Wien (öw) - Mit einer Erntemenge von knapp 2,4 Millionen hl liegt das aktuelle
Weinjahr nur leicht unter dem fünfjährigen Durchschnitt, obwohl es bei der Hauptrebsorte Grüner
Veltliner während der Blütezeit aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen zu Verrieselungsschäden
kam. Trotz aller Wetterkapriolen wurden mit entsprechender Weingartenarbeit und sorgfältiger Wahl des Lesezeitpunktes
vor allem sehr hohe Weißweinqualitäten in allen Weinbaugebieten erzielt. Auch die österreichischen
Rotweine haben die ursprünglichen Erwartungen übertroffen und mehr als zufriedenstellende Ergebnisse
erbracht.
Kalt und warm, feucht und trocken
Ein kühler, wenn auch nicht extremer Winter mit hohen Schneemengen und ausreichenden Regenfällen
sorgte am Beginn des Weinjahres für eine gute Feuchtigkeitsversorgung der Böden, die sich später
als segensreich erwies. Die niedrigen Temperaturen im März und April führten zu einem deutlich verzögerten
Austrieb und einer späteren Blüte als in den beiden vorangehenden Jahren. Im Juni beeinträchtigte
nasskaltes Wetter gefolgt von einer ersten Hitzewelle die Befruchtung der Leitsorte Grüner Veltliner stark.
Diese Verrieselungsschäden traten regional jedoch sehr unterschiedlich auf. Während die westliche Wachau
sowie weite Teile des Kremstals und Kamptals, sowie vor allem das nördliche Weinviertel und Wien mit Ernteeinbußen
zu rechnen hatten waren z.B. nur vereinzelte Gebiete des Wagrams betroffen.
Unmittelbar nach den Überschwemmungen im Juni setzte eine extreme Sommerhitze ein und brachte speziell im
Juli und August eine nicht endend wollende Reihe heißer Tage, sodass der Sommer 2013 zu den fünf heißesten
des letzten Jahrhunderts gezählt wurde. Während der besonders im August vorherrschenden Trockenheit stellten
viele Rebgärten die Vegetation nahezu ein, speziell die Junganlagen litten unter der anhaltenden Dürre.
Glücklicherweise waren die Böden – wie zuvor erwähnt – sehr gut mit Feuchtigkeit versorgt und im
Übergang zum September setzten noch einige Niederschläge ein.
September und Oktober waren weithin sehr ausgeglichen und die Nachttemperaturen fielen etwas kühler als in
den Vorjahren aus. Dadurch entwickelte sich die Reife der Weintrauben kontinuierlich und auch die ersehnten Zuckergradationen
wurden nach und nach erreicht. Der Botrytisdruck war allgemein niedrig, sodass fast durchwegs gesundes Traubengut
gelesen werden konnte.
Für das Segment der Süßweine hieß es allerdings lange zuwarten. Eisweine konnten nur während
einer ganz kurzen Zeitspanne im Dezember geerntet werden, sodass die Süßweinlese mengenmäßig
eher gering ausgefallen ist.
Explosive Veltliner, rassige Rieslinge
Die mehrfach beschriebenen Verrieselungsschäden führten beim Grünen Veltliner zur Ausbildung winziger,
kernloser Beeren - den sogenannten Jungfernbeeren - die aber ein Plus an Süße brachten. Das Resultat
sind ungemein dichte und fruchttiefe Veltliner, mit großer Aromenvielfalt und perfekt abgestimmter Säurestruktur.
Dabei fällt auf, dass bereits die leichteren Varianten der österreichischen Leitsorte schon sehr pointiert
und elegant ausfallen. Auch das Feld der hochgradigen Premiumweine ist mit zahlreichen „grünen Riesen“ bestückt,
deren Lagerfähigkeit aufgrund der wunderbaren Harmonie der Inhaltsstoffe als extrem hoch einzuschätzen
ist.
Bei den Rieslingen war die Lesezeit eine gewisse Nervenprobe für die Winzer, da sie zum einen erst relativ
spät die erforderliche Zuckerreife erlangten und zum anderen ab Ende Oktober das Abfallen von Beeren zum ertragsmindernden
Problem wurde. Nach der Vinifizierung präsentieren sich die 2013er Rieslinge sehr fordernd und mit überbordender
Steinobstfrucht. Die hohen Säurewerte machten in manchen Gebieten zwar Säurekorrekturen notwendig, garantieren
jedoch eine entsprechende Haltbarkeit.
Nicht nur, aber vor allem in der Steiermark ist auch der Sauvignon Blanc sehr prägnant und feinstrahlig ausgefallen
und hält genau die richtige Balance zwischen paprizierter Würze und satter Beerenfrucht, sodass er in
vielen Fällen an den sehr guten 2012er herankommen wird. Etwas schwieriger könnte dies für den Gelben
Muskateller werden, dessen traubige Präsenz 2013 zurückhaltender ist.
Von den übrigen weißen Rebsorten werden unter anderem Weißburgunder und Chardonnay, wie auch die
seltenen Sorten Rotgipfler und Zierfandler voraussichtlich gute bis sehr gute Weine liefern. Apropos selten: Die
Rarität Roter Veltliner ist dieses Jahr nicht nur am Wagram ungemein intensiv und fruchtbetont geraten.
Charmante Rote mit Pfiff
Für das gesamte Burgenland und auch die niederösterreichischen Rotwein-Hochburgen zeichnet sich nach
anfänglicher Skepsis wieder ein guter Jahrgang ab, und das zum vierten Mal innerhalb der letzten fünf
Jahre. Zwar werden die roten Gewächse punkto Reife und Fülle nicht ganz an die diesbezüglich führenden
Jahrgänge 2011 und 2012 heranreichen, sie punkten dafür aber mit rotbeeriger Frucht und frühem Charme.
Generell sind daher Rotweine von mittlerer bis guter Dichte und eher weichem Taninnkern zu erwarten, die jedoch
eine gewisse Rasse und feingezeichnete Struktur besitzen. Dies trifft sowohl auf die österreichischen Paradesorten
Blaufränkisch und Zweigelt zu, als auch für den kapriziösen Pinot Noir und St. Laurent. Von den
Bordeaux-Rebsorten sollte es der Merlot aufgrund der höheren Reife eine Spur leichter haben als der Cabernet.
Alles in allem sind daher rote Kreszenzen zu erwarten, die beispielsweise Jahrgänge wie 2010 und 2005 klar,
vermutlich jedoch auch 2008 übertreffen werden und sich in einigen Jahren vielleicht sogar als „weichere Variante“
des 2007ers erweisen könnten.
„Nach den zwei hochreifen Jahrgängen 2011 und 2012, die monumentale Rot- und Weißweine hervorbrachten,
repräsentiert der 2013er nahezu perfekt das „österreichische Ideal“ von Frische, Rasse und animierendem
Trinkfluss“ kommentiert Willi Klinger, Österreich Wein Marketing Geschäftsführer, den Jahrgang 2013.
„Knackige Säure und kernige Struktur prägen die Weine im klassisch-mittelgewichtigen Bereich. Bei den
Reserven wurden Winzer, die einen späten Lesetermin riskierten, mit großen Weinen von einer Dichte und
Ausdruckskraft belohnt, die es nur bei besonders dramatischen Witterungsverläufen wie 2013 gibt. Außerdem
wurden 2013 sehr gute edelsüße Gewächse geerntet.“
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