergrund treten, da die Branche strukturell bedingt nicht die hohen
Zuwachsraten der Investitionsgüterhersteller erreichen (kann).
Baukonjunktur unter Druck
Nach dem hervorragenden Baujahr 2012 hat sich 2013 die Auftragslage der Bauwirtschaft erheblich verschlechtert
und die Bauleistung ist im Gesamtjahr preisbereinigt leicht gesunken. Letzte Stütze der Baukonjunktur war
der Hochbau, vor allem der Wohnungsneubau. Die höhere Wohnbauleistung sorgte auch für ein Beschäftigungsplus
von 1 Prozent im gesamten Hochbausegment. Gleichzeitig ist die Produktionsleistung der Sparten Hochbausanierung
und Wirtschaftsbau im Jahresverlauf 2013 schwächer geworden und dämpfte das Gesamtergebnis erheblich.
Das Produktionsplus im Hochbau blieb 2013 unter 1 Prozent.
Obwohl sich die Tiefbauleistung im zweiten Halbjahr 2013 beschleunigte, verfehlte die Sparte das Ergebnis 2012
dennoch um mehr als 2 Prozent. Besonders hoch war das Produktionsminus im Leitungstiefbau und im Tunnelbau. Zudem
ist die Zahl der Arbeitsplätze im Tiefbau um 4 Prozent gesunken, im Bau insgesamt noch um 0,4 Prozent.
„Gegen Ende 2013 kündigten leicht steigende Bauaufträge und der Rückgang der Zahl pessimistischer
Bauunternehmen zwar eine zögerliche Erholung der Baukonjunktur an. In Summe blieb das Bauvertrauen im Jänner
und Februar 2014 aber deutlich negativ und die Erwartungen, dass die Bauwirtschaft im laufenden Jahr doch stärker
Schwung gewinnt, wurden gedämpft“, betont Wolf. „Das Branchenbild prägen unverändert Ausgabeneinsparungen
bei Bauinvestitionen und aufgeschobene Bauprojekte“.
Handel noch mit Umsatzeinbußen – 2014 Stimulierung der Handelsumsätze erwartet
Das Handelsjahr 2013 verlief wie schon 2012 negativ. Der Großhandel und Teile des Fahrzeughandels litten
unter der schwachen Unternehmenskonjunktur, der Einzelhandel unter der Konsumzurückhaltung. Der Sektor (verantwortlich
für 13 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung) beendete 2013 mit einem Minus von 2,1 Prozent
real. 2014 sollten die Erholung der Industriekonjunktur und die verbesserte Konsumstimmung die Handelsumsätze
stimulieren.
Der Neukauf von Kfz als eine der wichtigsten „Ermessenausgaben“ privater Haushalte, wurde 2013 aufgrund der unsicheren
Einkommensentwicklung aufgeschoben. 5 Prozent weniger Neuzulassungen brachten dem Autohandel das zweite Jahr in
Folge erhebliche Absatzrückgänge. Auch wenn diese im Werkstättenbereich abgefedert werden konnten,
ist der Branchenumsatz um knapp 1 Prozent real gesunken. Die im Durchschnitt der letzten Monate gestiegenen Pkw-Neuzulassungen
lassen zumindest eine moderate Belebung der Kfz-Nachfrage erwarten.
Der Großhandel leidet aufgrund der Abhängigkeit von der Industrie- beziehungsweise Exportentwicklung
besonders unter der schwachen Industrieperformance. Im Lauf von 2013 ist der Spartenumsatz kontinuierlich gesunken,
im Jahresdurchschnitt um 3,3 Prozent preisbereinigt. Die hohe Korrelation mit der Industriekonjunktur bedingt aber
auch, dass die Branche mit der Konjunkturbeschleunigung 2014 auf jeden Fall wieder wächst.
Im Lauf von 2013 hat sich die Einzelhandelskonjunktur beschleunigt und der Branchenumsatz ist im Jahresdurchschnitt
um 1,4 Prozent nominell gestiegen. Preisbereinigt blieb ein leichtes Minus, das 2014 zumindest ausgeglichen werden
sollte. Die Konsumentenstimmung in Österreich verbessert sich seit Monaten und wird im Jahresverlauf durch
geringfügig stärker steigende Realeinkommen weitere Impulse erhalten.
Dienstleistungsbranchen berichten nur langsame Erholung
Die Dienstleistungskonjunktur hat in der zweiten Jahreshälfte 2013 etwas Schwung gewonnen, getragen von den
Wirtschaftsdiensten, dem Verkehrssektor und der Gastronomie. Der Sektor konnte 2013 mit einem Umsatzzuwachs von
1,5 Prozent nominell beenden. Bank Austria Ökonom Günter Wolf betont, dass „zuversichtliche Unternehmererwartungen
ebenso wie die seit Monaten wieder steigenden Beschäftigungsziffern in den wichtigsten Dienstleistungssparten
eine Festigung des Aufschwungs 2014 erwarten lassen, auch wenn der Dienstleistungssektor im langfristigen Vergleich
noch viel Dynamik vermisst“.
Sonstige wirtschaftsnahe Dienstleistungen wie Wachdienste und Reinigungsfirmen zählten 2013 zu den wachstumsstärksten
Dienstleistungssparten mit Umsatzzuwächsen von über 4 Prozent respektive knapp 7 Prozent nominell. Hingegen
verbuchten die Arbeitskräftevermittler im Jahresdurchschnitt ein leichtes Umsatzminus. Die Sparte hat zudem
4,5 Prozent ihrer Beschäftigten abgebaut, was auf die vorsichtige Kapazitätsplanung und die Auslastungsschwierigkeiten
vor allem der Industrie, einem ihrer wichtigsten Kunden, hinweist. Dass der Beschäftigungsrückgang im
Jahresverlauf schwächer wurde, ist allerdings ein Hinweis auf die Stabilisierung der Industriekonjunktur.
Ebenso kann das Umsatzplus im Landverkehr von 3 Prozent nominell 2013 mit der langsamen Erholung der Industrie
erklärt werden. Gleichzeitig sind die Umsätze sonstiger Verkehrsdienstleister, der Speditionen, Paketdienste
und der Sparte Luftverkehr, jeweils im Bereich von 1 Prozent gesunken. Die Unternehmererwartungen Anfang 2014 kündigen
zumindest eine Erholung der Spartenkonjunktur an.
Die IT-Dienstleistungskonjunktur hat sich 2013 nur wenig abgekühlt und Anfang 2014 wieder an Tempo zugelegt,
gemessen an den zuversichtlicheren Unternehmenserwartungen. Hingegen blieb die Stimmung der Telekomanbieter schlecht,
der Konkurrenz- und Preisdruck hingegen hoch. 2013 verbuchte die Sparte das sechste Jahr in Folge einen Umsatzrückgang
von 2,8 Prozent nominell.
Eine weitere Wachstumsstütze im Dienstleistungssektor war 2013 die Beherbergung und Gastronomie, mit einem
nominellen Umsatzplus von 3,5 Prozent. Unter Berücksichtigung der lebhaften Tourismusnachfrage in der laufenden
Wintersaison und der erwarteten Konjunkturerholung in Europa sollte sich das Ergebnis 2014 noch verbessern.
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