Eröffnung der Ausstellung "An meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914-1918"
in der Nationalbibliothek
Wien (bpd) - "Das Jahr 2014 ist ein besonderes Gedenkjahr mit mehreren Jubiläen, die schmerzliche
Erinnerungen wachrufen. Wir gedenken des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren, wir erinnern uns an
den Bürgerkrieg in Österreich vor 80 Jahren und an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Diese
Anlässe geben uns die Chance zurückzublicken und aus der Geschichte zu lernen. Ausstellungen wie jene
der Nationalbibliothek erfüllen dabei eine wichtige Funktion", sagte Kulturminister Josef Ostermayer
am Abend des 12.03. bei der Eröffnung der Ausstellung "An meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914-1918"
in der Österreichischen Nationalbibliothek. Auch Bundespräsident Heinz Fischer gratulierte in seiner
Eröffnungsrede der Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, und dem Ausstellungskurator
Manfried Rauchensteiner zur gelungenen Aufarbeitung der zahlreichen Dokumente dieser Zeit.
Ostermayer erinnerte an die anfängliche Kriegsbegeisterung vieler, auch der Intellektuellen und Literaten.
"Es gab auch Stimmen der Vernunft und des Friedens, die aber leise und isoliert blieben. Schließlich
führten Fehleinschätzungen der Dimension des Krieges zu dramatischen Verlusten, zu Tod, Verwundung, Krankheit
und Gefangenschaft vieler, bis die ursprüngliche Kriegseuphorie schwand und einer zunehmend defätistischen
Stimmung Platz machte. Dem patriotischen Taumel folgten Ernüchterung und Verbitterung." Diese Entwicklung
würde sich in zahlreichen Schriften und Zeugnissen wiederfinden und könne nun in der Ausstellung der
Nationalbibliothek nachvollzogen werden.
Der Krieg habe eine Reihe von Revolutionen nach sich gezogen, die starke gesellschaftliche und politische Energien
freigesetzt und einen intellektuellen wie künstlerischen Aufbruch bewirkt hätten. "Zugleich kündigte
sich mit Kriegsende eine Militarisierung der Politik an, totalitäre Diktaturen und ein erneuter globaler Vernichtungskrieg",
so Bundesminister Ostermayer. Ausstellungen, die sich diesem historischen Spannungsfeld widmen, könnten dabei
helfen, aus der Geschichte zu lernen: "Es geht darum aufzuzeigen, wohin Nationalismen, Verblendung und Verhetzung,
aber auch wirtschaftliche Not führen können."
Der Kulturminister zog abschließend einen Vergleich zur Finanz- und Wirtschaftskrise des 21. Jahrhunderts:
"Wirtschaftswissenschafter sprachen 2008 von einer Dimension der Krise, die vergleichbar sei mit Entwicklungen
in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Der Unterschied zu damals ist vor allem, dass wir heute in
der Europäischen Union leben und gemeinsam auf die Krise reagiert haben. Die Zusammenarbeit in der EU hat
dazu beigetragen, Verwerfungen und kriegerische Auseinandersetzungen zu verhindern. Daran müssen wir weiter
arbeiten und immer wieder die Geduld aufbringen, gemeinsam Kompromisse zu finden. Denn die Rückschau auf den
Ersten Weltkrieg und seine Folgen macht ganz deutlich, wie wertvoll Frieden in Europa ist."
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