LH Kaiser seiner Stellvertreterinnen Prettner, Schaunig und LR Holub bei Enquete „Demokratiewerkstatt
Kärnten“ - Politische Bildung sollte Pflichtfachwerden
Klagenfurt (lpd) - Im bis zum letzten Sitzplatz besetzten Landesarchiv Kärnten in Klagenfurt fand am 11.03.
eine Enquete des Kärntner Landtages zum Thema „Demokratiewerkstatt Kärnten“ statt. In der von Christof
Glantschnig moderierten Veranstaltung hielt Bildungsreferent Landeshauptmann Peter Kaiser eingangs ein Kurzreferat
zum Thema „Demokratiewerkstatt der politischen Bildung in Kärnten“.
„Demokratie muss täglich neu gelernt werden. Das politische Interesse, die Teilhabe und die Vergegenwärtigung
ist an kein Alter und kein Klischee gebunden, sondern kommt aus der Gesellschaft heraus“, zitierte Kaiser den deutschen
Sozialphilosophen Oskar Negt. Das Gut der Demokratie sei etwas kostbares, es müsse täglich neu erarbeitet
werden und das Bild einer angedachten Demokratiewerkstatt Kärnten löse bei ihm Bilder aus, in der mehrere
fleißige Hände etwas schaffen würden.
In seiner Funktion als Bildungsreferent verhehlte Kaiser nicht, dass die Begriffe Demokratie und Bildung für
ihn eng zusammenhängen. „Ich wünsche mir, dass der Bereich der Bildung eng mit der Politik verknüpft
wird. Bildung ist unabdingbar für die Demokratie, umfasst pädagogische, soziale und auch empirische Elemente.
Das empirische Element entwickelt ein kritisches Bewusstsein und sollte die eigene, kritische Meinung fördern.
Zudem fördert es die Akzeptanz ,sich mit fremden Meinungen auseinanderzusetzen“, stellte der Landeshauptmann
fest.
Für den Landeshauptmann gibt es auch keine wirkliche Politikverdrossenheit im Gemeinschaftsleben und unter
Jugendlichen, höchstens eine Parteipolitikverdrossenheit. „Daher erachte ich die politische Bildung im Unterricht
als wichtig. Sie sollte zum Pflichtfach werden“, betonte Kaiser. Alle Schüler und Jugendlichen sollten zudem
das Motto „Mitmischen statt auslöffeln“ vermehrt beherzigen.
Landtagspräsident Reinhart Rohr betonte, dass er künftig einen Dialog auf breiter Basis zwischen Schülern
und Politikern, über die bisherigen Schülerlandtage, hinaus anstrebe. „Mit konkreten Projekten, Themen
und Inhalten sollte sich diese Demokratiewerkstatt entwickeln“, so Rohr. Er dankte auch der Mitinitiatorin für
die Kärntner Demokratiewerkstatt Isabella Kurat-Demeglio. „Sie war durch ihre Beharrlichkeit der Motor für
diese Idee“.
In Wien ist die Demokratiewerkstatt des Parlaments bereits seit Längerem eine fixe und institutionalisierte
Einrichtung, bietet Module zu den Themen Medien, EU oder politische Institutionen an. Ihre Leiterin, Elisabeth
Schindler-Müller, berichtete bei der Enquete, wie’s dort funktioniert. Seit 2007 gab es bereits rund 500 Workshops.
Bildungsexperte Manfred Wirtitsch (Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur) und Politologe Peter
Filzmaier (Donauuniversität Krems) referierten über Jugend/Schule und politische Bildung als Chance und
beleuchteten das Spannungsfeld zwischen Schule und politischen Institutionen.
Kurzstatements gab es vom amtsführenden Präsidenten des Landesschulrates, Rudolf Altersberger, Studienrektorin
Doris Hattenberger (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) und Poltikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle
(FH Kärnten).
Für Altersberger sollten Schulen eine demokratische Grundhaltung vertreten und die Teilnahme an Demokratie
ermöglichen. „Es ist wichtig, Strukturen anzubieten, wo Schülerinnen und Schüler Mitverantwortung
übernehmen, um ihre Meinungen gefragt werden, als Persönlichkeiten wahrgenommen werden und man ihnen
Entscheidungsfähigkeit zutraut. Wählen ab 16 braucht eine vorbereitete Aufklärung und Partizipation,
vor allem im schulischen Umfeld“, so Altersberger.
Hattenberger meinte, dass Demokratie nicht vorgegeben, sondern erarbeitet, erlernt werden müsse. Insofern
sei Demokratie ein Auftrag und vor allem auch ein Bildungsauftrag. „Eine Werkstatt bietet den idealen Rahmen, um
Demokratie zu begreifen, sie zu be- und erarbeiten, die Bedingungen ihres Funktionierens zu erkennen und weiter
zu entwickeln“, so die Juristin.
Für Stainer-Hämmerle ist Politische Bildung in Kärnten aus zwei Gründen besonders wichtig:
„Einerseits hat hier die Anfälligkeit für den Populismus zu besonders gravierenden Folgen geführt.
Andererseits stellt die Zweisprachigkeit sowohl Herausforderung als auch Chance dar. Aktive, mündige Bürger
sind für eine Demokratie unerlässlich, dafür müssen derartige Programme aber über reine
Institutionenkunde hinausgehen und dürfen nicht dem Zufall überlassen werden, in dem nur Schulklassen
mit besonders engagierten Lehrpersonen teilnehmen“, so die Politikwissenschafterin.
An der Enquete nahmen die beiden Landeshauptmann-Stellvertreterinnen Beate Prettner und Gaby Schaunig und LR Rolf
Holub teil. Ebenso untern den Zuhörern Landeamtsdirektor Dieter Platzer und sein Stellvertreter Markus Matschek,
dritter Landtagspräsident Josef Lobnig, die Klubobleute aller Landtagsparteien, Bundesrätin Ana Blatnik
und zahlreiche Schülerinnen und Schüler.
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