Tagung für Gemeindevertreter/innen und Interessierte: Was ist die essbare Stadt, welche
internationalen Erfahrungen gibt es und wie können Obst und Gemüse im öffentlichen Raum wieder essbar
gemacht werden?
Linz (lk) - Die letzten Jahrzehnte haben vielfach eine Entfremdung von Lebensmitteln gebracht. Vielen Menschen
fehlt es in der heutigen Zeit - gerade im urbanen Raum - an einem direkten Zugang zu ihren Lebensmitteln; und damit
häufig an dem Bewusstsein, wo Produkte herkommen, wie sie natürlich wachsen, welchen Geruch und Geschmack
sie z.B. direkt gepflückt überhaupt haben. Frühere Generationen genossen Obst und Gemüse noch
aus dem eigenen Garten, dem Schulgarten oder von öffentlichen Flächen, an denen Pflanzen angebaut und
ihre Früchte verkostet werden konnten.
Langsam geht der Trend wieder dorthin, das Umweltressort von LR Rudi Anschober in Oberösterreich setzt
und unterstützt viele Initiativen, die das Selbstziehen von Lebensmitteln wieder populär machen bzw.
überhaupt ermöglichen. Die Entwicklung vom Gartenbesitzer zum/r Gemüsegärtner/in, das Nützen
des eigenen Balkons sind Möglichkeiten.
Durch Gemeinschaftsgärten im öffentlichen Raum werden Flächen geschaffen, an denen Interessierte
pflanzen, Obst und Gemüse ziehen und ernten können - und ganz nebenbei auch noch das soziale Miteinander,
die Gemeinschaft stärken. Heuer wird die Anzahl der Gemeinschaftsgärten in Oberösterreich auf 24
verdoppelt.
Um die Liebe zum Garteln, das "Erden", die eigene Ernte-Freude, das Natur-Bewusstsein schon in möglichst
jungen Jahren zu entdecken, nimmt die Rückkehr der Schulgärten eine besonders wichtige Stellung ein
- die vom Umweltressort unterstützt wird. Schon viele Schulen in Oberösterreich legen wieder einen Schulgarten
an, mit Kräuterspiralen, Pflanzhäusern, Schmetterlingswiesen, etc.. Jene Schulen mit kreativen Gestaltungen
über ihre Gärten können noch bis Ende Oktober am 2. OÖ. Schulgartenwettbewerb teilnehmen.
Und jetzt kommt der Trend zur "Essbaren Stadt" - auch hier werden in Oberösterreich die ersten Projekte
geplant. Das Ziel aller Initiativen: eine neue Beziehung zu und einen neuen Umgang mit Lebensmitteln lernen.
Am 04.04. ging die Tagung "Die Essbare Stadt" der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft für
Gemeindevertreter/innen und Interessierte im Zuge der Messe "Blühendes Österreich" im Messegelände
Wels über die Bühne.
Dabei wurden die verschiedenen Organisationsmöglichkeiten aufgezeigt, wie Menschen innerhalb von Siedlungsstrukturen
der Zugang zu Pflanzen im öffentlichen, halböffentlichen oder auch im privaten Bereich zur Verfügung
gestellt werden kann. Expert/innen rund um dieses Thema geben Erfahrungsberichte zu verschiedensten Projekten,
stellten Informationen zur Verfügung, präsentierten Studienergebnisse, der Austausch und die Diskussion
mit den anwesenden Gemeindevertreter/innen und Interessierten.
Ing. Herbert Eipeldauer, Präsident der Österreichischen Gartenbaugesellschaft fasst die Fragestellung
zusammen: "Früher war das einfach: Man hatte die Nahrungsmittel - zumindest was Obst und Gemüse
betraf - vor der Haustüre im eigenen Garten. Aber wie schaut das heute aus? Der Wunsch nach selbst gezogenem
Obst und Gemüse steigt. Aber wo kann und wo darf man diesem Wunsch nachgehen."
