Zu Hause kostenlose Beratung für SeniorInnen, bevor man Pflegefall wird
Innsbruck (lk) - Diplomierte Pflegepersonen beraten auf Wunsch Tiroler SeniorInnen ab 70 Jahren, die noch
keine Pflegeleistungen beziehen: Diesen kostenlosen präventiven Hausbesuch von bis zu zwei Stunden hat die
Landesregierung auf Antrag von Pflegelandesrat Bernhard Tilg beschlossen. Dabei steht die individuelle Beratung
zur Unterstützung der Selbstversorgungs- und Selbstpflegekompetenz der SeniorInnen im Vordergrund. „Um den
Menschen im Alter die selbstständige Lebensführung in den eigenen vier Wänden so lange wie nur möglich
zu gewährleisten, bietet das Land diesen Hausbesuch ab sofort kostenlos an“, sagt LR Tilg.
Solche Hausbesuche verzögern das Eintreten von Pflegebedürftigkeit und schöpfen gesundheitsförderliche
Potenziale aus. Zugleich werden Gesundheitsrisiken wie Mangelernährung, Fehler bei der Medikamenteneinnahme
oder Sturzfallen innerhalb der eigenen vier Wände minimiert. Beantragt werden kann diese neue Leistung bei
den 61 Gesundheits- und Sozialsprengeln sowie neun in Innsbruck tätigen Vereinen, die mobile Pflege leisten.
Erfolgreicher Testlauf mit 345 SeniorInnen
Bewährt hat sich dieses Angebot bereits in einem von der Haller Universität UMIT wissenschaftlich begleiteten
Testlauf: 345 SeniorInnen aus 13 Sozialsprengeln wurden in den vergangenen beiden Jahren zu Hause besucht. Die
Hälfte dieser im Schnitt 83,5 Jahre alten Menschen lebte allein: Sie waren in der Regel verwitwete Frauen.
Tendenziell standen hochbetagten Männern ihre Ehefrauen zur Seite. Die meisten Frauen hatten hingegen keine
Helfer im Haushalt, wurden häufig von den eigenen Kindern unterstützt. „Diese Untersuchung unterstreicht,
dass das Leben alleine im hohen Alter besonderen Risiken ausgesetzt ist, denen wir mit dem präventiven Hausbesuch
vorbeugen können“, informiert LR Tilg.
Nicht selten: Sturz in der eigenen Wohnung
So zeigte sich großer Beratungsbedarf im Zusammenhang mit Defiziten bei der motorischen Leistungsfähigkeit
in Form von Gangunsicherheit und Schwierigkeiten beim Treppensteigen. Rund 50 Prozent der Befragten gaben an, im
letzten Jahr mindestens einmal zu Sturz gekommen zu sein. Jeder dritte dieser Unfälle passierte in der eigenen
Wohnung. Neben den Informationen über sicheres Wohnen stand das Thema Pflegegeld im Vordergrund. Aufgefallen
sind 21 Personen, die trotz hoher evidenter Defizite noch überhaupt kein Pflegegeld bezogen haben.
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