Wien (oenb) - Ein niedriges Zinsumfeld und eine schwache Konjunktur bescheren Österreich nach wie vor niedrige
Kreditzinsen. Österreichische Unternehmen und private Haushalte können sich deutlich günstiger verschulden
als jene anderer Euroraumländer. Allerdings sind auch die Zinsen für Einlagen auf historischen Tiefstständen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) präsentierte Dr. Johannes Turner,
Direktor der Hauptabteilung Statistik, aktuelle Entwicklungen von Krediten und Einlagen in der Niedrigzinsphase.
Turner skizzierte dabei einleitend das wirtschaftliche Umfeld im Jahr 2013, das durch ein schwaches Wirtschaftswachstum
(+0,4 %) und zurückgehende Bruttoanlageinvestitionen (–0,7 %) gekennzeichnet war. Diese Rahmenbedingungen
zogen ein relativ mäßiges Wachstum österreichischer Unternehmenskredite nach sich, welches aber
mit 0,5 % noch immer deutlich über dem Durchschnitt des Euroraums von -3,0 % lag. „Das mäßige Kreditwachstum
dürfte in Österreich vorrangig nachfrageseitige Gründe haben“, erläuterte Turner und machte
auf die nach wie vor extrem hohen Einlagenstände der Unternehmen aufmerksam.
Kreditzinsen auf historischen Tiefstständen
Die Kreditzinssätze lagen jedenfalls weiterhin auf historischen Tiefstständen. Bei Krediten an Klein-
und Mittelbetriebe fiel der Zinsvorteil Österreichs besonders hoch aus. Sowohl Kredite bis eine Million Euro
als auch Kredite an selbstständig Erwerbstätige waren im Dezember 2013 mit 2,33 % bzw. 2,69 % deutlich
geringer als im Euroraum-Durchschnitt (3,75 % bzw. 3,17 %) verzinst. Trotz der günstigen Konditionen wuchsen
die Unternehmenskredite nur um ein halbes Prozent, weil die Unternehmen zum einen weniger Investitionen tätigen
und zum anderen generell über hohe Reserven verfügen. Das kumulierte Kreditwachstum kam daher ausschließlich
von längerfristigen Krediten (vorrangig Investitionskrediten), während kurzfristige Finanzierungen zurückgingen.
„Insgesamt kann man sagen, dass die Konditionen für Unternehmen zur Finanzierung von Wachstum noch nie so
günstig waren“, sagte Turner. Bei den privaten Haushalten wurde das Kreditwachstum 2013 ausschließlich
von den Wohnbaukrediten (+2,4 %) getrieben, während Konsumkredite rückläufig waren.
Wie fast überall im Euroraum erreichten die Einlagenzinssätze 2013 auch in Österreich historische
Tiefststände. Im Jahresverlauf 2013 ging der Zinssatz für neu vergebene Einlagen an private Haushalte
in Österreich um 17 Basispunkte auf 0,87 % zurück. Aktionen bei Bausparprodukten führten dazu, dass
sich die langfristigen Einlagenzinssätze (Bindungsfrist über 2 Jahre) im Jahresvergleich – gegen den
Trend – geringfügig erhöhten (+5 Basispunkte auf 1,74 %).
Trotz der geringen Zinssätze gab es bei Einlagen privater Haushalte 2013 ein positives Wachstum zu verzeichnen.
Für diese Entwicklung war der starke Zuwachs der täglich fälligen Einlagen verantwortlich. „Unmittelbar
verfügbare Mittel erlauben es den privaten Haushalten flexibel auf Änderungen der Veranlagungschancen
zu reagieren“ begründete Turner diese Entwicklung.
Eine weitere Folge des niedrigen Zinsniveaus war auch eine nach wie vor niedrige Zinsspanne im Neugeschäft
der Banken mit Krediten und Einlagen. Wenngleich diese 2013 in Österreich geringfügig (um 13 Basispunkte
auf 1,37 Prozentpunkte) stieg, so lag sie weiterhin an der Untergrenze im Euroraum. Dies führte unter anderem
dazu, dass Banken bei der Suche nach höheren Erträgen verstärkt in etwas höher verzinste Staatsanleihen,
wie z. B. die Belgiens und Frankreichs, veranlagten. Eine entsprechende Entwicklung war auch bei Versicherungsunternehmen
zu beobachten.
Die privaten Haushalte reagierten auf das niedrige Zinsniveau ebenfalls mit der Suche nach höheren Erträgen
und veranlagten wieder vermehrt in Investmentzertifikate. Die Nettokäufe von in- und ausländischen Investmentzertifikaten
der privaten Haushalte beliefen sich im Jahr 2013 auf 3,1 Mrd EUR, was eine Verdreifachung gegenüber 2012
bedeutet.
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