Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe – Österreich erhält eine
Auszeichnung und zwei lobende Erwähnungen
Brüssel / Den Haag (europa nostra) - Der Verein Gedenkstätte Gustav Klimt erhält den Preis
der Europäischen Union für das Kulturerbe / Europa Nostra Preise 2014, Europas wichtigste Auszeichnung
im Bereich des Kulturerbes. Der Wiener Verein wird für sein besonderes Engagement für den Erhalt des
kulturellen Erbes ausgezeichnet, welches zur Rettung und Wiederherstellung des letzten Ateliers des berühmten
österreichischen Malers geführt hat. Zudem erhielten das Stadtpalais Liechtenstein in Wien für dessen
meisterhafte Erhaltung und Revitalisierung sowie der österreichische Banker Mag. Erwin Hameseder für
seine engagierte und ehrenamtliche Unterstützung des Kulturerbeschutzes lobende Erwähnungen der Jury.
Diese drei beispielhaften Leistungen aus Österreich werden - zusammen mit 26 anderen Projekten und Initiativen
aus ganz Europa - bei der Europäischen Kulturerbepreis- Verleihung am 5. Mai im Burgtheater in Wien geehrt.
Der Festakt wird in Gegenwart von Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit
und Jugend, und des weltberühmten Tenors Plácido Domingo, Präsident von Europa Nostra, stattfinden.
Kommissarin Vassiliou und Maestro Domingo werden außerdem im Rahmen dieser Veranstaltung die Grand Prix-Preisträger
bekannt geben. Schließlich wird auch der Gewinner des Publikumspreises ausgezeichnet, der in einer von Europa
Nostra durchgeführten Online-Umfrage ermittelt
wird.
Der Verein Gedenkstätte Gustav Klimt hat 14 Jahre lang darum gekämpft, die Klimt-Villa und den dazugehörigen
Garten als für jedermann zugänglichen Bereich zu bewahren. Die Jury lobte die unerschütterliche
Entschlossenheit des Vereins bei der Verfolgung seines Ziels. „Dank seiner ausdauernden und gewissenhaften Bemühungen
um die originalgetreue Wiederherstellung von Klimts Atelier sowie durch die Einführung umfangreicher Outreach-Programme,
mit deren Hilfe die Zukunft des Ateliers als nachhaltiges kulturelles Zentrum gesichert wird, hat diese Bürgerinitiative
erreicht, das Denkmal im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und das Ansehen des Künstlers weiter zu
festigen“, heißt es in der Begründung der Jury.
Das Stadtpalais Liechtenstein in Wien erhielt eine lobende Erwähnung in der Kategorie Konservierung. Nach
einem sechsjährigen umfassenden Sanierungsprogramm erstrahlt das aus dem 17. Jahrhundert stammende und im
zweiten Weltkrieg stark beschädigte Gebäude wieder in altem Glanz. Seit April 2013 können die barocken
Stuckdecken, die üppigen Neorokoko-Interieurs, die Original-Möblierung sowie die erlesenen Parkettböden
des berühmten Möbeltischlers Michael Thonet wieder von Besuchern bewundert werden. Auch ein Teil der
umfangreichen Sammlung Neo-Klassischer Kunst aus dem Besitz des Hauses Liechtenstein ist hier zu sehen.
In der Kategorie engagierter Einsatz gewährte die Jury eine lobende Erwähnung an Mag. Erwin Hameseder,
einen renommierten Banker aus Wien. Seit mehr als zehn Jahren stellt er, ganz uneigennützig, wertvolle Unterstützung
zur Verfügung und mobilisierte umfangreiche Ressourcen für die Erhaltung und Wiederherstellung verschiedener
religiöser Baudenkmäler in Österreich, darunter die Basilika Maria Taferl, eine der wichtigsten
Pilgerstätten des Landes, sowie das Benediktinerstift Göttweig mit Ursprung aus dem 11. Jahrhundert,
beide in Niederösterreich gelegen.
Die Preisverleihung ist Teil des von Europa Nostra ausgerichteten jährlichen Europäischen Kulturerbe-Kongresses,
der von 2. bis 6. Mai in Wien unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten von Österreich, Heinz
Fischer, stattfinden wird. Der Kongress wird im wesentlichen durch folgende Partner unterstützt: Die Europäische
Kommission, ihre Vertretung in Österreich, das österreichische Bundesministerium für Kunst und Kultur,
die ERSTE Stiftung, das Dorotheum, Bertelsmann sowie der ORF als Medienpartner.
