WissenschafterInnen der Uni Graz untersuchen psychische Belastung von Lehrenden in steirischen
Volksschulen
Graz (universität) - Wer im täglichen Arbeitsumfeld mit einem hohen Geräuschpegel konfrontiert
ist, hat körperliche und mentale Beeinträchtigungen zu erwarten. Besonders alarmierende Ergebnisse weist
eine Studie zweier WissenschafterInnen des Instituts für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz
auf: Demnach liegt der Schalldruckpegel während des Unterrichts in Volksschulen durchschnittlich bei 68 Dezibel
– das entspricht dem Geräusch eines laufenden Staubsaugers in einem Meter Entfernung. „Dieser Wert ist deutlich
höher als die für vorwiegend geistige Tätigkeiten vorgeschriebene Grenze von 50 Dezibel“, kommentieren
Mag. Petra Steinlechner und Mag. Marc André Günther ihr Ergebnis.
14 steirische Volksschulen nahmen an der Studie, die als Kooperation zwischen dem Fachbereich Pädagogische
Psychologie des Instituts für Psychologie der Uni Graz und dem Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark (UBZ) durchgeführt
wurde, teil. Bei mehr als einem Drittel lagen die für das Sprachverständnis wichtigen Nachhallzeiten
über dem Toleranzbereich. „Daraus schließen wir, dass weder die Lehrenden noch die SchülerInnen
optimale Voraussetzungen für Lehr- oder Entwicklungsprozesse vorfinden“, resümieren Günther und
Steinlechner. Die ForscherInnen, betreut von Univ.-Prof. Dr. Manuela Paechter und Priv.-Doz. Dr. Annemarie Seither-Preisler,
untersuchten gemeinsam mit Projektleiterin Mag. Denise Gaal (UBZ) auch, welche Auswirkungen der Lärm in Klassenzimmern
auf die psychische Verfassung der Lehrkräfte hat. „Wir stellten fest, dass die VolksschullehrerInnen im Vergleich
zu ihren KollegInnen in Höheren Technischen Lehranstalten eine subjektiv empfundene höhere Lärmbelästigung
aufweisen“, erklärten Steinlechner und Günther. Die anhaltende Geräuschkulisse wird zur nervlichen
Zerreißprobe, weil Lehrende häufiger versuchen müssen, ein ruhiges Arbeitsklima herzustellen. Das
physische Hörvermögen der LehrerInnen werde dagegen nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Die WissenschafterInnen empfehlen dringend eine großflächige Sensibilisierung der SchülerInnen
durch Präventions- und Interventionsprojekte, wie zum Beispiel einen „Tag gegen Lärm“, in Angriff zu
nehmen. Denn: Sein Einfluss als zusätzlicher Stressfaktor für die mentale und körperliche Gesundheit
sei nicht zu unterschätzen, wie ein im Rahmen der Studie angefertigtes Gutachten von Annemarie Seither-Preisler
ebenfalls bestätigt. So sollen in einer Folgestudie die Belastungen des schulischen Berufsalltags künftig
noch genauer von anderen abgegrenzt werden, um jene Faktoren, die bei der Entstehung von Burn-Out oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
beteiligt sind, zu identifizieren.
Die Studie wurde vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung A 15, dem Umweltamt der Stadt Graz und der Karl-Franzens-Universität
Graz finanziert.
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