Förderzusagen der 2. Jurysitzung 2014 des Filmfonds Wien
Wien (filmfonds wien) - Der Filmfonds Wien fördert vier Spielfilme sowie einen Dokumentarfilm in der
Herstellung. Mit einem Nachkriegsdrama nach Christine Nöstlinger, einem Biopic über Lou Andreas-Salomé
und einer Tragikomödie über NS-Vergangenheitsbewältigung bildet das Historische einen roten Faden.
Auffällig ist die starke Präsenz weiblicher Filmschaffender: Vier der fünf in der Herstellung geförderten
Filme werden von Regisseurinnen inszeniert. Bei der zweiten Sitzung im Jahr 2014 erteilte die Jury, bestehend aus
Jakob Claussen, Peter Jäger, Alessandra Thiele, Andrea Willson und Gerlinde Seitner, insgesamt sieben Projekten
eine Zusage - eine Fördersumme in Höhe von 1.123.500 Euro wurde vergeben.
Fünf Projekte erhalten Herstellungsförderung in Gesamthöhe von 1.069.000 Euro.
Das Drama MAIKÄFER FLIEG basiert auf dem gleichnamigen Roman von Christine Nöstlinger, einer autobiografischen
Geschichte über die Erlebnisse eines Mädchens im Jahr 1945 in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die wohnungslose
Familie der 10-jährigen Christine wird in einer Wiener Villa einquartiert, wie wenig später auch russische
Besatzer, denen die Bevölkerung voreingenommen und ablehnend begegnet. Mirjam Unger inszeniert Nöstlingers
berührenden Augenzeugenbericht, eine Produktion der KGP, mit Ursula Strauss, Gerald Votava und Hilde Dalik
in den Hauptrollen.
Unterhaltsam und doch ernst und politisch tiefgründig entspinnt Chris Kraus im Drehbuch zu
DIE BLUMEN VON GESTERN eine Tragikomödie um Toto, einen Holocaustforscher, der mit Jähzorn und Aggressionen
zu kämpfen hat, und seine Begegnung mit der jungen französischen Kollegin Alice, die aufgrund ihrer jüdischen
Herkunft, ihrer Sport- und Modeaffinität zunächst so gegensätzlich erscheint und doch bald romantische
Leidenschaft in ihm entflammt. Josef Hader übernimmt die Hauptrolle, Dor Film produziert mit deutschen Ko-Partnern.
LOU SALOMÉ - WIE ICH DICH LIEBE, RÄTSELLEBEN heißt ein Drama über die russisch-deutsche
Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé, geboren 1861 in St. Petersburg, die als eine
der ersten emanzipierten Frauen gegen alle Widerstände ein unabhängiges, kosmopolitisches Leben führte.
Der Film ist eine deutsch-österreichische Ko-Produktion der Satel Film mit Avanti Media und Senator Film.
In der Hauptrolle wird Katharina Lorenz zu sehen sein.
Das mit LaiendarstellerInnen semidokumentarisch umgesetzte Drama CIAO CHÉRIE erzählt die Geschichte
von Menschen in einem Wiener Call-Shop. Der Kampf um das wirtschaftliche Überleben der Shopbesitzerin Larisa
bildet die zentrale Handlungslinie, über die Geschichten in den Telefonkabinen verfolgt der Film eine Reihe
von Schicksalen, die um Herkunft und Familie, das Bedürfnis nach Nähe und die ewige Suche nach Liebe
kreisen. Nina Kusturica inszeniert und produziert.
Der Dokumentarfilm KINDER UNTER DECK ist eine persönliche Geschichte über drei Generationen hinweg, in
deren Zentrum die transgenerationale Übertragung traumatischer Ereignisse steht. Über die Schicksale
einzelner Familienmitglieder bringt Regisseurin Bettina Henkel deutschbaltische Historie mit psychanalytischer
Aufarbeitung zusammen und reist hierfür nach Lettland und Polen - eine Produktion der FreibeuterFilm.
Zwei Projekte erhalten Projektentwicklungsförderung in Höhe von 54.500 Euro.
Michael Haneke widmet sich ein weiteres Mal dem Themenkomplex Medium und Realität: Sein neuer Spielfilm
FLASHMOB bringt eine Reihe von Personen über das Internet zusammen. Die sich entwickelnden Geschichten gipfeln
schließlich in einem finalen "Flashmob". Die Schwerpunkte der Projektentwicklung durch Wega Film
liegen bei Casting und Motivsuche.
Vor urbaner Kulisse lässt Michael Kreihsl in seinem Buch AUF REISEN unterschiedlichste Figuren aufeinandertreffen.
Die Geschichten überlappen, bedingt durch glückliche und unglückliche Zufälle, allen Personen
gemein ist ihre Gefangenheit zwischen Wünschen und Widersprüchen. Auch dieser Film wird von Wega Film
produziert.
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