Jetzt kommt "Die Essbare Stadt"

 

erstellt am
07. 04. 14
11.30 MEZ

Tagung für Gemeindevertreter/innen und Interessierte: Was ist die essbare Stadt, welche internationalen Erfahrungen gibt es und wie können Obst und Gemüse im öffentlichen Raum wieder essbar gemacht werden?
Linz (lk) - Die letzten Jahrzehnte haben vielfach eine Entfremdung von Lebensmitteln gebracht. Vielen Menschen fehlt es in der heutigen Zeit - gerade im urbanen Raum - an einem direkten Zugang zu ihren Lebensmitteln; und damit häufig an dem Bewusstsein, wo Produkte herkommen, wie sie natürlich wachsen, welchen Geruch und Geschmack sie z.B. direkt gepflückt überhaupt haben. Frühere Generationen genossen Obst und Gemüse noch aus dem eigenen Garten, dem Schulgarten oder von öffentlichen Flächen, an denen Pflanzen angebaut und ihre Früchte verkostet werden konnten.

Langsam geht der Trend wieder dorthin, das Umweltressort von LR Rudi Anschober in Oberösterreich setzt und unterstützt viele Initiativen, die das Selbstziehen von Lebensmitteln wieder populär machen bzw. überhaupt ermöglichen. Die Entwicklung vom Gartenbesitzer zum/r Gemüsegärtner/in, das Nützen des eigenen Balkons sind Möglichkeiten.

Durch Gemeinschaftsgärten im öffentlichen Raum werden Flächen geschaffen, an denen Interessierte pflanzen, Obst und Gemüse ziehen und ernten können - und ganz nebenbei auch noch das soziale Miteinander, die Gemeinschaft stärken. Heuer wird die Anzahl der Gemeinschaftsgärten in Oberösterreich auf 24 verdoppelt.

Um die Liebe zum Garteln, das "Erden", die eigene Ernte-Freude, das Natur-Bewusstsein schon in möglichst jungen Jahren zu entdecken, nimmt die Rückkehr der Schulgärten eine besonders wichtige Stellung ein - die vom Umweltressort unterstützt wird. Schon viele Schulen in Oberösterreich legen wieder einen Schulgarten an, mit Kräuterspiralen, Pflanzhäusern, Schmetterlingswiesen, etc.. Jene Schulen mit kreativen Gestaltungen über ihre Gärten können noch bis Ende Oktober am 2. OÖ. Schulgartenwettbewerb teilnehmen.

Und jetzt kommt der Trend zur "Essbaren Stadt" - auch hier werden in Oberösterreich die ersten Projekte geplant. Das Ziel aller Initiativen: eine neue Beziehung zu und einen neuen Umgang mit Lebensmitteln lernen.

Am 04.04. ging die Tagung "Die Essbare Stadt" der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft für Gemeindevertreter/innen und Interessierte im Zuge der Messe "Blühendes Österreich" im Messegelände Wels über die Bühne.

Dabei wurden die verschiedenen Organisationsmöglichkeiten aufgezeigt, wie Menschen innerhalb von Siedlungsstrukturen der Zugang zu Pflanzen im öffentlichen, halböffentlichen oder auch im privaten Bereich zur Verfügung gestellt werden kann. Expert/innen rund um dieses Thema geben Erfahrungsberichte zu verschiedensten Projekten, stellten Informationen zur Verfügung, präsentierten Studienergebnisse, der Austausch und die Diskussion mit den anwesenden Gemeindevertreter/innen und Interessierten.

Ing. Herbert Eipeldauer, Präsident der Österreichischen Gartenbaugesellschaft fasst die Fragestellung zusammen: "Früher war das einfach: Man hatte die Nahrungsmittel - zumindest was Obst und Gemüse betraf - vor der Haustüre im eigenen Garten. Aber wie schaut das heute aus? Der Wunsch nach selbst gezogenem Obst und Gemüse steigt. Aber wo kann und wo darf man diesem Wunsch nachgehen."

