Zukunftsperspektiven für die Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa
St. Pölten (nlk) - Im Rahmen eines Pressegesprächs informierte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll,
Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, am 21.03. über die beiden Schwerpunkte
der ARGE, nämlich die Perspektive der Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa und die Präsentation
des NÖ Vertreters in Zusammenhang mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis 2014.
Im Hinblick auf die Europäische Dorferneuerung hob Pröll hervor, dass die Dorferneuerung ein ganz wesentlicher
regionaler Aspekt sei. "Die Dorferneuerungsbewegung hat eine europäische Breite erreicht, von der wir
uns sehr viel erwarten, nämlich regionalpolitische Impulse als ein ganz wesentlicher Baustein für die
europäische Entwicklung im Allgemeinen", so Pröll. Die Herausforderung der Dorferneuerung sei auf
europäischer eine ähnliche bzw. gleichgestaltete wie auf Landesebene. Als vorrangige Herausforderungen,
die es zu bewältigen gelte, nannte der Landeshauptmann z.B. die Verstädterung, den Klimawandel und die
schrumpfenden Finanzhaushalte. "Wir haben uns mit diesen Entwicklungen entsprechend auseinandergesetzt und
eine sogenannte 'Roadmap' entwickelt, die als Leitlinie für die Arbeit in den kommenden Jahren und Jahrzehnten
dienen soll", so Pröll.
In Zusammenhang mit der "Rural Roadmap" hob Pröll vier Schwerpunkte hervor. "Der ländliche
Raum braucht entsprechende finanzielle Zuwendung und vor allem auch gesellschaftliche Wertschätzung",
so der Landeshauptmann. Das Finanzielle sei gerade im Auf- und Weiterbau eine wesentliche Grundlage für die
Lebensqualität im ländlichen Raum. Dabei dürfe auch nicht übersehen werden, dass es ohne Dörfer
keine Stadt gebe. Pröll sprach in diesem Zusammenhang von einer "Wechselwirkung, die in unserer Gesellschaft
spürbar ist". Es sei daher nicht nur im Interesse der ländlichen Bevölkerung, den Stellenwert
des ländlichen Raums zu erhöhen, sondern auch im großen Interesse der Stadt. Damit könne man
dem Städter eine Alternative zu seinem Lebensraum bieten.
Als zweiten Grundsatz nannte Pröll, dass man sich in der politischen Arbeit überlegen müsse, den
richtigen Umgang mit all den genannten Tendenzen zu finden. Größte Herausforderung für die Dörfer
sei die Veränderung. Dabei gehe es um Fragen, welche Veränderungen unabwendbar, verhinderbar oder wünschenswert
seien. Weiters betonte Pröll, dass der ländliche Raum nicht auf die Landwirtschaft reduziert werden dürfe.
Daher sei auch die Dorfpolitik mit einem ganzheitlichen Ansatz zu verstehen. "Das bedeutet, dass Politik im
Dorf und für das Dorf im Zusammenhang zu sehen ist mit der Wirtschaft im Allgemeinen, mit der Beschäftigung,
mit der Nahversorgung, mit der Raumordnung, mit der Gesundheit, mit der Pflege, mit der Altenbetreuung und mit
der Bildung", so der Landeshauptmann. Diese Aufgaben gelte es gemeinsam zu bewältigen.
"Der Schlüssel für den Erfolg im Dorf und für die Entwicklung des Dorfes ist der Mensch. Die
Dörfer haben dann Zukunft, wenn es uns gelingt, die Betroffenen zu Beteiligten zu machen", so Pröll.
Das sei eine unglaubliche Herausforderung. Das Ehrenamt und die Hilfe zur Selbsthilfe seien dabei ein sehr wichtiger
Beitrag. "Die Dörfer sind eine soziale Quelle der Gesellschaft. Viele europäische Dörfer und
Gemeinden praktizieren mittlerweile auch diesen Grundsatz", so Pröll. Für die intensive Zusammenarbeit
im Rahmen der sozialen Dorferneuerung bedankte sich der Landeshauptmann an dieser Stelle bei ÖkR Maria Forstner,
Obfrau der NÖ Dorf- und Stadterneuerung.
Seit dem Jahr 1990 wird der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis in einem zweijährigen
Rhythmus ausgeschrieben, heuer wird der Preis zum bereits 13. Mal unter dem Titel "Besser leben" vergeben.
Insgesamt nehmen 29 Teilnehmer aus 29 europäischen Regionen teil. Niederösterreich ist durch die Marktgemeinde
Langau, vertreten, die als Sieger im Projektwettbewerb der NÖ Dorf- und Stadterneuerung hervorging. "Diese
Waldviertler Gemeinde ist eine sehr engagierte Gemeinde mit sehr viel Innovationskraft, viel Kreativität und
vor allem auch mit einem ganzheitlichen Ansatz. Damit ist Langau ein sehr positives Beispiel weit über die
Grenzen unseres Landes hinaus geworden", so der Landeshauptmann, der der Gemeinde für den Wettbewerb
und die Zukunft alles Gute wünschte.
Die Freizeitgemeinde Langau liegt im Nordosten des Bezirks Horn direkt an der tschechischen Grenze. Mit 675 Hauptwohnsitzern
und 400 Nebenwohnsitzern zählt sie zu den kleineren Gemeinden. Nach dem zweiten Leitbildprozess im Jahr 2007
besann sich die Gemeinde auf ihre größte Stärke, nämlich das Thema Freizeit. "Heute hat
Langau ein gutes Image als Freizeitgemeinde", so Bürgermeister Ing. Franz Linsbauer. Mit Unterstützung
des Landes Niederösterreich konnte in den letzten Jahren vieles umgesetzt werden. Als Beispiele nannte Linsbauer
das Freizeitmuseum, die Freizeithalle, das Freizeithaus, die Attraktivierung des Freizeitzentrums, die Freizeitarena,
das Ortsbild, Platzgestaltungen, Stromtankstelle und vieles mehr. "Das Ergebnis der vielen Projekte war, dass
die Gemeinschaft unheimlich gestärkt wurde. Und Langau ist deshalb so liebens- und lebenswert, weil wir das
Miteinander und das Gemeinsame in den Vordergrund stellen", so Linsbauer.
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