Globaler Nachhaltigkeitsindex beim Pensionssystem: Österreich auf Platz 27 - Australien, Schweden und Neuseeland
weltweit top, Thailand Schlusslicht
Wien (allianz) - "Österreichs Pensionssystem hat in den letzten drei Jahren weiter an Boden verloren
und liegt weltweit aktuell nur noch auf Platz 27. Um sich im Nachhaltigkeitsranking zu verbessern, sind weitere
Reformen unseres Altersvorsorgesystems dringend notwendig", kommentiert Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender
der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse der aktuellen Allianz Studie "2014 Pension Sustainability
Index".
Nachhaltigstes Pensionssystem: Australien auf Platz 1
Die aktuelle Studie analysiert den gegenwärtigen Stand und die zukünftige Entwicklung der Altersvorsorgesysteme
von 50 Staaten weltweit. Auf Basis von Variablen wie demografischen Trends, der Situation der Staatsfinanzen sowie
der Ausgestaltung des Pensionssystems wird die Notwendigkeit weiterer Pensionsreformen in einer Kennzahl zusammengefasst:
Bei einer Gesamtbewertung von 10 besteht kein Bedarf - ein Score von 1 deutet auf hohen Reformdruck hin. Die aktuellen
Ergebnisse zeigen, dass jene Länder gut positioniert sind, deren Altersvorsorgesysteme breiter angelegt sind
und die ihre jeweiligen Reformen frühzeitig begonnen haben. Weltweit weist Australien - wie auch im Jahr 2011
- das nachhaltigste Pensionssystem mit dem geringsten Reformdruck auf, Platz 2 belegt Schweden, gefolgt von Neuseeland.
"Ein gutes Ranking im Index deutet darauf hin, dass das Pensionssystem eines Landes gut mit aktuellen und
künftigen demografischen Entwicklungen mithalten kann", erklärt Dr. Renate Finke, Autorin der Studie
und Senior Economist bei der Allianz SE.
Österreich auf Platz 27, Thailand Schlusslicht
Österreich verschlechterte sich im Ranking: Lag es im Jahr 2011 noch auf Platz 21, liegt es nun auf Platz
27, hinter Malaysia und vor Kroatien. Auf dem 50. und damit letzten Platz befindet sich Thailand, knapp hinter
Japan und Brasilien. Im Vergleich zur Erhebung vor drei Jahren konnten drei Staaten ihre Platzierungen gleich um
mehr als acht Plätze steigern: Dazu gehören Rumänien, Singapur und Luxemburg. Neben Österreich
deutlich abgerutscht sind vor allem Kroatien, Slowenien und Taiwan, das die größte Verschlechterung
verzeichnete und 19 Plätze einbüßte.
Österreicher gehen europaweit am frühesten in Pension
Wirft man einen Blick auf einzelne Indikatoren, wie beispielsweise das reale Pensionsantrittsalter in Europa, so
zeigt sich ein spannendes Bild: Die Schweizer sind die einzigen in Europa, die später in Pension gehen als
es das gesetzliche Pensionsantrittsalter vorsieht, nämlich mit 65,7 Jahren. Knapp dahinter folgen die Schweden
(64,3 Jahre) und die Iren (64,1 Jahre). Österreich ist das einzige Land in Europa - mit Ausnahme der ehemaligen
Warschauer Pakt-Staaten -, in dem das durchschnittliche reale Pensionsantrittsalter unter 60 Jahren, nämlich
bei 58,6 Jahren liegt. In Osteuropa am frühesten in Pension gehen die Slowaken (58,8 Jahre), sowie Ungarn
und Polen (59,3). Global gehen nur die Brasilianer, Thailänder, Malaysier und Türken früher in Pension
- mit durchschnittlich jeweils 55 Jahren. Am längsten im Erwerbsleben stehen die Mexikaner, die mit durchschnittlich
72,2 Jahren in Pension gehen, vor den Südkoreanern (70,3 Jahre) und Japanern (69,7 Jahre).
Erste Säule: Österreich mit weltweit dritthöchsten Ausgaben
Der Pensionsindex veranschaulicht darüber hinaus jene Indikatoren, die den Reformdruck für Altersvorsorgesysteme
erhöhen. Dies sind auch die Staatsausgaben für die erste Säule: Im globalen Vergleich gibt Österreich
14,1 Prozent des BIP für die erste Säule aus - und liegt damit auf Platz 3. Nur Frankreich (14,6 Prozent)
und Italien (15,3 Prozent) geben noch mehr Geld für das staatliche Pensionssystem aus, am wenigsten in Europa
bringen die Niederlande auf (6,8 Prozent), weltweit Malaysia (0,5 Prozent). Obwohl Österreich diesen hohen
Anteil am BIP für die erste Säule ausgibt, beträgt die Höhe der durchschnittlichen Pension
nicht einmal die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens (48 Prozent). Damit liegt Österreich weltweit
auf Platz 20, während die durchschnittlichen Bruttopensionen der Franzosen 59 Prozent bzw. jene der Italiener
80 Prozent der durchschnittlichen Einkommen betragen. In Australien liegt die Höhe der Bruttopension aus der
ersten Säule bei 42 Prozent des durchschnittlichen Einkommens, in Schweden bei 35 Prozent.
Schulterschluss bei Altersvorsorge
Pensionsreformen, die in den letzten 10 bis 15 Jahren eingeführt worden sind, haben die globale Pensionslandschaft
massiv verändert: Kapitaldeckungsverfahren gewinnen gegenüber Umlageverfahren an Bedeutung, beitragsorientierte
Pensionspläne gegenüber leistungsorientierten. Um sich auf kommende fiskalische und demographische Herausforderungen
einzustellen, sei auch hierzulande eine stärkere Diversifizierung der Altersvorsorgesysteme notwendig: "Aus
den Ergebnissen geht klar hervor, dass Österreich die Reformanstrengungen beim Pensionssystem intensivieren
muss", so Littich. Dazu zähle ein klares Bekenntnis zur Kombination einer gesetzlich verankerten staatlichen
mit einer starken betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Denn nur so könne ein nachhaltiges und ausgewogenes
Pensionssystem erreicht werden, das für die demografischen Entwicklungen gut gerüstet ist. "Das
Umlagesystem bietet zwar eine gute Grundversorgung, aber steigende Lebenserwartung und Staatsverschuldung werden
zu weiteren Leistungskürzungen in der ersten Säule führen. Eine flexible, jederzeit liquidierbare
Zusatzvorsorge für Berufsunfähigkeit, Hinterbliebene, Alter und Pflege muss in Eigenverantwortung finanziert
werden", so Littich abschließend.
Der Pensions Sustainability Index (PSI), herausgegeben von Allianz Global Investors, analysiert die aktuellen und
zukünftigen Aussichten der Pensionssysteme und betrachtet dabei Variablen wie demographische Entwicklungen,
öffentliche Finanzen und das Design des Pensionssystems, um in einem Indikator den Pensionsbedarf festzustellen.
Ein PSI von 10 würde bedeuten, dass es in einem Land keinen Reformbedarf gibt, ein Indikator von 1 würde
einen akuten Reformbedarf bedeuten. Der PSI wurde erstmals 2004 publiziert und wurde im Vergleich zur letzten Untersuchung
im Jahr 2011 von 44 auf 50 Staaten erweitert. Neu dabei sind Brasilien, Chile, Mexiko, Malaysia, Indonesien und
Südafrika.
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