Sie wollen Ihr Haus sanieren oder ein neues umweltbewusstes, energiesparendes Gebäude
bauen? TU Wien und Xylem Technologies haben ein Computertool entwickelt, das die Planung übernimmt.
Wien (tu) - Dass sich energiebewusste Sanierung von Gebäuden auszahlt, hat sich mittlerweile herumgesprochen.
Doch viele Leute schrecken vor Sanierungsprojekten ganz einfach deshalb zurück, weil sie nicht recht wissen,
wie man eine solche Aufgabe anpacken soll. Wer hat schon einen echten Überblick über bauphysikalische,
technische, rechtliche und finanzielle Aspekte von Gebäudesanierung?
Die TU Wien und das TU-Spin-off-Unternehmen Xylem Technologies haben nun ein kostenloses Internettool entwickelt,
das ganz eigenständig Sanierungsideen durchrechnet und die besten Varianten genau erklärt. Damit kann
man ein Gebäude elektronisch abbilden und berechnen, wie viel Geld man durch bestimmte Maßnahmenpakete
sparen kann. In Zukunft wird es auch kostenpflichtige Programme geben, mit denen sich ganze Wohnblocks oder Stadtteile
abbilden lassen.
Vom Dämmwert bis zum Förderungsrecht
Der größte Anteil der Energie, die in Gebäuden benötigt wird, muss heute für Heizung
und Kühlung aufgewendet werden. Wärmedämmende Maßnahmen zahlen sich also oft aus, sowohl für
den Klimaschutz als auch für die eigene Geldbörse.
SEMERGY ist ein Rundum-Beratungspaket: Man gibt alle wichtigen Daten über das eigene Haus ein, danach rechnet
SEMERGY mögliche Verbesserungen durch. Das Programm schlägt Baumaßnahmen vor, es errechnet die
zu erwartenden langfristigen Einsparungen, es gibt Auskunft über rechtliche Rahmenbedingungen und in Zukunft
auch über öffentliche Förderungen, die man für die geplanten Sanierungen beantragen kann. Dabei
berücksichtigt SEMERGY auch das zur Verfügung stehende Budget, die Nachhaltigkeit der verwendeten Bauprodukte
und ihre Kompatibilität zueinander. Mit dem Programm kann man verschiedene Sanierungsszenarien durchspielen
und die geeignetste Variante auswählen.
Der Gratis-Sanierungsexperte im Internet
„Programme, mit denen man den Energiebedarf von Gebäuden berechnen kann, gibt es bereits, doch SEMERGY geht
weit darüber hinaus“, sagt Stefan Fenz vom Institut für Softwaretechnik und interaktive Systeme der TU
Wien. „Ein Tool, das konkrete Sanierungsvorschläge auf Basis der momentanen Gebäudekonfiguration, des
gewünschten Energieverbrauchs und des zur Verfügung stehenden Budgets anbietet, ist am internationalen
Markt völlig neu.“ Als Anwender ist man durch SEMERGY nicht mehr ausschließlich vom Urteil der ausführenden
Firmen abhängig, man bekommt per Mausklick eine zusätzliche unabhängige Expertenmeinung.
Aus wissenschaftlicher Sicht waren einige große Aufgaben zu lösen, um SEMERGY zu ermöglichen: Ein
geeignetes Gebäudedatenmodell wurde entwickelt, das aufwändige, detailreiche Simulationen erlaubt und
sogar die Berücksichtigung von Verschattungen zulässt. Wichtige Beiträge dafür kamen vom Bauphysiker
Prof. Ardeshir Mahdavi vom Institut für Architekturwissenschaften der TU Wien. Eine umfassende Baumaterialiendatenbank
wurde zusammengestellt, die auch Auskunft über zulässige Kombinationen von Materialien ihre möglichen
Einsatzgebiete gibt. Wissenschaftlich herausfordernd war auch die Entwicklung des Algorithmus, der aus den beinahe
unzähligen Kombinationsmöglichkeiten in nur ein bis zwei Minuten Rechenzeit die besten Sanierungsmaßnahmen
ermittelt. Nicht zuletzt musste auch ein einfaches, intuitives User-Interface programmiert werden. Ähnlich
wie bei CAD-Programmen gibt man ein dreidimensionales Modell des Hauses ein.
Dazu muss man nicht einmal ein Programm installieren: SEMERGY lässt sich vollständig vom Webbrowser aus
verwenden.
Gut fürs Klima, gut für die Wirtschaft
SEMERGY kann in einer ersten Phase völlig gratis genutzt werden. In Vorbereitung befinden sich derzeit noch
weitere, ausgefeiltere Varianten des Tools, mit denen man dann ganze Siedlungen oder Stadtregionen abbilden können
soll. SEMERGY soll beim großen Ziel mithelfen, die österreichischen Klimaziele zu erreichen. Für
die CO2-Bilanz wird die Gebäudesanierung eine sehr wesentliche Rolle spielen. Auch die österreichische
Bauwirtschaft soll durch vermehrte Investitionstätigkeit im Bereich der Sanierung profitieren.
Die Semergy-Webseite: https://www.semergy.net
Das Semergy-Video: https://www.youtube.com/watch?v=-2pvZWPsUeo
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