Bundespräsident bei Tagung "Macht Glaube Politik?" in Stift Heiligenkreuz
Heiligenkreuz/Wien (kap) - Bundespräsident Heinz Fischer hat im Rahmen einer internationalen Tagung
in Stift Heiligenkreuz die Leistungen der Kirchen gewürdigt. Auch außerhalb des religiösen Bereiches
hätten sie im Laufe der Jahrhunderte viel für das Gemeinwohl vollbracht - "im Sozialwesen, in Unterricht,
Kultur und vielen anderen Bereichen der Gesellschaft", so der Bundespräsident. Er hob im Besonderen auch
die Leistung der Stifte und Klöster hervorhob.
Fischer äußerte sich anlässlich der Fachtagung "Macht Glaube Politik? Aspekte politischer
Verantwortung im Europa nach 1914" und gab in seinen Grußworten auch Einblicke in sein persönliches
Verhältnis zu Glaube und Religion.
Er selbst sei kein Mitglied einer Religionsgemeinschaft und werde oft als "Agnostiker" bezeichnet, gab
der Bundespräsident an. Vergleichbar mit Goethes Darstellung in "Faust" sehe er, dass dem Kosmos
ein "Logos" - eine "Schöpfungskraft" - immanent sei. Die Glaubenssätze der verschiedenen
Religionen wie auch die Bibeltexte seien dabei aber "ein Weg, den ich nicht nachvollziehen kann".
Dies heiße jedoch nicht, dass er den Religionen gegenüber ablehnend gegenüberstehe, vielmehr sei
er überzeugt, dass Religion weltweit ein "wichtiger Begleiter der Menschheit in allen Phasen" ist.
Der Bundespräsident wörtlich: "Ich halte Religion für ein wesentliches und wichtiges Element
in der Gesellschaft. Viele existenzielle Fragen sind für viele Menschen ohne Religion nicht lösbar und
plausibel beantwortbar."
Zwar sei in Fischers Augen "keine überprüfbare Entscheidung" möglich, ob der Mensch Produkt
eines Schöpfers im christlichen Sinn sei oder ob die Vorstellung eines Schöpfergottes nur das Produkt
auf nicht beantwortbare Fragen sei. An seinem "großen Respekt für die vielfältige menschliche,
gesellschaftliche Bedeutung der Religion", die so vielen Menschen Antwort auf existenzielle Fragen und darüber
hinaus einen Wertekanon und Orientierung geben könne, ändere dies jedoch nichts.
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