Von 11. April – 24. August 2014 im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Innsbruck (tlm) - Höhepunkt der Tiroler Landesmuseen im Ausstellungsjahr 2014 ist die Schau „Tirol
– München“. Sie beleuchtet die facettenreichen Beziehungen zwischen der Kunst in München und jener in
Tirol seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Zentrum stehen die Ausbildung Tiroler Künstler sowie die Künstlervereinigungen
und der Ausstellungsbetrieb in München. Ins Blickfeld gerückt werden die rege Reisetätigkeit der
Künstler und die Künstlerkolonien, die sich um 1900 in Dachau bei München, am Chiemsee oder in Klausen
in Südtirol bilden. Die Ausstellung im Ferdinandeum spannt den Bogen weiter bis in die zweite Hälfte
des 20. Jahrhunderts, in der München nach einer langjährigen Durststrecke wieder für Tiroler Künstler
an Attraktivität gewinnt. Zu sehen sind um die 80 Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen von Künstlern
wie Franz von Defregger, Mathias Schmid, Leo Putz, Albin Egger-Lienz, Rudolf Nißl, Franz von Stuck, Gabriele
Münter, Alexander Kanoldt, Adolf Hölzel, Gerhild Diesner, Heinz Gappmayr und Peter Kogler.
Schon lange bevor München in den 1890er Jahren neben Paris international zu einer der wichtigsten Kunstmetropolen
avanciert, gibt es einen regen künstlerischen Austausch zwischen Bayern und Tirol. Die Landschaft Tirols als
Motiv der bildenden Kunst spielt bereits seit der Entdeckung der Alpen eine besondere Rolle. Große Bedeutung
erlangt sie vor allem im 19. Jahrhundert, als die Künstler der „Münchner Schule“ beginnen, das bayerische
Alpenvorland und die angrenzenden Alpen mit dem Zeichenblock bzw. Pinsel und Palette in der Hand zu durchwandern.
Umgekehrt kommt seit dem Barock dem süddeutschen Raum für Künstler aus Tirol überregionale
Bedeutung als Auftraggeber für Fresken, Altarentwürfe oder Altargemälde zu.
„Die Ausstellung zeigt, dass die Kunst wie so viele andere Bereiche auch vom Austausch lebt. Die prachtvollen Werke
sind Zeugnis der wechselseitigen Befruchtung von Künstlern aus Tirol und nördlich der Alpen“, betont
PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen. „Mein Dank gilt Carl Kraus, Günther Moschig
und Peter Weiermair, die maßgeblich am Konzept dieser Schau mitgearbeitet haben“, hält Dr. Günther
Dankl, Kurator und Kustos der Kunstgeschichtlichen Sammlungen ab 1900 & Graphischen Sammlungen der Tiroler
Landesmuseen, fest und ergänzt: „Wir möchten mit dieser Präsentation spannende Entwicklungslinien
der Kunstgeschichte Tirols nachvollziehbar machen.“
Durch das Wirken von Karl Theodor von Pilotys, der 1856 an die Münchner Akademie berufen wird, entwickelt
sich diese zu einem herausragenden Ausbildungsort. Von 1850 bis 1920 studieren dort über 200 Tiroler. Ort
der Begegnung ist u. a. der Biergarten, der zu einem beliebten Thema in der Malerei wird. In der Ausstellung im
Ferdinandeum ist Max Liebermanns Pastell „Biergarten“ von 1889, das wohl populärste Bild dieses Sujets, neben
Rudolf Nißls Darstellung von 1902 und Theodor von Hörmanns menschenleerem „Biergarten in Dachau“ von
1892 zu sehen.
In den Jahren nach 1945 hat München seine führende Rolle für die Kunst Tirols eingebüßt.
Die Akademie der bildenden Künste in Wien hat der Münchner Akademie den Rang streitig gemacht. Erst mit
dem Wirken von Hans Ladner ab 1968 wird für eine Reihe von Künstlern aus Tirol und Südtirol die
Münchner Akademie wieder zur bevorzugten Ausbildungsstätte. Als Gegenpole zur noch traditionell ausgerichteten
Akademie der bildenden Künste in den 1960er und 70er Jahren hebt „Tirol – München“ das Studio UND sowie
Gruppierungen wie „Geflecht“, „Kollektiv Herzogstraße”, „WeibsBilder“ und „King Kong Kunstkabinett“ hervor.
Auf das erste Exponat der Ausstellung trifft man bereits vor dem Betreten des Museums: Der Tiroler Künstler
Michael Schrattenthaler rekonstruiert vor dem Ferdinandeum seine Münchner Studentenwohnung im Maßstab
1:1. Im Stil eines üblichen Kellerabteils in Holzlatten-Ausführung lagert er seine Erinnerung seines
studentischen Wohnens in München in seinem „Speicher“ ab.
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