Seit 2002, als der Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe / Europa Nostra Awards ins Leben gerufen
wurde, sind folgende Kulturerbe-Projekte aus ganz Österreich ausgezeichnet worden:
- Erhaltung des Grazer Landeskrankenhauses - HNO-Klinik , 2002, Graz
- Wiederherstellung der Sammlung von gotischen Architekturzeichnungen auf Papier
und Pergament, 2003, Wien
- Erhaltung der Hohen Brücke St. Georgenberg, 2004, Stans
- Wiederherstellung des Kastner-Oehler Warenhauses, 2005, Graz
- Erhaltung des Stiftes Klosterneuburg, 2006 Klosterneuburg
- Wiederherstellung der mittelalterlichen Gozzoburg, 2009, Krems
- Erhaltung der Nordkette Seilbahnstation, 2010, Innsbruck
Hintergrund
Die diesjährigen Gewinner des Preises der Europäischen Union für das Kulturerbe / Europa Nostra
Awards tragen sich in die lange Liste von Preisträgern (360 bisher) ein, die die Europäische Kommission
und Europa Nostra seit 2002 ausgezeichnet haben. Fachjurys
unabhängiger Sachverständiger aus ganz Europa bewerten die nominierten Projekte in vier Kategorien:
Restaurierung und Erhaltung; Forschung; besonderes Engagement; und Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung.
Alle Gewinner erhalten eine Plakette oder eine Statuette. Die sechs Hauptpreisträger erhalten je 10 000 EUR.
Die Preise sind durch das Kultur-Programm der Europäischen Union gefördert worden, über das zwischen 2007
und 2013 fast 40. Mio. EUR zur Kofinanzierung von Kulturerbe-Projekten bereitgestellt wurden. Fördermittel
kommen auch aus anderen von der EU finanzierten Programmen: So wurden im selben Zeitraum aus dem Europäischen
Fonds für regionale Entwicklung 6 Mrd. EUR für Schutz und Erhaltung des Kulturerbes, die Entwicklung
einer Kulturinfrastruktur und die Kofinanzierung kulturbezogener Dienstleistungen, wie Berufsbildung und Bildungsmaßnahmen
im Bereich Kunst und Kulturerbe, bereitgestellt. Weitere 150 Mio. EUR wurden seit 1998 aus den EU-Rahmenprogrammen
für Forschung und technologische Entwicklung für Kulturerbe-Projekte zur Verfügung gestellt.
Über das neue Programm
Kreatives Europa (englisch), das für die nächsten sieben Jahre mit fast 1,5 Mrd. EUR ausgestattet
ist (9 % mehr als bisher zur Verfügung stand), werden auch weiterhin länderübergreifende Kulturerbe-Projekte
gefördert.
Das Kulturerbe ist nicht nur ein Wert an sich, es leistet auch einen wesentlichen Beitrag zu Wachstum und Schaffung
von Arbeitsplätzen. Die Ausgaben für die Erhaltung des Kulturerbes durch öffentliche und private
Stellen belaufen sich auf schätzungsweise 5 Mrd. EUR pro Jahr. Aus Erhebungen (englisch) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) ergibt sich, dass 40 % des internationalen Tourismus eine Kulturdimension hat. Darüber hinaus spielt
das Kulturerbe eine Schlüsselrolle für nachhaltige Entwicklung und sozialen Zusammenhalt.
Europa Nostra ist eine wachsende Bürgerbewegung,
die sich für den Schutz des europäischen Kultur- und Naturerbes einsetzt. Mit seinem großen europaweiten
Netz von Mitgliedern (Organisationen und Einzelpersonen), assoziierten Behörden und Verbänden sowie Partnern
ist Europa Nostra ein sehr einflussreicher Lobbyist für Kulturerbe-Belange. Die Organisation setzt sich auch
für den Schutz gefährdeter Denkmäler, historischer Stätten und Landschaften in Europa ein.
2013 feierte Europa Nostra sein 50-jähriges Bestehen.
|