ÖAW-Forscher publizieren in „Science“ erstmals global vergleichbare Daten zu weltweiten
Wanderungsbewegungen – Migration innerhalb der Weltregionen dominiert
Wien öaw) - Migration: ein weltweites, stetig zunehmendes Massenphänomen. Dieser Eindruck entsteht
beinahe zwangsläufig verfolgt man die politische Debatte und die mediale Berichterstattung. Ein Eindruck,
der näherer Betrachtung allerdings nicht standhält. Wissenschaftler des Instituts für Demographie
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des Wittgenstein Centre for Demography and Global Human
Capital in Wien weisen nun in einer „Science“-Publikation nach, dass
- die globalen Migrationsströme zwischen 1990 und 2010 weitgehend stabil geblieben
sind und
- die Wanderungsbewegungen vor allem innerhalb der Regionen (Asien, Afrika, Amerika,
Europa) selbst stattfinden.
Generell kann Migration auf zwei Wegen statistisch erfasst werden: über die Bestandsdaten (Anzahl der in einem
anderen Land Geborenen zu einem bestimmten Zeitpunkt) und die Migrationsströme (Anzahl der Personen die über
einen bestimmten Zeitraum hinweg umziehen). Über die Wanderungsbewegung oder -intensität an sich sagen
diese Daten relativ wenig aus. Nikola Sander und Guy Abel haben nun ein statistisches Modell entwickelt, mit dem
auf der Basis von neuen UN Bestandsdaten die Migrationsströme zwischen 196 Ländern über Fünf-Jahres-Perioden
geschätzt können. Dafür griffen die beiden Forscher auf einen von den Vereinten Nationen publizierten
harmonisierten bilateralen Datensatz zurück. Damit sind erstmals die Daten von 196 Ländern über
die Jahre 1990-1995, 1995-2000, 2000-2005 und 2005-2010 vergleichbar.
Durch diese Herangehensweise lassen sich nun Bewegungsmuster und -ausmaße sowohl global wie auch regional
valide darstellen. Zum Beispiel der Umstand, dass seit 1990 die globale Migration mit einem Anteil von durchschnittlich
0,6 Prozent der Weltbevölkerung stabil geblieben ist; die Tatsache, dass die Wanderungsbewegung von Süd-
nach Westasien stärker ist als jene von Zentral- nach Nordamerika oder dass, sofern sich der niedrige Bildungsstandard
und das relativ geringe Einkommen in den Ländern südlich der Sahara über die nächsten Jahrzehnte
nicht entscheidend verbessert, kein deutlicher Anstieg der Migration von Afrika nach Europa zu erwarten ist.
Erstmals ist es Sander und Abel auch gelungen, die Studienergebnisse grafisch so aufzubereiten, dass die grundlegenden
Ströme der globalen Migration sowohl in ihren Ausmaßen wie auch in regionalen Ausformungen auf einen
Blick ersichtlich sind.
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