LR Anschober: "Die Tagung Die Essbare Stadt ist eine tolle Möglichkeit, um Gemeinschaftsgärten & Co bei Interessierten, aber ganz stark auch bei Gemeindevertreterinnen und -vertretern bekannt zu machen, um hier ein Bewusstsein zu schaffen. Wohl in jeder Gemeinde gibt es brach liegende Flächen, die für ein Gemeinschaftsprojekt genutzt werden könnten, wo dann alle, und v.a. auch jene ohne eigenen Garten, die Möglichkeit zum gemeinsamen Garteln, zum selbstständigen Ziehen von Obst und Gemüse, zum Austausch, für ein neues Hobby bekommen. So profitieren nicht nur die Hobby-Gärtner/innen, sondern auch die Gemeinden durch ein Mehr an sozialem Miteinander, der Integration von Randgruppen und nicht zuletzt durch den Schutz des Bodens durch eine nachhaltige Nutzung beim Garteln."

Initiativen Oberösterreichs: Das große Garteln hat schon gestartet!

Bestehende Gemeinschaftsgärten
Während der Tagung "Die Essbare Stadt" wird eine Posterpräsentation über einige regionale Projekte ausgestellt, darunter gleich vier oberösterreichische Gärten, die hier kurz beschrieben werden sollen, außerdem die Projekte "Selbsternte Großgmain", Salzburg, und "Garteln um's Eck - private Baumscheibennutzung", Wien.

* Wachstumsphase, Tabakfabrik Linz
Der Interkulturelle Gemeinschaftsgarten Wachstumsphase Tabakfabrik will in der Stadt Linz für die Gemeinschaft in Form eines Gartenprojektes öffentlichen Raum mitgestalten. Interkulturelle Begegnung: Mit Menschen aus aller Welt
wird der Boden bearbeitet, damit möglichst viele und unterschiedliche Menschen Wurzeln schlagen können. Frei nach dem Motto: "Vielleicht haben die Gärtner sich ja vorgenommen, die Welt zu retten. Wir sollten sie dabei unterstützen!" (Martin Rasper)
Kontakt: herrmayr@aon.at

* Nachbarschaftsgarten Otto-Loewi-Straße, Wels
Seit Frühling 2011 können 15 Familien aus sieben verschiedenen Herkunftsländern im Welser "Nachbarschaftsgarten Otto-Loewi-Siedlung" ihre eigenen 12 m² großen Beete bestellen.

Der Garten entstand auf Initiative des Integrationsbüros "mosaik" der Volkshilfe OÖ. Es sollte für die Bewohner/innen der Siedlung eine Möglichkeit geschaffen werden, sich selbst mit Gemüse zu versorgen. Mit Unterstützung der Stadt Wels, die den Gärtner/innen das 700 m² große Grundstück und dem EIF, der finanzielle Mittel zur Verfügung stellte, konnte diese Idee des Nachbarschaftsgartens verwirklicht werden.
Kontakt: fabienne.buttinger@volkshilfe-ooe.at

* Hafengarten, Linz
Der "Hafengarten" (gegr. 2012), mitten im Linzer Industrie- und Gewerbegebiet, befindet sich auf dem landwirtschaftlich genutzten Anwesen der letzten Linzer Berufsdonaufischerfamilie, einem Relikt der früheren Aulandschaft. Aktive Nutzung des Gemeinschaftsgartens von rund 26 Mitgliedern im Verein "Schwemmland". Das Besondere hier: Experimentelles, wie Kompostworkshops, Hühnerstallbau, Kleidertauschbörsen, Hügelbeetbau oder auch Wildkräuterwanderungen.
Kontakt: info@schwemmland.net

* Urbanfarm Leonding, *Garten_Labor*
Das Projekt *Garten_Labor* des Vereins Urban Farm entwickelt sich seit 2011 kontinuierlich. Auf 250 m² im Stadtpark Leonding sowie auf Flächen am Harter Plateau garteln mittlerweile 91 Personen als gemeldete Teilnehmer/innen, mit Begleitung sind bereits rund 200 Personen aktiv.
Weitere Gärten in Oberösterreich sind in Planung

 

 

 

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