Mechanismus zum steuerbaren Zelltod bei Lymphomen identifiziert
Graz (universität) - Mit jährlich mehr als 1.000 Neuerkrankungen zählen Lymphome in Österreich
zu den häufigsten Tumorerkrankungen. Zwar konnten in den letzten Jahren große therapeutische Fortschritte
in der Behandlung erzielt werden, in der Ursachenforschung zum Entstehen dieser Tumoren gibt es jedoch noch viele
offene Fragen. Die Lymphomforschungsgruppe an der klinischen Abteilung für Hämatologie der Medizinischen
Universität Graz, unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Peter Neumeister und Mitarbeit von Mag. Dr. Alexander
Deutsch, präsentiert einen neuen molekularen Mechanismus, der Tumorzellen in den programmierten Zelltod treibt.
Häufige Tumorerkrankung mit Bedarf nach Ursachenforschung
Lymphome sind Tumoren, die sich aus den Zellen des Lymphgewebes entwickeln können. Mit über 1.000
Neuerkrankungen jährlich, zählen sie zu den häufigsten Tumorerkrankungen in Österreich, wobei
alle Altersgruppen von Lymphomen betroffen sein können. "Durch die Entwicklung neuer Therapieansätze
konnte in den letzten zehn Jahren ein großer therapeutischer Fortschritt in der Behandlung erzielt werden",
beschreibt Mag. Dr. Alexander Deutsch, Klinische Abteilung für Hämatologie der Med Uni Graz, die erfolgreichen
Entwicklungen der letzten Dekade. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung beträgt die Heilungsrate jedoch
nach wie vor unter 50%, sodass weiterhin die Notwendigkeit der Entwicklung einer zielgerichteten Therapiemaßnahme
besteht. "Trotz der Häufigkeit von Lymphomen ist über deren molekulare Entstehungsmechanismen noch
relativ wenig bekannt", fügt Alexander Deutsch hinzu. Daher haben sich die Grazer WissenschafterInnen
der Ursachenforschung auf diesem Gebiet verschrieben.
Eiweißstoffe können Tumorzellen absterben lassen
In bösartigen Lymphomen konnten die WissenschafterInnen der Med Uni Graz eine stark verminderte bis gänzlich
fehlende Aktivität zweier Transkriptionsfaktoren (NR4A1 und NR4A3) identifizieren. Transkriptionsfaktoren
sind DNA bindende Eiweißstoffe, welche die Regulation komplexer genetischer Programme im Körper übernehmen.
"Speziell ein niedriger NR4A1 Gehalt in der Tumorzelle bedingt einen wesentlich aggressiveren Krankheitsverlauf",
beschreibt Alexander Deutsch ein wichtiges Ergebnis der durchgeführten Studie. Dieser aggressivere Krankheitsverlauf
ist in weiterer Folge mit einer schlechteren Prognose für den Patienten verbunden.
Versuche im Mausmodell lassen jedoch hoffen. "Im Labor ist es uns durch Gentransfer von NR4A1 in die Tumorzelle
gelungen, die Lymphomzelle in den programmierten Zelltod zu treiben", so Alexander Deutsch. Ein Transfer des
Transkriptionsfaktors NR4A1 in Lymphomzellen führt im Labor also zum Tod der Tumorzelle. In weiterer Folge
gelang es den WissenschafterInnen Substanzen zu identifizieren, welche im Zellversuch den NR4A1-Gehalt auf ein
höheres Niveau treiben und somit die Lymphomzellen in den programmierten Zelltod treiben.
Medikamentöse Steuerung des Tumorzelltodes scheint möglich
Die Bedeutung des Eiweißkörpers NR4A1 für die Regulation des Zelltodes von Lymphomzellen bzw.
dessen tumorunterdrückende Wirkungsweise, stellt ein bedeutendes Forschungsergebnis dar. "Im Modell konnte
durch eine medikamentöse Anhebung des zellulären NR4A1 Gehalts im Lymphdrüsentumor bereits ein Tumorzelltod
ausgelöst werden", berichtet Alexander Deutsch über die Forschungsergebnisse, die in enger Zusammenarbeit
mit dem Labor für Hämatophatologie der Med Uni Graz, entstanden sind. In diesen bahnbrechenden Forschungserfolgen
sehen die Grazer WissenschafterInnen die Basis für eine zukünftige medikamentöse Therapie bei PatientInnen
mit Lymphdrüsenkrebs.
Deutsch, AJ; Rinner, B; Wenzl, K; Pichler, M; Troppan, K; Steinbauer, E; Schwarzenbacher,
D; Reitter, S; Feichtinger, J; Tierling, S; Prokesch, A; Scheideler, M; Krogsdam, A; Thallinger, GG; Schaider,
H; Beham-Schmid, C; Neumeister, P NR4A1-mediated apoptosis suppresses lymphomagenesis and is associated with a
favorable cancer specific survival in patients with aggressive B-cell lymphomas. Blood. 2014
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