Theatermagier Erwin Piplits und Jazz-Urgestein Hans
 Salomon ausgezeichnet

 

erstellt am
11. 04. 14
11.30 MEZ

Wien (rk) - Mitreissende Jazzrhythmen sorgten für brodelnde Stimmung im Rathaus: Theatermagier Erwin Piplits und Jazz-Urgestein Hans Salomon wurden am 10.04. im Wiener Rathaus mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Unter den zahlreichen Gästen gesichtet: Dagmar Koller, StR a. D. Franz Mrkvicka, Christoph Huber, Chef Porgy&Bess, SPÖ-Kultursprecher Ernst Woller, ÖVP-Kultursprecher Bernhard Dworak, NR-Präsidentin a. D. Heide Schmidt.

"Erwin Piplits und Hans Salomon haben das künstlerische Leben der Stadt und weit darüber hinaus geprägt", so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Erwin Piplits hat das Theater revolutioniert. Er hat Theaterräume erfunden und gefunden. Er und Ulrike Kaufmann haben mit großer Beharrlichkeit im Odeon einen einzigartigen authentischen international angesehenen Ort für Theater. Hans Salomon hat in einer Stadt, die eigentlich für Klassik bekannt ist, mit Jazz reüssiert. Er hat als internationale Jazzgröße mehr als 35 Jahre im Orchester der Vereinigten Bühnen Wien gewirkt."

"Erwin Piplits ist einer der bedeutendsten Vertreter des europäischen Theaters", so der Laudator Karl Regensburger, Intendant des Impulstanz Festivals. "Gemeinsam mit Ulrike Kaufmann hat er etwas Seltenes geschaffen, ein freies Theater. Es ist ein Theater, das die Zeichen der Zeit begreift. In Zahlen ausgedrückt: 50 Produktionen, ein 130-köpfiges Ensemble, ein Publikum im siebenstelligen Bereich und Gastspiele an mehr als 150 internationalen Spielorten".

"Hans Salomon hat eine ganze Generation von Saxophonisten gefördert und geprägt", betonte Laudator Horst Hausleitner. "In den USA stand er gemeinsam mit den Giganten des Jazz auf der Bühne. Salomon war in seinem Stil nie Purist und hatte nie Berührungsängste mit der sogenannten leichten Muse. Für ihn gibt es nur gute oder schlechte Musik."

Erwin Piplits wurde 1939 in Wien geboren. Piplits erlernte zunächst Textildruckerei. Anschließend absolvierte er ein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und arbeitete parallel dazu bei der Arena 70 und ab 1971 im Museum des 20. Jahrhunderts. 1973 gründete er zusammen mit Ulrike Kaufmann das Serapionstheater. Die beiden wandten sich von bürgerlich-konventionellen Vorstellungen und Stückvorlagen ab und orientierten sich an konkreter und visueller Poesie, aus der szenisch Neues wuchs. Piplits erprobte eine neue Bildsprache, arbeitete mit Kunstfiguren, gestaltete etwa Jura Soyfers "Vineta" als poetische Traumreise und entwickelte in "Mensch und Kunstfigur" (1978) musikalisch-szenische Versuche. Seit 1980 arbeitet Erwin Piplits kontinuierlich mit dem Serapions Ensemble, sein Theater zählte schlagartig zu den wichtigsten Kultur-Adressen Wiens.

1988 übersiedelte er vom Vindobona ins Odeon, den renovierten Prunksaal der 1889 erbauten Produktbörse, der 42 Jahre lang leer gestanden hatte. Hier entstanden legendäre Produktionen wie "Axolotl Visionarr" (1988) "Kispotlatsch" (1990) oder "Lazarzus" (mit dem Wiener Kammerchor).

1993 inszenierte Piplits Mozarts "Cosi fan tutte" bei den Salzburger Festspielen, 1994 "Rusalka" (mit Franz Welser-Möst als Dirigent) am Opernhaus Zürich und 1998 "Attila", ebenfalls in Zürich. Heute besteht das Serapionstheater aus Tänzern, Schauspielern und Autodidakten aus unterschiedlichen Kulturkreisen.
Biographie Hans Salomon

Hans Salomon wurde 1933 in Wien geboren. Er lernte Klarinette und Saxophon bei Fatty George, Hans Koller und Karl Kowarik. Schon während des Studiums spielte er in verschiedenen Bands, unter anderem auch bei Fatty George und Johannes Fehring. 1954 gründete er gemeinsam mit Joe Zawinul die Austrian Allstars. 1958 ging Salomon in die Vereinigten Staaten, wo er Mitglied der Newport International Jazzband wurde. Zu dieser Zeit lernte er auch Louis Armstrong kennen. 1965 kehrte er nach Österreich zurück und wurde Musiker im Orchester der Vereinigten Bühnen. Daneben spielte er im Erich-Kleinschuster-Sextett und in der ORF-Big-Band. Kurzzeitig leitete er auch die Vienna Big Band Machine und die Blue Note Big Band.

Salomon wirkte in zahlreichen Fernsehshows mit und unternahm Tourneen mit Größen der Unterhaltungsbranche wie Peter Alexander, Udo Jürgens oder Shirley Bassey. Als Arrangeur arbeitete er unter anderem für Art Farmer, Stan Getz und Toni Stricker. Als seine berühmteste Komposition gilt "Wia a Glock'n", gesungen von Marianne Mendt, zu dem Gerhard Bronner den Text verfasste.

Im Jahr 2000 trat Hans Salomon bei den Vereinigten Bühnen in den Ruhestand. Er musiziert aber nach wie vor und managt daneben auch seit 2001 die Hip-Hop-Band "DeWieners" seines Sohnes.

 

 

 

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