Wien (kmuforschung) - Die geänderten Umfeldbedingungen haben zu einer grundlegenden Anpassung der Finanzierungsstruktur
der KMU geführt. Gerade in den Jahren seit 2008 wurde klar, dass Liquidität auch ihren Wert hat. Diesbezüglich
haben die KMU - wie ein Langfristvergleich zeigt - reagiert.
Zunehmend gewinnt die langfristige Finanzierung an Bedeutung gegenüber den kurzfristigen - in der Regel jährlich
- revolvierend zu prolongierenden (Kontokorrentkredit)-Linien. Bereits vor dieser Veränderung war im Gesamtdurchschnitt
die Fristenkongruenz gewährleistet.
Die Erhöhung der Eigenkapitalquote im Ausmaß von 12 %-Punkten in der letzten Dekade entspricht fast
exakt der Reduzierung des kurzfristigen Fremdkapitals. Anders formuliert: Langfristiges Eigenkapital ersetzt kurzfristige
Bankverbindlichkeiten und Lieferantenverbindlichkeiten.
Erhöhung der Eigenkapitalquote
Im Zeitablauf kam es zu einer Verbesserung der Eigenkapitalquote der kleinen und mittleren Unternehmen der marktorientierten
Wirtschaft . So lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote der KMU 2011/12 bei 17 %, während sie 2011/12
bereits 29 % betrug. Diese positive Entwicklung zeigt sich übrigens in allen Größenklassen, wobei
die Kleinstunternehmen (ausgehend vom geringsten Niveau im Jahr 2001/02) den höchsten Anstieg aufweisen konnten
(+14 %-Punkte). Der Anstieg des Eigenkapitalpolsters trägt zu einer verbesserten Bonität und einer geringeren
Krisenanfälligkeit der österreichischen KMU bei.
Kontinuierlicher Abbau des kurzfristigen Fremdkapitals
Der Anteil des kurzfristigen Fremdkapitals am Gesamtkapital hat sich von 2001/02 von 56 % auf 45 % im Jahr 2011/12
reduziert. Hauptsächlich ist dieser Rückgang auf die Reduzierung der kurzfristigen Bankverbindlichkeiten
zurückzuführen; es sanken aber auch die Lieferantenverbindlichkeiten deutlich. "Die Verkürzung
der Lieferantenkreditdauer ist Ausdruck einer verbesserten Liquiditätssituation der Unternehmen", so
Mag. Peter Voithofer, Direktor der KMU Forschung Austria. "Die KMU kommen ihren Verpflichtungen zunehmend
bis zum (vereinbarten) Fälligkeitsdatum nach".
Steigerung der liquiden Mittel
Eine weitere positive Veränderung zeigt sich bei einer Betrachtung der liquiden Mittel (Kassenbestände,
Bankguthaben, Schecks): Diese haben sich seit 2001/02 erhöht. 2001/02 lag der Anteil der liquiden Mittel der
KMU am Gesamtvermögen bei durchschnittlich 6,6 %; 2011/12 bei 8,4 %.
Nach Unternehmensgröße differenziert zeigt sich in allen Größenklassen ein Anstieg des Anteils
der flüssigen Mittel. "Auch die Steigerung der liquiden Mittel ist Ausdruck der umsichtigeren und vorsichtigeren
Finanzgebarung der KMU" so Peter Voithofer, Direktor der KMU Forschung Austria.
Methodische Hinweise
Die Analysen basieren auf Sonderauswertungen aus der Bilanzdatenbank der KMU Forschung Austria. Für das Jahr
2011/12 wurden 70.468 Jahresabschlüsse von bilanzierenden KMU der marktorientierten Wirtschaft analysiert,
für 2006/07 81.361 und für 2001/02 62.267
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