Wien (rk) - Am 05.03. fand die erste Wiener Photovoltaik-Enquete im Wiener Rathaus statt. Der Einladung von
Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou folgten, neben FachexpertInnen, AnlagenerrichterInnen und EntscheidungsträgerInnen
aus der PV-Branche, auch interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Vorträge behandelten die rechtlichen
Rahmenbedingungen und die derzeitige Situation der Photovoltaik in Wien. In einer anschließenden politischen
Runde wurden langfristige Perspektiven und Verbesserungsmaßnahmen diskutiert. Veranstaltet wurde die Enquete
von der MA20 Energieplanung in Kooperation mit der PV-Austria.
Bis zum Jahr 2050 werden in Wien noch so viele EinwohnerInnen dazukommen, wie derzeit in Graz leben. Der Kampf
gegen den Klimawandel wird in städtischen Gebieten entschieden werden. In der Eröffnungsrede erörterte
Vizebürgermeisterin Mag.a Maria Vassilakou die Notwendigkeit eines Energiewandels und gleichzeitig auch die
Herausforderungen aber auch die Chancen denen eine Großstadt wie Wien gegenüber steht. Eine vorausschauende
Stadtentwicklung sowie Energieplanung sind daher zentraler Bestandteil jeder zukunftsorientierten Politik. Dafür
muss der Ausbau von erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben werden. Ein wichtiger Schritt dazu ist bereits
gesetzt: die Solarverpflichtung in der Novelle zur Wiener Bau-Ordnung. Bereits heute ist Wien auf einem ambitionierten
Weg, um eine Solarstadt zu werden. "Die Erzeugung von Sonnenstrom soll in Wien in den nächsten Jahren
deutlich verstärkt werden", so Vassilakou.
Zahlreiche Vorzeigeprojekte beweisen es. Das Potenzial zur Nutzung von Solarenergie ist enorm und noch lange nicht
erschöpft. Wien hat exzellente Voraussetzungen, sich hier als Vorreiter für die Zukunft zu positionieren.
Vassilakou betont: "Die Zukunft erfordert von uns, dass wir auf städtischer Ebene einen wesentlichen
Beitrag für das Solarzeitalter zu leisten haben, was wir auch können."
"Photovoltaik erhält immer mehr auch einen ästhetischen Wert und wird von Architekten mehr und mehr
zur Fassadengestaltung eingesetzt", erklärt Vassilakou. Anlässlich der Enquete wurde daher auch
der in Fertigstellung befindliche Solarleitfaden für Wien präsentiert, der eine Anleitung für die
Errichtung und gestalterische Planung für Anlagen in Wien gibt.
Dr. Hans Kronberger, Präsident des Bundesverbands Photovoltaic Austria "Wien ist das einzige Bundesland,
das seit Jahren eine kontinuierliche Förderung bereitstellt. Auch die Entbürokratisierung hat in der
letzten Zeit Fortschritte gemacht."
Podiumsdiskussion über notwendige Maßnahmen In der abschließenden Diskussionsrunde herrschte einhellige
Meinung darüber, dass eine dezentralisierte Energieversorgung die Zukunft ist. Der steigende Einsatz von Erneuerbaren
Energien verändert das Energiesystem entscheidend und stellt ganz neue Anforderungen an bestehende Strukturen.
Daher appelliert DIin Dr.in Susanna Zapreva, Geschäftsführerin der Wien Energie, das Stromsystem anzupassen,
damit eine Transformation zu einer grüneren Energieversorgung auch reibungslos möglich ist.
Zustimmung kam von Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker, TR Ing. Josef Witke, der beipflichtet "Photovoltaik-Anlagen
müssen netzuntersützend gemeinsam mit dem EVU erreichtet werden, damit unnötige Belastungen möglichst
reduziert werden. Wichtig ist daher, dass Handwerker, Energieversorger und die Politik zusammenarbeiten."
Die Transformation des Energiesystems mit einem Ausbau von intelligenten Netzen und Speichertechnologien ist notwendig.
Um die Stromnetze nicht unnötig zu belasten ist eine Vorort-Nutzung (Eigenverbrauch) das bevorzugte System.
Energie, die direkt vor Ort verbraucht wird, ist am sinnvollsten. Für Witke ist klar "Elektrische Energie
wird die Energie der Zukunft werden". Vassilakou: "Für die BürgerInnen ist es ein enormer Ansporn,
wenn der PV-Strom zu einem gewissen Teil selber verbraucht werden kann, bzw. mit dem vom EVU bezogenen Strom auf
die Stromrechnung gegenverrechnen kann."
Das Potenzial für die Nutzung von Solarenergie auf den Dächern Wiens ist enorm: über die Hälfte
sind für die Nutzung geeignet. Mag. Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Wiener Grünen appelliert
daran verstärkt auch die Dächer der Stadt zu nutzen. "Um die globale Erwärmung möglichst
gering zu halten muss zukünftig massiv in die Photovoltaik und den öffentlichen Verkehr investiert werden".
Die zentrale Herausforderung im urbanen Raum ist die architektonische Einbindung von Phovoltaikanlagen in unsere
gebaute Umgebung. Von Seiten der AnlagenerrichterInnen besteht ein starker Wunsch nach Vereinfachung der Behördenwege
und der Förderabwicklung in Wien. Zum Teil treten hohe administrative Anforderungen auf, die bei der Errichtung
einer Anlage in Wien zu bewältigen sind. Bis zu ein Jahr vergeht bis alle geforderten Bescheide gesammelt
sind. Begründbar ist das unter anderem durch den Altbestand und die architektonischen Aspekte, die es notwendig
machen gestalterische Elemente zu beachten und oft eine besondere Herangehensweise verlangen. "Hier ist auch
die Stadtregierung gefordert Lösungen zu finden", so Maresch.
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