Schellhorn: Rauriser Literaturtage von 26. bis 30. März sind mit ihrem Motto "Kapital.Gesellschaft"
ganz am Puls der Zeit
Salzburg (lk) - "So ein Literaturfestival müsste man erfinden, wenn es nicht schon existieren
würde", erklärte der für die Kultur ressortzuständige Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn
am 26.03. anlässlich der Eröffnung der 44. Rauriser Literaturtage. Das Festival sei eines mit hoher Qualität,
bewährter Kontinuität und großem Ansehen und ein beliebter Treffpunkt mit begehrten Preisen, die
häufig am Beginn großer literarischer Karrieren stehen.
Ein besonderer Charme dieses Festivals liege natürlich im Ort selbst. "Die Literaturtage stehen in enger
Verbindung mit diesem schönen Tal und dem Dorf. Es wird von den Menschen im Ort gemocht. Es herrscht ein Klima
wechselseitigen Respekts ohne Anbiederung."
Landesrat Schellhorn sieht die Rauriser Literaturtage mit ihrem heurigen Motto "Kapital.Gesellschaft"
ganz am Puls der Zeit. Österreichs Bürgerinnen und Bürger seien aktuell über das Verhältnis
von Kapital und Gesellschaft aufgewühlt. Sie wollen als Steuerzahler die Milliardenverluste einer großen
Bank nicht tragen. Sie zweifeln an der Kompetenz der Politik. Und diese muss tatsächlich um Lösungen
ringen, die bestenfalls irgendwo zwischen mehr oder weniger schlecht angesiedelt sind. Auch der Salzburger Finanzskandal
offenbare, wie sehr auch Entscheidungsträger dem verführerischen Faszinosum und den Versprechungen der
Finanzmärkte erliegen können.
Schellhorn: "Das Kapital dominiert die Gesellschaften. Es kann Staaten erpressen und zu Standorten degradieren.
Es kann die Gesellschaften und die Steuerzahler kaltschnäuzig für die von ihm produzierten Krisen zur
Kasse bitten. Es agiert global und ist in der Vorhand, während Politik und Zivilgesellschaft hinterher hinken.
Das Kapital drückt der Gesellschaft seine Verwertungszwänge und Wertehaltungen auf. Es dominiert die
bezahlten sogenannten Think-Tanks und die globale Medien-Maschinerie."
Viel zu denken, zu spüren und zu formulieren
Das Motto der heurigen 44. Rauriser Literaturtage "Kapital.Gesellschaft" könne man freilich auch
anders, optimistischer begreifen. "Das würde ich gerne tun. Nämlich in dem Sinn, dass die Gesellschaft
mit ihren Einrichtungen, ihrem Wissen, ihren engagierten Menschen, ihren zivilisatorischen Errungenschaften, ihrer
Leistungsfähigkeit, ihrer Suche nach Lösungen und mit einer Politik, die bewusst Gestaltungskraft zurückgewinnen
will, mit Engagement, Humanität, Wissenschaft, Kunst und freiem Denken das eigentliche 'Kapital' ist, auf
das wir immer noch setzen können.
Welcher Lesart man immer auch zuneigen mag, es gibt jedenfalls viel denkend zu durchdringen, zu beobachten, zu
erkennen, zu diskutieren, zu erspüren und zu formulieren." so Schellhorn.
Literaturpreis an Saskia Henning von Lange
Kulturlandesrat Schellhorn übergab den Rauriser Literaturpreis 2014 in der Höhe von 8.000 Euro an
Saskia Hennig von Lange für ihre 2013 erschienene Novelle "Alles, was draußen ist".
Es ist ein Preis des Landes Salzburg für die beste Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache. Die
Auswahl trifft eine unabhängige Jury. Sie bestand diesmal aus den Literaturwissenschafterinnen Elke Brüns
(für Deutschland) und Christine Lötscher (für die Schweiz) sowie dem österreichischen Literaturkritiker
Paul Jandl.
Diese Jury, so Landesrat Schellhorn, "fand wunderbar überzeugende Worte des Lobs für das Werk und
die Autorin. Es ist darin sogar ganz bewusst von großer Literatur die Rede."
In der Jurybegründung heißt es unter anderen: "Mit großer Leichtigkeit verknüpft Saskia
Henning von Langes Novelle Stoffe aus der Literatur, der Geschichte und der Kunst. Sie bündelt sie in einer
Sprache voller Musikalität, die in nahezu aphoristischer Prägnanz zeigt, was große Literatur ist:
schillerndes menschliches Universum und Weite der Welt auf kleinstem Raum."
Schellhorn: "Zu einem solch substanziellen und poetisch formulierten Lob kann ich nur von ganzem Herzen gratulieren.
Ich verbinde dies mit der Gewissheit, dass dieser Preis auch für Saskia Hennig von Lange eine wichtige Station
auf ihrem literarischen Weg darstellt, so wie für viele andere Autorinnen und Autoren bisher auch."
Schellhorn sieht in der Auswahl der Jury noch einen weiteren Grund zur Freude. "Als Salzburger Kulturreferent
kann ich nicht umhin, mich auch darüber zu freuen, dass mit Jung und Jung ein Salzburger Verlag erneut seinen
Riecher für literarische Talente bewiesen hat. Das führt uns wieder einmal deutlich den Wert literarischer
Verlage vor Augen."
Förderpreis an Renate Aichinger
Der diesjährige Förderungspreis zum ausgeschriebenen Thema "Zeitgeist" geht an die 1976 in
Salzburg geborene Autorin, Regisseurin und Dramaturgin Renate Aichinger für ihren Text "Amaurose".
Der Rauriser Förderungspreis ist mit 4.000 Euro dotiert, je 2.000 davon kommen vom Land und der Marktgemeinde
Rauris.
Die Jury bestand aus der Germanistin Alexandra Millner (Univ. Wien), der Lektorin Marieluise Thurner (Wien) sowie
Clemens Peck vom Institut für Germanistik der Universität Salzburg. Aichinger überzeugte die Jury
laut Begründung "durch die differenzierte Zeichnung einer Protagonistin in einem Moment der Gegenwart,
der zwar die Möglichkeit virtueller Vernetzung bietet, doch die tatsächliche Vereinsamung des Individuums
zu Bewusstsein bringt". Aichinger zeige einen Menschen, "der sich in der Reizüberflutung und Schnelllebigkeit
unseres Zeitalters in jedem Moment selbst abhanden zu kommen droht", so die Jurybegründung.
Auch hier gehe aus der Jury-Begründung "pointiert hervor, wie gut die Autorin reale Spannungsfelder des
Zeitgeist getroffen und ausgelotet hat, Spannungsfelder, denen wir alle ausgesetzt sind", betonte Kulturlandesrat
Schellhorn.
Schellhorn bedankt sich im Namen des Landes Salzburg herzlich bei allen, die zum Gelingen der Literaturtage beitragen,
bei den Autorinnen und Autoren und bei Manfred Mittermayer und Ines Schütz, die als Intendanten für das
attraktive Programm verantwortlich sind. Der Dank gehe auch an Herbert Mayer und Katharina Klingler vom Kulturverein
Forum Rauris, an die gastfreundlichen Bürgerinnen und Bürger von Rauris, an die Gemeinde Rauris und den
scheidenden Bürgermeister Robert Reiter für die bisherige Unterstützung. Schellhorn: "Sie alle
tragen zu einem Festival bei, das eine wertvolle Bereicherung für das Land Salzburg darstellt."
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