Immaterielles UNESCO-Kulturerbe: Aufnahme der
 "Traunkirchner Mordsgeschicht"

 

erstellt am
02. 04. 14
11.30 MEZ

Linz (lk) - 2003 hat die UNESCO das Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beschlossen, 2009 wurde das Übereinkommen von Österreich ratifiziert und die Österreichische UNESCO-Kommission mit der nationalen Umsetzung des Übereinkommens und der Erstellung eines Österreichischen Verzeichnisses des Immateriellen Kulturerbes betraut. Seither wurden mehr als 60 Traditionen und Bräuche in das österreichische Verzeichnis aufgenommen, darunter 14 aus Oberösterreich.

Was versteht man unter Immateriellem Kulturerbe?
Mit dem Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes werden lebendige Kulturformen, die auf menschlichem Wissen, Können und Handfertigkeiten sowie auf gewachsenen Traditionen beruhen, vor den Vorhang gehoben.

Diese Traditionen werden folgenden Bereichen zugeordnet:

  • mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, einschließlich der Sprache als Trägerin des immateriellen Kulturerbes,
  • darstellende Künste,
  • gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste,
  • Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum und
  • traditionelle Handwerkstechniken.


In das österreichische Verzeichnis wurden folgende Traditionen aus Oberösterreich bisher aufgenommen:

  • Ebenseer Fetzenzug
  • Ebenseer Glöcklerlauf
  • Hinterglasmalerei in Sandl
  • Innviertler Landler
  • Lichtbratlmontag in Bad Ischl
  • Pechölbrennen im östlichen Mühlviertel
  • Rudentanz in Sierning
  • Salzkammergut Vogelfang
  • Windischgarstner Niglo Umzug
  • Wirlinger Böllerschützen.


In der letzten Fachbeiratssitzung am 19. März 2014 wurde die Aufnahme von vier weiteren Bräuchen aus Oberösterreich beschlossen:

  • Traunkirchner Mordsgschicht
  • Liebstattsonntag in Gmunden
  • Erzeugung der Mollner Maultrommel
  • Aberseer Schleuniger (Oberösterreich und Salzburg)


Die Traunkirchner Mordsgschicht
Die älteste Aufzeichnung der Traunkirchner Mordsgschicht stammt aus dem Jahr 1912, wobei diese Tradition schon länger existieren soll. Es handelt sich dabei um einen musikalischen Vortrag im Stil des Moritatengesanges. Ursprünglich im ganzen Salzkammergut verbreitet, wird dieser Brauch heute nur mehr in Traunkirchen praktiziert. Am Faschingssonntag ziehen die Sänger in Frack und mit Zylinderhut begleitet von Gasthaus zu Gasthaus und präsentieren heitere Begebenheiten der Dorfgemeinschaft des vergangenen Jahres. Die Lieder werden mit Gitarre begleitet und auf Bildtafeln Karikaturen zu den jeweiligen Geschichten gezeigt.

Die Aufnahme in das österreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes wurde vom Fachbeirat einstimmig beschlossen. Die Begründung ist klar und eindeutig:

Die Tradition der Traunkirchner Mordsgschicht ist eine mehr als 100 Jahre alte Form des gesungenen "Faschingsbriefes" in Moritatenform, als alte Form europäischer Faschingsbräuche. Es ist eine Form der "sozialen Kontrolle" und des integrativen Zusammenschlusses. Die Tradition ist ein Identifikator für den ganzen Ort. Sie wird jährlich anlassbezogen im tradierten Rahmen neu gestaltet. Das Bemühen um political correctness bei den Moritaten ist zu bemerken.

 

 

 

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