LR Anschober: "Die Tagung Die Essbare Stadt ist eine tolle Möglichkeit, um Gemeinschaftsgärten &
Co bei Interessierten, aber ganz stark auch bei Gemeindevertreterinnen und -vertretern bekannt zu machen, um hier
ein Bewusstsein zu schaffen. Wohl in jeder Gemeinde gibt es brach liegende Flächen, die für ein Gemeinschaftsprojekt
genutzt werden könnten, wo dann alle, und v.a. auch jene ohne eigenen Garten, die Möglichkeit zum gemeinsamen
Garteln, zum selbstständigen Ziehen von Obst und Gemüse, zum Austausch, für ein neues Hobby bekommen.
So profitieren nicht nur die Hobby-Gärtner/innen, sondern auch die Gemeinden durch ein Mehr an sozialem Miteinander,
der Integration von Randgruppen und nicht zuletzt durch den Schutz des Bodens durch eine nachhaltige Nutzung beim
Garteln."
Initiativen Oberösterreichs: Das große Garteln hat schon gestartet!
Bestehende Gemeinschaftsgärten
Während der Tagung "Die Essbare Stadt" wird eine Posterpräsentation über einige regionale
Projekte ausgestellt, darunter gleich vier oberösterreichische Gärten, die hier kurz beschrieben werden
sollen, außerdem die Projekte "Selbsternte Großgmain", Salzburg, und "Garteln um's Eck
- private Baumscheibennutzung", Wien.
* Wachstumsphase, Tabakfabrik Linz
Der Interkulturelle Gemeinschaftsgarten Wachstumsphase Tabakfabrik will in der Stadt Linz für die Gemeinschaft
in Form eines Gartenprojektes öffentlichen Raum mitgestalten. Interkulturelle Begegnung: Mit Menschen aus
aller Welt
wird der Boden bearbeitet, damit möglichst viele und unterschiedliche Menschen Wurzeln schlagen können.
Frei nach dem Motto: "Vielleicht haben die Gärtner sich ja vorgenommen, die Welt zu retten. Wir sollten
sie dabei unterstützen!" (Martin Rasper)
Kontakt: herrmayr@aon.at
* Nachbarschaftsgarten Otto-Loewi-Straße, Wels
Seit Frühling 2011 können 15 Familien aus sieben verschiedenen Herkunftsländern im Welser "Nachbarschaftsgarten
Otto-Loewi-Siedlung" ihre eigenen 12 m² großen Beete bestellen.
Der Garten entstand auf Initiative des Integrationsbüros "mosaik" der Volkshilfe OÖ. Es
sollte für die Bewohner/innen der Siedlung eine Möglichkeit geschaffen werden, sich selbst mit Gemüse
zu versorgen. Mit Unterstützung der Stadt Wels, die den Gärtner/innen das 700 m² große Grundstück
und dem EIF, der finanzielle Mittel zur Verfügung stellte, konnte diese Idee des Nachbarschaftsgartens verwirklicht
werden.
Kontakt: fabienne.buttinger@volkshilfe-ooe.at
* Hafengarten, Linz
Der "Hafengarten" (gegr. 2012), mitten im Linzer Industrie- und Gewerbegebiet, befindet sich auf dem
landwirtschaftlich genutzten Anwesen der letzten Linzer Berufsdonaufischerfamilie, einem Relikt der früheren
Aulandschaft. Aktive Nutzung des Gemeinschaftsgartens von rund 26 Mitgliedern im Verein "Schwemmland".
Das Besondere hier: Experimentelles, wie Kompostworkshops, Hühnerstallbau, Kleidertauschbörsen, Hügelbeetbau
oder auch Wildkräuterwanderungen.
Kontakt: info@schwemmland.net
* Urbanfarm Leonding, *Garten_Labor*
Das Projekt *Garten_Labor* des Vereins Urban Farm entwickelt sich seit 2011 kontinuierlich. Auf 250 m² im
Stadtpark Leonding sowie auf Flächen am Harter Plateau garteln mittlerweile 91 Personen als gemeldete Teilnehmer/innen,
mit Begleitung sind bereits rund 200 Personen aktiv.
Weitere Gärten in Oberösterreich sind in Planung
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